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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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darauf waren die Schatten wieder verschwunden, nicht jedoch sein Gedanke an die Messerstecher. Dann tauchten plötzlich dunkle Schatten direkt vor ihnen auf. Dann verschwanden auch sie wieder.
    Die Barfer durchquerten den Canyon an seinem äußeren Rand. Sie erkannten, daß die Schatten in einem Winkel von fünfundvierzig Grad auf sie zukamen. Manny schnippte mit den Fingern wie die Grenzgängerführer, aber es war nicht nötig. Die Barfer warteten darauf, daß die bloß verschwommen zu erkennenden Gespenster Gestalt annahmen, und sie postierten sich zu fünft auf einer Linie. Diese Schatten näherten sich zu schnell und zu zielbewußt.
    Manny war der erste, und nach ihm kam Tony Puente, der den Grenzgängerbeutel mit den Signalpatronen, den Funkgeräten und den Erste-Hilfe-Kästen trug. Dann Joe Vasquez. Dann Joe Castillo mit seiner immer noch schlecht funktionierenden Hand, seinerseits gefolgt von Carlos Chacon, der ihm die Hand kaputtgeschossen hatte und den er deswegen haßte. Immer, wenn Carlos Chacon vor einer potentiellen Auseinandersetzung neben Joe Castillo stand, dachte er an zweierlei: an die Gangster – und daran, ob Joe Castillo tatsächlich verrückt genug war, um die Rachedrohungen wahr zu machen, die er mit betrunkenem Kopf ausgestoßen hatte.
    Alle wußten, daß dies mit Sicherheit ein Raubüberfall werden würde. Alle hielten diejenigen, die nach ihnen kamen, mit Fingerschnippen auf dem laufenden. Sie hatten die Pollo-Duckstellung noch nicht eingenommen, als die drei Schatten direkt vor ihnen standen. Die Schatten, die zu drei jungen Leuten in den Zwanzigern gehörten, drei Heroinabhängigen, wie sich herausstellte. Drei Gangstern.
    Die drei Männer machten keinen Bogen um sie, wie es Pollos getan hätten. Keiner von ihnen trat vor, um ein paar freundliche Worte zu wechseln, wie es Pollos getan hätten. Die drei waren direkt auf sie zugegangen, verstellten ihnen jetzt den Weg und fragten: »Wo wollt ihr hin?«
    »Dahin.« Manny deutete in eine Richtung.
    Tony Puente tat so, als sei er bei der Kletterei total außer Puste geraten, und das war er zwar wirklich, jedoch nicht so schlimm, wie er tat. Tony rang nach Luft, wischte sich mit der Hand über die Stirn und stellte seinen Beutel hin, als ob er Rast machen wolle. Bloß um die Hände frei zu haben, wenn Manny »Sabes que?« sagen würde.
    Ein anderer Gangster sagte: »Die migra läuft hier im Moment rum. Es wär besser, wenn ihr nicht dahin geht. Es wäre besser, wenn ihr hier bleibt.«
    Darauf erinnerte sich Manny Lopez an seine Pollo-Rolle und sagte: »Oooh! La migra? Danke.«
    Tony Puente kniff die Augen zusammen und schielte nach dem ersten Gangster, dann nach dem zweiten und dritten. Die Brille hatte er nicht auf. Sie waren hier auf einem schmalen Pfad oberhalb des Canyons, und während sie immer stärker gegen die Vorstellung ankämpfen mußten, daß sie hier im Dunkeln nach ein paar unvorsichtigen Schritten schnell abstürzen konnten, passierte etwas recht Merkwürdiges. Es passierte hier draußen in den Canyons zum allererstenmal.
    »Sabes que?«
    Was soll das, zum Henker? Soweit ist es ja noch gar nicht! Sie haben uns noch nicht angedroht, daß sie uns berauben wollen! Sie haben noch keine Geldforderungen gestellt! Sie haben nicht mal Waffen gezeigt!
    Tony Puente sah einen nach dem anderen an. Wer war da vorgeprescht? Wir sind noch nicht fertig, verdammt!
    Joe Vasquez sah, wer's gesagt hatte. Und es ist bemerkenswert, daß Big Ugly, der pflichteifrigste, gehorsamste und vor allem auch durchtrainierteste Barfer, eben doch schon fertig war, als er den Gangster ansah, der unabsichtlich das Stichwort gegeben hatte.
    Manny Lopez dachte: Hey, du altes Arschloch! Das ist meine Rolle!
    Der Gangster sagte es nochmals. »Sabes que?« Wißt ihr was? Dann sagte er's ihnen. Er kam ihnen mit der uralten Wir-sind-Geheimpolizisten- Geschichte , die sie hier draußen schon dutzendfach gehört hatten.
    »Wir sind judiciales«, sagte der Gangster. »Und wir brauchen erst mal 'n bißchen Geld von euch, bevor wir euch weitergehen lassen.«
    Tony Puente entschloß sich, einige Schritte weiterzugehen und sich auf die Weise zwischen den Gangster, der ihm am nächsten stand, und die Grenze zu mogeln.
    Vielleicht paßte es dem Gangster nicht, daß er sich bewegt hatte, und damit ging's los. Sehr, sehr schnell. Der Gangster stürzte sich auf Tony Puente. Er packte Tony, und Tony packte ihn. Dann hatten alle ihren Auftritt.
    Joe Vasquez hatte während der

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