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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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wird mit beiden Füßen gleichzeitig auf die Bremse treten, weil auf ihn geschossen wird! Und hinterher kann er sich leicht im Hauptquartier der judiciales wiederfinden, und dort starrt er fassungslos zwei blendend aussehende junge Stadttypen an, von denen einer wie Omar Sharif aussieht und der andere das genaue Ebenbild von Tyrone Power ist. Und die machen ihm sehr schnell klar, daß es in Tijuana ein schweres Verbrechen ist, Frauen sexuell zu beleidigen, und er erklärt ihnen, so was habe er nie getan, und er habe sogar nicht mal irgendwas in der Richtung gesagt. Er verlangt, man möge beim amerikanischen Konsulat anrufen.
    Der Stadttyp, der wie Tyrone Power aussieht, zuckt daraufhin nur die Achseln und fängt an, sein purpurfarbenes Art-Deco-Hemd aufzuknöpfen. Wenn der Softwareverkäufer fragt, warum er das tut, sagt er, auf die Weise kriege das Hemd keine Coke-Flecken.
    »Coke?« sagt der Amerikaner, der das Wort in seiner Sprache leicht auf Kokain beziehen kann. »Sie können mir da doch keinen windigen Drogenverdacht unterjubeln! Ich verlange von Ihnen, daß Sie anrufen.«
    Aber der andere, der Omar Sharif so ähnlich sieht, lächelt nur nett und packt das Coke aus – Coca-Cola, eine ganze Sechserpackung.
    Nun wollen sie mich ausgerechnet mit Soft Drinks veranlassen, ein Geständnis abzulegen, glaubt der Amerikaner. Und damit könnte er gar nicht richtiger liegen.
    Bei gewöhnlichen widerspenstigen Gefangenen gibt's hin und wieder le dan agua. Einen Schluck Wasser. Aus einem Schlauch. Unmengen und Unmengen Wasser. Nach einigen Befragungen unter Wasser sieht der diensttuende Cop wie Mark Spitz aus. Und der Gefangene sieht einem Wasserbett verzweifelt ähnlich, wie er da zitternd und bebend auf dem Fußboden liegt, angefüllt mit annähernd zwanzig Litern H 2 O aus Tijuana, mittlerweile garantiert bereit, alles auszuspucken.
    Was aber das Coca-Cola betrifft, na ja, als damals in Tijuana die Meuterei im La-Mesa-Gefängnis stattfand, waren unter anderem zahllose Gringo-Reporter erschienen, und sie wunderten sich allesamt über den seltsamen Aufzug der mexikanischen Soldaten, die mit Ginger Ale in das Gefängnis einmarschieren mußten.
    Ginger Ale? Diese verdammten Mexikaner sind offenbar verrückt nach Ginger Ale, meinten sie. Von dem Zeug gab es da an die dreißig Kästen. Die Gefangenen wußten es besser und ergaben sich umgehend.
    Jedenfalls will der Softwareverkäufer gerade ein paar blöde Bemerkungen machen, beispielsweise »Wie wär's mit etwas Jamaica Rum in mein Coke?«, als der Tyrone-Power-Typ ihm Handschellen anlegt und die gefesselten Hände auf den Rücken bindet. Während er noch losbrüllt und auf seine Rechte als amerikanischer Staatsbürger pocht, werden seine Arme an der Lehne eines Drehstuhls befestigt, und dann wird der nach hinten gekippt. Weit nach hinten. Und dann kriegt er sein Coke. Direkt in die Nase.
    Sein Kopf wird von Omar Sharif gehalten, und Tyrone Power schüttelt das Coke, bis es fast explodiert, und dann schießt ihm der Cop einen Strahl direkt in den Rüssel. Dabei kann er kaum noch nach Luft schnappen, weil ihm Omar Sharif ein Handtuch tief in den Rachen steckt.
    Schmeckt Ihnen unsere Limonade nicht? Würden Sie ein Bubble-Up bevorzugen? Wie wär's denn mit einer Bubble-Up-Margarita, vielleicht mit Tequila, vielleicht mit Salz?
    Er wird mit mehreren Sorten Limonade verwöhnt, die ihm jedoch alle gleich schlecht schmecken.
    Das Gefühl dabei ist immer wieder von Gefangenen beschrieben worden. Der eine oder andere hat gesagt, es sei ähnlich wie ein Vulkanausbruch im Gehirn. In jedem Fall fängt man sofort an, alles zu gestehen, obgleich sie einen natürlich gar nicht hören können. Und so rasch wollen sie ja auch gar nicht aufhören, weil einige Burschen ihnen während der Geständnisse schon mal Lügen aufgetischt haben, und so geben sie ihm dann noch ein paar Flaschen mehr.
    Jedenfalls gesteht er sehr bald alles, aber hören kann ihn unter anderem auch deshalb keiner, weil er dieses Handtuch im Mund hat. Sie machen bei alledem weiter ihre Arbeit und reden über alles mögliche, und er will nach ihnen treten und brüllt und möchte um sich schlagen und gesteht, und keiner hört ihn! Und der Vulkan Kilauea ist schon vierunddreißigmal ausgebrochen, direkt hinter seinen Augen, die sich mehr und mehr mit flüssiger Lava füllen. Und er schreit, und er will noch lauter brüllen, und zum Schluß versucht er, schweigend zu gestehen. Irgendwas.
    Sobald sie ihn endlich in Ruhe

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