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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Sergeants, verflucht und zugenäht, und ihr unterschreibt Papiere, ohne wenigstens mit der Hauptfigur zu reden? Dieser Mexikaner war ein Gauner! Das sind alles Gauner!«
    Ron Collins sagte: »Wenn du dich beruhigst, kann ich's dir vielleicht erklären.«
    »Ich hab nicht das geringste Interesse an deiner Erklärung!« sagte Manny Lopez. »Da gibt's gar keine Erklärung! Ihr habt uns in die Pfanne gehauen!«
    »Ich denk nicht daran, mit dir zu reden, bevor du vernünftig bist«, sagte Ron Collins.
    »Ihr habt uns in die Pfanne gehauen!« brüllte ihm Manny Lopez abermals entgegen. »Das Ganze ist eine einzige Lüge! Ich werde das nie vergessen!«
    Und das war's dann. Ron Collins und Manuel Smith zählten von diesem Zeitpunkt an wirklich nicht mehr zu den Freunden von Manny Lopez. Allen Ernstes fing er an, nicht mehr nur an ihrer Loyalität zu zweifeln, sondern sogar an ihrer Ehrlichkeit. Manny Lopez hatte von Fall zu Fall selbst ein bißchen als Verbindungsbeamter gearbeitet und wußte den Wert der Informationen und der Hilfe zu schätzen, die die amerikanische Polizei gelegentlich von den Mexikanern erhielt. Inzwischen aber glaubte er steif und fest, daß sich Manuel Smith und Ron Collins den Mexikanern gegenüber loyaler verhielten als gegenüber ihrem eigenen Department. Er befahl seinen Barfern, von Smith und Collins künftig absolut die Finger zu lassen und in ihrer Gegenwart nichts, was irgendwie verfänglich sein konnte, zu besprechen.
    »Ein Gauner ist ein Gauner«, erklärte er seinen Leuten an diesem Abend. »Und wenn er ein Dienstabzeichen trägt wie der Ganove, den ich niedergeschossen habe, ist er der größte Gauner von allen. Wenn sie uns mit ihren Kanonen kommen, machen wir's genauso. Kann schon sein, daß wir einfach die Schnauze voll davon haben, daß uns diese mexikanischen Ganovencops ihre Waffen vor die Nase halten. Alles klar, ihr Arschlöcher?«
    Nach dieser Tamez-Schießerei ging's mit den Zeitungs- und TV-Berichten erst richtig los. Die Barfer mußten für die Leute vom Fernsehen sogar Szenen nachstellen. Die Reporter gierten nach jeder Kleinigkeit, die sie von den hartgesottenen Grenzern kriegen konnten. Die Rettung aus dem Tunnel und andere Geschichten über Manny Lopez, den Revolverhelden, wurden aufgewärmt. Das mußte doch, gottverdammt noch mal, ein Heiliger sein, dem eine Frau, die im Dreck kniete, die Hand küßte. Die anderen Barfer fragten sich allen Ernstes, ob Manny nicht auf dem besten Weg war, demnächst gesalbt zu werden. Oder sich in Kürze in irgendeiner verdammten Grotte als Erscheinung zeigen würde.
    Ein paar von den Veteranen wie Eddie Cervantes fingen allmählich an zu murren: »Wo waren wir denn damals? Und was sagen die Leute, wenn sie von uns reden? Manny und seine Jungs. Ist doch Scheiße.«
    Joe Castillo dagegen betete Manny Lopez an. Von jetzt an trug der junge Cop mit einemmal Seidenhemden, deren Kragen wie die Flügel einer Boeing 747 geschnitten waren und die bis zum Bauchnabel offen standen, damit man die hin und her baumelnden goldenen Kettchen und die religiöse Medaille richtig bewundern konnte. Außerdem zog er sich nicht nur an wie Manny Lopez, sondern fing auch an, Santa Fe Corona Grandes zu rauchen. Er trank Chivas Regal, obgleich er das Zeug nicht mal mochte.
    Auf einer der improvisierten BARF-Partys kippte Manny fünf Agavenschnäpse binnen einer Minute, um zu demonstrieren, was für ein Kerl er war. Joe Castillo machte es ihm nach und fiel sofort der Länge nach auf die Schnauze. Manny Lopez mußte um halb neun morgens nach Hause gefahren werden, schleppte sich aber am selben Tag höchstpersönlich zu einem Softball-Match der Barfer, bei dem, Agavenschnaps oder nicht, seine Canyonkriecher kackgelbe Mützen mit der Inschrift BARF auf der Vorderseite trugen und es fertigbrachten, sich von einem anderen Polizeiteam in einem einzigen Durchgang schlagen zu lassen. Wahr und wahrhaftig, diese Gangster entwickelten sich zu mehr als nur Machos.
    Anschließend feierten sie ihren haarscharf verpaßten Sieg natürlich mit einer noch größeren Sauferei, und Joe Castillo, der aufgeputzt und aufgedreht war wie eh und je und durchaus einiges von Boxen und Kampfsport verstand, erhob sich, zuckte lässig die Schultern, verrenkte sich, schlug mit seinen langen Händen wie mit Flügeln um sich und absolvierte sein komplettes Programm an Körpersprache, bevor er verkündete: »Mein ganzer Körper ist eine Waffe!«, um danach auf der Stelle umzukippen. Es war weiß Gott

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