Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
Vom Netzwerk:
dunkelgrünem Mohair, eine ockerfarbene Stofflampe hing von der braun vertäfelten Decke und warf ihr ungemütliches Licht auf den beige gefliesten, klobigen Tisch.
    »Herr Felten, die Herrschaften von der Kriminalpolizei suchen Sie in einer dringenden Angelegenheit. Ich habe mir erlaubt, sie zu Ihnen zu führen.«
    »Danke, Herr Diekhoff. Das ist in Ordnung.« Thore Felten hatte ein paar aufs Maul bekommen. Er sah ein wenig beleidigt aus, weil seine Unterlippe dick geschwollen war, zudem hatte er ein blutunterlaufenes Auge und einige Kratzer im Gesicht. Er passte hervorragend in dieses schäbige Zimmer.
    »Diesen Teil des Hotels haben wir noch nicht renoviert, wie Sie sicher schon festgestellt haben. Es wird spaßeshalber Separée genannt, hier nimmt das Personal seine Mahlzeiten zu sich, und ich habe mich heute auch hierhin verkrochen. Wie Sie sehen, hatte ich einen kleinen Unfall.«
    »Guten Appetit«, sagte Wencke nur. Felten löffelte gerade eine rosafarbene Creme aus einer Glasschale, sie meinte, irgendwelche krummen Krustentiere erkennen zu können, und ihr wurde ein wenig übel. In der »Inselfreude« hatte es Hühnerfrikassee gegeben, sie hatte sogar den Geschmack aus der Polizeikantine wiedererkannt, wahrscheinlich hatten sie denselben Großküchenlieferanten, und sie hatte sich zum ersten Mal seit der Ankunft auf der Insel ein wenig heimisch gefühlt.
    »Es tut mir Leid, ich habe schon gehört, dass Sie mich gesucht haben. Ich war nicht in der Lage, mit irgendjemandem zu reden. Sie müssen wissen, diese Blessuren habe ich meiner Frau zu verdanken. Herr Dr. Gronewoldt hat Ihnen ja bereits erzählt, dass sie eine Art Nervenzusammenbruch hatte.«
    »Das hat Ihre Frau angerichtet?« Wencke pfiff anerkennend und kassierte einen Hieb in die Seite. Meint war sicher unangenehm berührt von dem Verhalten seiner Chefin. Pech für ihn, sie wollte diesen Felten endlich einmal aus der Reserve locken. Wie weit ließ er sich reizen? Er trug seine Wunden geschickt zur Schau, hätte er wirklich gewollt, dass ihm in diesem Zustand niemand begegnet, dann hätte er in seiner riesigen Wohnung gegessen und nicht hier.
    »Haben Sie sie denn inzwischen wieder eingefangen?«
    Nun schaute Felten sie doch sehr erstaunt an.
    »Eingefangen? Sie können sich nicht vorstellen, welche Sorgen ich mir um sie mache, Frau Tydmers. Es mag für Sie ja eine alltägliche Sache sein, so ein Mord und die ganzen Emotionen, die er auslöst. Aber ich kenne meine Frau, sie ist schwer depressiv und der Tod von Frau Polwinski hat sie in eine tiefe Krise gestürzt.«
    »Aber die Polizei benachrichtigt haben Sie noch nicht, soviel ich weiß.«
    »Nein, in Absprache mit ihrem Therapeuten habe ich davon abgesehen, da wir ihr eine Chance geben wollen, zu sich selbst zu finden und nach Hause zu kommen. Seien Sie sich sicher, Frau Tydmers, wir machen uns unsere Gedanken darüber.«
    Wencke lachte kurz auf.
    »Sie genehmigen sich in Seelenruhe einen Krabbencocktail, während Ihre Frau ihr seelisches Dilemma allein ausbaden soll. Tut mir Leid, ich finde es ziemlich lachhaft, dieses Getue, und ich werde umgehend bei Herrn Ellers eine Suchaktion einleiten lassen.«
    Dies war anscheinend der Punkt, den sie überschreiten musste, denn nun sprang er auf und riss dabei seine feine Zwischenmahlzeit vom Tisch, die sämige Mayonnaise lief langsam auf den ausgetretenen Teppich.
    »Das werden Sie nicht tun! Um Gottes willen, mischen Sie sich nicht in Sachen ein, die in meine Privatsphäre gehören. Unterstehen Sie sich!«
    Meint trat nach vorn, und einen Moment dachte Wencke, er wolle nur wieder beschwichtigende Worte finden, doch auch ihr Kollege schien ihre Fährte gefunden zu haben.
    »Es geht hier nicht um Ihre Privatsphäre, Herr Felten, es geht um unsere Ermittlungen in einem Mordfall. Und dass Sie dort zwangsläufig mit hineingezogen werden, gehört nun mal dazu. Bitte lassen Sie uns unsere Arbeit machen.«
    »Ich will Ihnen weiß Gott keine Steine in den Weg legen, aber was hat meine Frau damit zu tun?«
    »Das kann ich Ihnen genau sagen. Frau Polwinski ist mit einem Beruhigungsmittel betäubt worden, wie es bei Ihrer Frau im Arzneischränkchen steht.« Wencke versuchte erst gar nicht, in ruhigem Ton mit ihm zu reden. »Anschließend hat man sie schlafend und nackt in einen Tiefkühlraum gelegt, wo sie dann erfroren ist. Heute Nachmittag haben wir dann ausgerechnet im Nähatelier Ihrer Frau, hinter einigen Stoffballen versteckt, die Bekleidung von Frau Polwinski

Weitere Kostenlose Bücher