Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
Vom Netzwerk:
Strömen und du stehst immer noch hier und versuchst alle zum Narren zu halten!«
    Sun Bings Leibwache kam herbeigerannt. Der Präfekt zog einen Dolch aus seinem Ärmel, packte Sun Bing von hinten und sagte: »Keiner bewegt sich!«
    Sun Bing schrie wütend: »Vermaledeiter Beamter, schon wieder kommst du, um gegen meine geheiligten Kräfte anzurennen. Ich habe einen Kopf aus Eisen, Arme aus Eisen und einen Körper aus Eisen, keine Waffe kann mir etwas anhaben, kein Feuer und kein Wasser!«
    »Liebe Freunde, geht nur zur Stadtmauer, dann wißt ihr, wie es aussieht, wenn man unverwundbar ist!« Qian Ding wagte noch eine kleine Übertreibung anzufügen: »Selbst euer Schwurbruder Sun Wukong, der sich so gut aufs Kämpfen versteht, liegt dort zerfetzt.«
    »Lüge!« brüllte Sun Bing.
    »Sun Bing«, sagte der Präfekt spöttisch, »du bist also wirklich in der Lage, dich mittels deiner Rituale unverwundbar zu machen?«
    »Mein Körper ist der Körper eines Buddhawächters mit einem Panzer aus Diamant, gefeit gegen jede Waffe, auch gegen die Kanonen dieser ausländischen Hunde.«
    Qian Ding bückte sich, um einen Stein vom Boden aufzuheben und schlug diesen im Handumdrehen Sun Bing gegen die Stirn. Sun Bing ging zu Boden. Der Präfekt packte ihn am Kragen, zog ihn hoch und sagte: »Ich will den Leuten einmal zeigen, was für ein unverwundbarer Wächter des Buddha du bist.«
    Dunkles Blut lief Sun Bing über die Stirn. Es sah aus, als würden schwarze Würmer über sein Gesicht kriechen. Zhu Bajie schwang drohend seine Harke und wollte sie dem Präfekten in den Allerwertesten rammen, doch Qian Ding sprang geschickt zur Seite, drehte sich um und warf seinen Dolch mitten in den Bauch des Schwurbruders. Zhu Bajie jaulte auf und purzelte die Balustrade hinunter.
    »Freunde, habt ihr das gesehen?« rief Qian Ding. »Das sind also der Herr über euren Altar und euer Schwurbruder, die nicht einmal in der Lage sind, einem Stein oder einem Dolch zu widerstehen. Wie sollten sie dann den Waffen der Deutschen Widerstand leisten können?«
    Die vor der Bühne versammelten Rebellen begannen, an ihrer eigenen Entschlossenheit zu zweifeln; aufgeregtes Gemurmel ging durch die Reihen.
    Der Präfekt sagte: »Sun Bing, du bist doch ein tapferer Mann. Du wirst doch nicht aus reinem Egoismus ein ganzes Dorf in den Tod schicken wollen? Ich habe den Kommandanten der deutschen Truppen bereits davon überzeugen können, daß er seine Armee zurückzieht, wenn du dich ergibst. Sun Bing, du hast beachtliche Leistungen vollbracht, die alle Welt in Erstaunen versetzt haben. Indem du dich opferst, wirst du nicht nur das Leben deiner Landsleute retten, sondern dir selbst ein Denkmal setzen!«
    »Das ist der Wille des Himmels, der Wille des Himmels ...!« stöhnte Sun Bing auf. Er begann zu singen:
    »Man gibt sein Land auf, verschwendet sein Geld
    Damit der Sohn Minister wird.
    Man gibt das Volk auf,
    Das Werk von zehn Jahren an einem Morgen dahin,
    Erlangt Frieden um den Preis der Demütigung,
    Man zügelt seinen Haß.
    Doch kein Zweifel, auch der Rest des Landes wird annektiert.
    Die Anschuldigungen gegen mich hören nie auf,
    Doch die Armee des General Yue wird fortbestehen ...«
    Dann rief er: »Freunde, los, zerstreut euch!«
    Qian Ding stieg, den geschlagenen General fest im Griff, von der Bühne hinab. Die allgemeine Verwirrung, die unter der Anhängerschaft Sun Bings herrschte, erleichterte es ihm, möglichst schnell das Tor zu erreichen. In der Eile ließ er sogar sein Pferd zurück.

6.
    Der Präfekt fühlte sich wie ein Held, als er mit Sun Bing im Gewahrsam aus dem Dorf herausschritt. Doch was dann geschah, riß tiefe Wunden in sein Herz. Es wurde ihm bewußt, daß er eine noch größere Dummheit begangen hatte als tags zuvor mit dem unseligen Versuch des Geiselaustauschs. Obwohl Sun Bing sich ergeben hatte, zog Knobel seine Truppen nicht zurück. Kaum hatte er ihm Sun Bing vor die Füße geliefert, erließ Knobel den Befehl, die Kanonen abzufeuern. Die zwölf Kanonen donnerten und mit lautem Zischen flogen die Geschosse durch die Luft. Der Pulverdampf quoll aus den Mauern hervor, Flammen züngelten auf und das erschütternde Wehgeschrei der Leute war überall zu hören. Sun Bing drehte durch. Er packte den Präfekten am Hals und drückte zu. Qian Ding leistete keinen Widerstand; er wäre in diesem Moment froh gewesen, zu Tode gewürgt zu werden. Es war Ma Longbiao, der sich mit seiner Leibwache auf den fluchenden Sun Bing stürzte, ihn

Weitere Kostenlose Bücher