Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)
Sandelholzstück, das an die eiserne Schlagstange erinnert, die der Torwächter Qin Shubao benutzt. Es ist natürlich unverzichtbar.
Ein großer Hahn mit weißem Gefieder und schwarzem Kamm, die Krallen mit rotem Band zusammengebunden, wie ein wütendes kleines Kind von einem blassen Mann auf dem Arm getragen. Diese Art von Hähnen mit schwarzem Kamm ist sehr selten. Ich frage mich, wo der Präfekt den wohl aufgetrieben hat.
Eine Rolle Kordel aus frischem Rindsleder, mit einem strengen Desinfektionsgeruch nach Salpeter und Alkali. Die Kordel ist von einem hellen Blau, wie mit Pflanzensaft gefärbt.
Zwei Holzhämmer, die aus einer Ölmühle stammen und violett glänzen. Sie stammen wohl aus der Zeit des Kaisers Kangxi, denn sie sind aus sehr altem Dattelholz. Während ihres Gebrauchs in der Mühle haben sie sich mit Öl vollgesogen, wodurch sie schwerer als Eisen geworden sind. Doch das Gute daran ist, daß sie eben aus Holz und daher trotz ihres Gewichts sehr weich sind. Das ist genau das, was ich brauche: das Weiche im Starren.
Zweihundert Pfund weißer Reis in zwei riesigen geflochtenen Bambuskörben. Weißer Reis wie dieser, von ausgezeichneter Qualität, hat ein sehr feines Aroma. Hie und da schimmert er grünlich. Diesen Reis müssen sie eigens aus der Präfektur Dengzhou besorgt haben, in Gaomi gibt es keinen Reis von solcher Qualität.
Zweihundert Pfund Mehl in vier Säcken. Auf dem Stoff prangt das Siegel der Tonghe-Mühle, die in ausländischem Besitz ist.
Eine Stiege Eier mit dunkelbrauner Schale. Eines davon, das sieht man, ist das erste Ei, ein wenig blutverschmiert. Beim Anblick dieses Eis kann ich mir die junge Henne vorstellen, wie sie angestrengt ihr erstes Ei legt.
Ein großes Stück Rindfleisch auf einer Platte, so frisch, daß seine Sehnen und Muskeln noch zu zucken scheinen.
Ein riesiger Wok von beinahe zwei Metern Durchmesser, den zwei Männer tragen müssen. Ein ganzes Rind könnte man darin braten.
Außerdem hat der Dritte Song noch ein halbes Pfund Ginseng in seinem Rock. Er übergibt mir das Päckchen persönlich. Durch das Papier hindurch atme ich den typischen, herben Geruch von erstklassigen Ginsengwurzeln ein. Der Dritte Song sagt ganz verzückt: »Werter Alter Herr, diesen Ginseng hat meine Wenigkeit persönlich in der Kräuterapotheke besorgt. Ich habe mit eigenen Augen zugesehen, wie der Siebte Qin, der alte Fuchs, einen mit drei großen Eisenschlössern versperrten Schrank aus Katalpenholz geöffnet hat und daraus diesen Ginseng in einer feinen, blaugemusterten Porzellanschale hervorgeholt hat. Er sagte, wenn dieser Ginseng nicht das Beste sei, was im ganzen Land zu bekommen ist, dann dürfe ich ihm den Hals umdrehen. Dieser Ginseng ist eine solche Kostbarkeit, daß er mir allein durch seinen Geruch während des kurzen Weges zu Euch die Beine beflügelt und den Geist geklärt hat. Es war, als könnte ich fliegen und sei ein Unsterblicher.«
Ich öffne das Papier und zähle die Wurzeln, die in dieser Qualität an ihrem Hals einen rötlichen Rand aufweisen: eine, zwei, drei ... es sind insgesamt acht. Einige davon sind dick wie Eßstäbchen, die anderen dünn wie eine Bohnensprosse, alle mit einem feinen, wehenden Bärtchen – das kann doch kein halbes Pfund sein?! Ich sehe den Chef der Bediensteten des Yamen mit einem strengen Blick an, und dieser Bastard macht sofort einen Diener, setzt ein breites Lächeln auf und sagt leise: »Euren weisen Augen entgeht wirklich nichts, Werter Alter Herr – tatsächlich wiegen diese acht Wurzeln zusammen nur etwa hundertfünfzig Gramm. Doch mehr gab es in der Kräuterapotheke des Meisters Qin nicht. Der Siebte Qin sagt, wenn man diese acht Ginsengwurzeln aufkocht, kann man damit Tote wieder zum Leben erwecken. Wollt Ihr ...«
Ich winke ab und sage kein Wort. Was sollte ich auch sagen? Diese Leute sind alle verschlagener als der Teufel und gewiefter als Affen. Er beugt ein Knie und erweist mir seinen Respekt. Ein ziemlich teuer erkaufter Kniefall. Dieser Halunke! Es fehlen mindestens hundert Gramm Ginseng. Er zieht aus seiner Weste ein paar Silbermünzen und sagt: »Durchlaucht, das ist das Geld, das für den Kauf von Schweinefleisch gedacht war. Doch meine Wenigkeit dachte an das Sprichwort: ›Auf fremden Feldern düngt man nicht‹ – schließlich habt Ihr ja eine Metzgerei zu Hause, wozu also das Schweinefleisch woanders einkaufen? Deshalb hat sich Euer Diener erlaubt, Euch diese Summe einzusparen.«
Ich weiß zwar genau,
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