Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)
ein frittierter Teufel!«
Wir werfen eine Nudel nach der anderen ins Öl. Zuerst sinken sie tief darin ein, dann tauchen sie wieder auf und treiben zwischen den beiden Sandelholzstäben. Sie werden deshalb in diesem Öl frittiert, damit sich die Sandelholzstäbe mit der vitalen Energie des Weizens vollsaugen können. Der Stab wird Sun Bing durch seinen Darmausgang eingeführt und von dort durch den ganzen Körper getrieben werden. Ein auf diese Weise genährter Sandelholzstab wird gut für seine Gesundheit sein. Die »frittierten Teufel« verströmen einen köstlichen Duft, jetzt sind sie gar. Wir heben sie mit einer langen Metallzange aus dem Öl. »Iß, mein Sohn.« Er lehnt sich mit dem Rücken gegen die Hüttenwand und stopft krachend und mit überglücklichem Gesicht die kochendheißen Nudelteufelchen in sich hinein. Vorsichtig koste auch ich. Diese Nudelteufelchen haben's in sich, das sind keine gewöhnlichen Nudeln. Sie haben den Geschmack von Sandelholz, sie atmen den Geist Buddhas. Nachdem ich von der Kaiserinwitwe die Gebetskette zum Geschenk erhalten hatte, bin ich für lange Zeit zu einem strengen Buddhisten geworden. Das Holz unter dem Herd brennt heftig, das Öl im Wok zischt. Nachdem ich ein paar Nudeln gegessen habe, lege ich selbst Hand an und schneide faustgroße Stücke vom Rindfleisch ab und werfe sie ins Öl. Die beiden Sandelholzschwerter sollen sich jetzt noch zusätzlich mit der Vitalität des Fleisches anreichern und noch zarter werden. Alles für meinen Verwandten! Mein Sohn kommt näher und murmelt: »Vater, ich würde gerne Fleisch essen.«
Ich sehe ihn liebevoll an und sage: »Mein guter Sohn, dieses Fleisch ist nicht zum Essen gedacht. Ich gebe dir gleich welches vom kleinen Herd. Warte, bis erst dein Schwiegervater, der Sänger der Katzenoper, seine Strafe erleidet; dann wirst du das Fleisch essen, und er trinkt die Brühe.«
Dieser widerliche Dritte Song kommt angelaufen, um mich um Instruktionen zu bitten, was als nächstes zu tun sei. Er macht Verbeugungen und Kratzfüße und spielt mir sklavische Ergebenheit vor, als wäre ich irgendeine hochstehende Persönlichkeit. Gern spiele ich das Spiel mit, plustere mich auf und sage hüstelnd: »Für heute bist du entlassen. Das einzige, was heute noch zu tun bleibt, ist diese beiden Sandelholzpflöcke im Öl zu kochen, aber das ist keine Arbeit für dich. Geh also und widme dich anderen Aufgaben.«
»Ich darf nicht gehen.« Die Worte des Dritten Song kommen wie schleimige Lurche aus seinem schlüpfrigen Maul gekrochen. »Auch die anderen würden sich nicht wagen, zu gehen.«
»Ist es Seine Exzellenz der Präfekt, der es euch nicht erlaubt?«
»Nein, es ist nicht der Präfekt, Seine Exzellenz der Provinzgouverneur Yuan hat mir befohlen, hierzubleiben, um für Euren Schutz zu sorgen, Werter Alter Herr, Ihr seid zu wertvoll.«
Er streckt seine dreckigen Pfoten aus, langt nach einem Nudelteufelchen und stopft es sich in den Mund. Ich starre auf seine fettigen Lippen und denke: Du elender Bastard, nicht ich bin es, der wertvoll ist, sondern es ist der Schatz, den ich bei mir trage. Ich ziehe die Gebetskette der Kaiserinwitwe aus meinem Ärmel und lasse sie langsam durch meine Hände gleiten. Wie ein meditierender alter Mönch schließe ich die Augen, um meinen Geist zu sammeln. Wie könnte dieser Dreckskerl meine Gedanken erraten? Selbst dann, wenn ich gerade Hackfleisch aus dir mache: Niemals wirst du wissen, was wirklich in mir vorgeht.
4.
» Der alte Zhao Jia sitzt vor der Hütte,
›Vater, sag mir bitte,
Was denkst du?‹
Der alte Zhao denkt an ein anderes Mal,
Er denkt an Yuan, den General,
Der alte Zhao sitzt vor der Hütte,
›Vater, sag mir bitte,
Was ist geschehen?‹«
»Duett von Vater und Sohn«
aus der Katzenoper Die Sandelholzstrafe
Nach der Zerstückelung des Verbrechers Qian Xiongfei hatte ich meine Werkzeuge gesammelt und gesäubert, um noch in derselben Nacht mit meinen Schülern nach Beijing zurückzukehren. Es heißt, man soll an Orten mit schlechtem Karma nicht länger verweilen als notwendig. Gerade als ich mein Gepäck auf den Rücken geladen hatte, um mich auf die Reise zu machen, tauchte plötzlich die Leibwache Seiner Exzellenz Yuan vor mir auf und sagte streng: »Nicht so eilig, Henkersmann. Seine Exzellenz Yuan möchte dich sprechen.«
Ich bat meine Schüler, in einem Hühnerstall auf mich zu warten, ließ alles stehen und liegen und folgte dem Soldaten. Nachdem wir eine ganze Reihe von
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