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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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erst morgen werden, wenn es richtig losgeht? Was für ein Glück, daß ihr einen Landsmann wie mich habt. Unter den Dramen, die auf Erden gespielt werden, ist keines so großartig wie die Hinrichtung eines Menschen. Und unter den Methoden der Hinrichtung ist keine so illuster wie die Sandelholzfolter. Unter den Foltermeistern des chinesischen Reiches gibt es keinen Zweiten, der sich auf diese Hinrichtungsart so gut versteht wie ich. Nur weil ihr einen so fähigen Nachbarn wie mich habt, kommt ihr in den Genuß dieses weltweit einzigartigen, nie dagewesenen Schauspiels, das sich wohl kaum noch einmal wiederholen wird. Wenn das kein Glück für euch ist! Sagt selbst, ist das nicht ein unverschämtes Glück?
    »Seht den alten Zhao, das Sandelholz in der Hand
    Hört mir zu, ihr Gaffer am Rand.
    Das Gesetz des Staates bin ich hier,
    Erweiset eure Ehre mir.
    Mein Sohn wird mein Gehilfe sein,
    Staunen werden groß und klein.
    Da ist die Bühne der Akademie,
    Soldaten mit Schwertern bewachen sie.
    Prinzen und Edle spielen ihre Rollen,
    Generäle tun, was sie tun sollen.
    Da ist die Hütte, da kocht das Öl,
    Wohlan, ihr Leute, so beginne das Spiel.«

3.
    Ich binde den Hahn in der Hütte fest. Das Tier legt den Kopf schief und sieht mich mit goldfunkelnden Augen an. »Xiaojia«, weise ich meinen Sohn an, »vermenge etwas Mehl mit dem frischen Wasser aus dem Krug.«
    Er legt den Kopf schief, gerade so wie der Hahn, und fragt: »Wozu denn?«
    »Tu einfach, was ich dir sage, und frag nicht soviel.«
    Während er einen Teig knetet, stelle ich fest, daß die Hütte nach vorn hin offen ist, mit Blick auf die Bühne, und hinten geschlossen. Sehr gut, genauso habe ich es mir vorgestellt. Der Boden ist ausgelegt, wie es sich gehört: lockeres, weiches Stroh und darüber goldgelbe Schilfmatten. Das frische Stroh und das frische Schilf haben einen angenehmen Duft. Mein Sandelholzstuhl steht in der Mitte der Hütte in Erwartung meines Allerwertesten. Ich trete vor den großen Wok hin und lege die beiden zu Schwertern geschnitzten Sandelholzstäbe in Öl, das mir aus dem Topf entgegenduftet. Das Sandelholz sinkt sofort auf den Boden des Topfes, nur die kantigen Enden sehen noch aus dem Öl heraus. Nach der Überlieferung muß man das Holz eigentlich drei Tage und Nächte lang in das Öl einlegen, doch dafür reicht die Zeit nicht. Aber vierundzwanzig Stunden sollten genügen, denn dieses glattpolierte Sandelholz sollte sogar, ohne daß es in Öl eingelegt worden ist, nicht allzuviel Blut aufsaugen. Mein lieber Verwandter, auch du hast wirklich Glück mit diesem Folterinstrument. Ich nehme auf meinem Stuhl Platz und beobachte, wie die rote Sonne im Westen versinkt und der Himmel in die Farben der Abenddämmerung getaucht wird. Die aus roten Pinienholzbrettern errichtete Plattform wirkt im Zwielicht düster und bedrohlich, wie eine grimmig dreinblickende Gottheit. Der Herr Präfekt versteht wirklich etwas von diesen Dingen. Die Plattform ist wirklich imposant, besonders im Abenddunst. Sie scheint bis in die Wolken zu reichen. Qian Ding, du solltest wahrhaftig Bauminister werden, du hast die Fähigkeit, wirklich große Unternehmungen zu leiten; was verschwendest du dein Talent in dieser kleinen Präfektur Gaomi? Und auch du, Sun Bing, bist eine schillernde Persönlichkeit unter den Bauerntrampeln von Dongbei. Auch wenn ich dich nicht leiden kann, weiß ich, daß du ein Drache unter den Menschen bist. Himmel und Erde würden es nicht ertragen, wenn du nicht den Heldentod auf großer Bühne sterben dürftest. Nur die Sandelholzstrafe, nur eine so Plattform sind deiner würdig. Sun Bing, du mußt dir in deinen früheren Leben viel Ehre erworben haben. Dank deines guten Karmas bist du ausgerechnet mir in die Hände gefallen, wodurch du dir ewigen Ruhm sicherst. Du wirst der Nachwelt ein großes Vermächtnis hinterlassen.
    »Vater!« Mein Sohn zeigt mir eine Schüssel mit einem mühlsteingroßen Teigklumpen darin, und sagt voller Enthusiasmus: »Der Teig ist fertig.«
    Dieser drollige Mensch, nun hat er einen ganzen Sack Mehl aufgebraucht. Auch gut, wir haben morgen einen anstrengenden Arbeitstag vor uns, und ohne einen gut gefüllten Magen werden wir nicht durchhalten können. Ich reiße ein Stück Teig ab, zwirbele es zu einer langen Nudel und werfe es in den Topf mit dem siedenden Öl. Die Nudel steigt sofort an die Oberfläche, windet sich wie ein kleiner Aal im Todeskampf. Mein Sohn klatscht freudig in die Hände: »Ein frittierter Teufel,

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