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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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und die jadegrünen Wellen eines Frühlingsstroms flossen durch meinen Körper. Meine Eskorte sah mißbilligend drein, um mich daran zu gemahnen, bloß nicht die moralischen Grundsätze über Bord zu werfen, und besser schnell ins Yamen zurückzukehren. Aber das war mir völlig gleichgültig. Ich hatte Meiniang bereits ins Herz geschlossen ...
    Der Klang von Gongs und Trommeln, begleitet von den Tönen der Maohu, und der Katzenstimmengesang fliegen wie ein Schwarm weißer Vögel über das Gelände der Tongde-Akademie hin. Zuerst strömen die Leute aus dem Volk, von den Klängen angelockt, nur in Zweier- und Dreiergruppen herbei, dann werden es immer mehr. Sie scheinen die grauenhafte Folter, die hier vor kurzem stattgefunden hat, vergessen zu haben, sie scheinen auch das Opfer vergessen zu haben, das noch immer auf der Plattform zur Schau gestellt wird. Auf der Bühne wird eine Romanze gegeben, in der ein Soldat, der in einer Herberge logiert, sich mit der liebreizenden Tochter des Hauses vergnügt. Dieser Anblick tröstet mich: Wenigstens kein Stück, das den Widerstand gegen die Deutschen preist. Gegen das, was man hier zu Gehör bekommt, dürfte selbst Seine Exzellenz Yuan nichts einzuwenden haben.
    »Werter Herr Soldat, darf ich fragen, welchen Wein Ihr trinkt?
    Ich hätte gern etwas von dem roten Frauenwein, der wie Pflaumen duftet.
    Bei uns gibt es keinen roten Frauenwein,
    Das kann nur der Duft der großen Schwester sein.
    Werter Herr Soldat, darf ich fragen, welches Fleisch ihr eßt?
    Ich würde gern das Fleisch des himmlischen Phönix kosten.
    Bei uns gibt es kein Phönixfleisch, mein Bester,
    Der einzige Phönix hier ist Eure große Schwester.«
 
    Wirklich bezaubernd, wie die Wirtstochter dort auf der Bühne mit ihrer hübschen Figur dem Soldaten schöne Augen macht. Während sie dem Soldaten Fragen stellt, scheint sie ein Kleidungsstück nach dem anderen abzulegen. Es handelt sich um ein kleines Stück, das sich die Katzenoper angeeignet hat, eine romantische Komödie über die Liebe zwischen jungen Leuten, leicht und unterhaltsam. Sicher, ich habe schon graue Schläfen und bin in einem gesetzten Alter, aber warum sollte ich mich nicht mehr mit Liebesdingen befassen? Beim Betrachten dieser Szene muß ich daran denken, wie Meiniang mir im östlichen Salon aus diesen Opern vorgesungen hat ... Meiniang, ach, Meiniang, wie viele Momente der Ekstase hast du mir beschert ... dein Jadekörper war nackt, doch auf dem Kopf trugst du ein Katzenfell, du tanztest auf meinem Bett und klettertest über meinen Körper ... du strichst dir über das Gesicht und plötzlich verwandelte es sich in das einer herrlichen Katze ... Von deinem Körper habe ich gelernt, daß es auf der Welt kein lieblicheres Tier als die Katze gibt ... Wenn du deine rote Katzenzunge ausstrecktest, um über meinen Körper zu lecken, fühlte ich mich wie ein Unsterblicher, es gab meinem Herzen einen Stoß ... Meiniang, ach, Meiniang, wäre der Mund deines Patenonkels groß genug, würde ich dich für immer in meinem Mund halten wollen ...
    Nun sind der Soldat und das Mädchen von der Bühne verschwunden. An ihrer Stelle tritt die Katze der Gerechtigkeit auf, begleitet von den frenetischen Klängen der Gongs und Trommeln. Der Sänger präsentiert sich, indem er ein paar Runden auf der Bühne dreht, dann läßt er sich in der Bühnenmitte nieder, und beginnt, mit wohlgesetzten Pausen, zu rezitieren:
    »Ich bin Sun Bing, der Herr der Katzen. Schon früh begann ich, die Katzenoper zu singen und trat mit meiner Gesangstruppe in allen Gegenden unserer Heimat auf. Ich kann vierundachtzig verschiedene Opern singen und sämtliche Generäle und Minister der Geschichte darstellen. In meinen besten Jahren habe ich mit meinen Worten den Präfekten von Gaomi beleidigt. Verborgen unter einer Maske hat er mir den Bart ausgerissen und damit meine Theaterkarriere ruiniert. Ich habe meine Truppe einem anderen anvertraut und bin in mein Heimatdorf zurückgekehrt, um dort ein Teehaus zu eröffnen. Meine Frau, Kleiner Pfirsich hieß sie, war schön und tugendhaft, und ich hatte zwei geliebte Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Diese hassenswerten ausländischen Teufel haben unser blühendes Land besetzt und die Harmonie unserer Landschaft zerstört mit der Konstruktion der Eisenbahn. Obendrein gibt es noch diesen infamen Verräter, der unter dem Schutz der großen Mächte das Volk tyrannisiert und seine Macht ausspielt. Meine Frau haben sie auf dem Markt

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