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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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geschlagen. »Also gut! Ich werde es dir verraten.« Er sah sich verstohlen nach der Straße hin um, als ob er fürchtete, daß jemand ihn hören könnte. Es goß in Strömen, und das Wasser plätscherte in breiter Front vom Dach herab. »Immer schön leise«, sagte er. »Wenn uns jemand hört, wirst du deinen Tigerbart nie kriegen.« Er lehnte sich über den Tisch, rückte näher zu mir hin, legte mir seinen warmen Mund ans Ohr und flüsterte mir geheimnistuerisch zu: »Deine Frau geht doch täglich zu Seiner Exzellenz Qian. Auf dessen Bett liegt ein Tigerfell ausgebreitet  – und wo ein Tigerfell ist, da muß man wohl nicht lange nach dem Bart suchen? Bitte deine Frau, dir ein goldenes Barthaar mitzubringen. Nur das ist der echte Tigerbart. Du wirst sehen, es lohnt sich!«
    Als meine Frau nach Hause zurückkehrte, war der Himmel bereits schwarz wie Tinte.
    »Warum kommst du so spät?«
    Sie antwortete lachend: »Was bist du für ein großer Trottel, streng doch deinen Kopf an. Ich mußte warten, bis Seine Exzellenz alles aufgegessen hatte. Heute ist es wegen des Regens früher dunkel geworden. Warum hast du die Lampen noch nicht angezündet?«
    »Ich sticke nicht, ich lese nicht, warum sollte ich die Lampen anzünden und Öl verschwenden?«
    »Guter Xiaojia, na du verstehst dich aufs Sparen. Meinst du, es hängt von einer Tasse Öl ab, ob man arm oder reich ist? Außerdem sind wir nicht arm. Mein Patenonkel hat gesagt, daß er uns von diesem Jahr an die Steuern erläßt. Also zünde nur ruhig die Lampen an.«
    Ich entzündete die mit Sojaöl gefüllten Lampen. Sie nahm eine Haarnadel aus ihrem Haar und zog damit die Dochte höher, so daß das Zimmer hell war wie am Neujahrsfest. Im Schein der Lampen bemerkte ich, daß ihr Gesicht ganz rot war und ihre Augen ganz wäßrig, als hätte sie gerade einen halben Liter alten Wein getrunken. »Hast du getrunken?« fragte ich.
    »Du hast wirklich die feine Nase eines Kätzchens. Mein Patenonkel hatte Angst, ich würde mich verkühlen bei dem Wetter, und gab mir deshalb den Rest zu trinken, der noch im Krug war. Dieser Regen! Am Ende kommt noch die ganze Milchstraße herunter. Dreh dich nicht um, ich wechsle gerade die nassen Kleider.«
    »Was gibt es da noch zu wechseln? Komm doch gleich ins Bett!«
    »Gute Idee.« Sie lächelte fein. »Wer könnte behaupten, daß unser Xiaojia ein Dummkopf ist? Unser Xiaojia ist ein ganz Raffinierter.«
    Ein Kleidungsstück nach dem anderen landete im Holzkübel. Ihr blendendweißer Körper, feuchtglänzend wie ein Aal, war mit einem Satz auf dem Kang, zwischen den Bettüchern. Auch ich zog mich aus und stieg wie ein großer Affe mit nacktem Hintern ins Bett. Aber sie rollte sich in ihr Bettuch ein und sagte: »Idiot, laß mich in Frieden, den ganzen Tag war ich auf Achse, meine müden Knochen müssen sich ausruhen.«
    »Ich fasse dich ja gar nicht an. Aber du mußt etwas für mich tun. Du mußt mir das Barthaar eines Tigers verschaffen.«
    Sie lachte amüsiert: »Du Schwachkopf, wo sollte ich denn einen Tigerbart für dich auftreiben können?«
    »Heute hat mir jemand gesagt, daß du einen besorgen könntest.«
    »Wer war das?«
    »Das braucht dich nicht zu interessieren. Ich will einfach nur, daß du mir das Barthaar besorgst, ein krummes, goldenes.«
    Ihr Gesicht wurde puterrot, und sie schimpfte los: »Welcher verdammte Hundsfott hat dir das gesagt? Wenn der mir unter die Augen kommt, ziehe ich ihm die Haut ab und spanne sie auf eine Trommel! Sag es mir, welcher Halunke hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt?«
    »Ich sage es nicht, und wenn du mich umbringst. Ich habe es geschworen. Wenn ich es verrate, bekommst du Bauchweh.«
    Kopfschüttelnd sagte sie: »Du Hohlkopf. Deine Mutter hat dir das doch nur erzählt, um dich aufzuziehen. Denk doch einmal nach!«
    »Wie sollte meine eigene Mutter mich aufziehen wollen? Ich will einen Tigerbart, mein ganzes Leben habe ich mir einen Tigerbart gewünscht. Ich flehe dich an, hilf mir!«
    Wütend erwiderte sie: »Wo soll ich denn einen Tigerbart herbekommen? Idiot! Du bist ganz einfach ein Riesenidiot!«
    »Es gibt Leute, die sagen, auf dem Bett Seiner Exzellenz Qian liegt ein Tigerfell, und wo ein Tigerfell ist, da gibt es auch einen Tigerbart.«
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus: »Xiaojia, Xiaojia, verrate mir mal, wozu du zu gebrauchen bist.«
    »Ich bitte dich, hilf mir. Wenn du mir nicht hilfst, lasse ich dich kein Hundefleisch mehr austragen. Es heißt, du würdest Menschenfleisch

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