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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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gehört? Vorgestern haben die Zhengs ihre Ziehtochter zu Tode geprügelt, sie haben sie derart geschlagen, daß kein heiles Stück Fleisch mehr an ihr war. Wenn das keine Tragödie ist.« Dann dreht sie sich wieder zu mir um: »Schneide mir zur Abwechslung zwei Pfund getrocknetes Hundefleisch auf.« Im stillen denke ich: Du widerliches Weibsbild, für wen hältst du dich? Du bist nichts weiter als eine weiße Gans mit einem ausladenden Hinterteil, ich sollte dich schlachten und Gans in Aspik aus dir machen, dann ist Schluß mit dem dummen Geschwätz.
    Ach, hätte ich nur diesen Tigerbart, das wäre was. Aber ich habe keinen.
    An einem verregneten Nachmittag saß Onkel He in der Schenke und trank Wein. Er sah ziemlich elend aus und rollte die Augen. Er war zweifellos die Reinkarnation eines malaysischen Affen. Ich versuchte es bei ihm wegen des Tigerbarts. Ich sagte: »Onkel He, Ihr seid doch viel herumgekommen, Ihr habt doch sicher schon einmal von dem Tigerbart gehört? Ihr wißt doch bestimmt, wo man so was auftreiben kann?«
    Er antwortete amüsiert: »Xiaojia, du großes Dickerchen, was treibt eigentlich deine Frau, während du hier Fleisch verkaufst?«
    »Meine Frau bringt ihrem Patenonkel, Seiner Exzellenz Qian, Hundefleisch vorbei.«
    »So, Hundefleisch«, sagte er. »Vielleicht ist es aber auch Menschenfleisch. Das schöne weiße Fleisch deiner Frau Gemahlin, zart und duftend!«
    »Onkel He, macht Euch nicht lustig über mich, bei mir gibt es nur Schweine- und Hundefleisch, wie könnte ich Menschenfleisch verkaufen? Außerdem ist Seine Exzellenz Qian doch kein Tiger. Warum sollte er das Fleisch meiner Frau fressen?«
    Mit einem spöttischen Lachen sagte Onkel He: »Ein Tiger ist er nicht, sondern ein Drache, ein grüner Drache. Und deine Frau Gemahlin ist eine weiße Tigerin.«
    »Onkel He, Ihr erzählt ja noch mehr Unsinn als ich! Wenn Ihr einen solchen Tigerbart für mich hättet, dann würde ich die Wahrheit herausfinden.«
    »Ach, Dicker«, sagte Onkel He, »schenke mir einen Becher Wein ein, dann verrate ich dir, wo du einen Tigerbart bekommen kannst.«
    Ich beeilte mich, ihm randvoll einzuschenken, und nötigte ihn, weiterzusprechen.
    »Du weißt, daß es sich um einen Schatz handelt, den man teuer verkaufen kann.«
    »Ich will diesen Tigerbart aber doch nicht, um ihn zu verkaufen. Ich will meinen Spaß damit haben. Stellt Euch doch vor, wenn man diesen Bart trägt, sieht man auf der Straße Tiere herumlaufen, die Kleider und Hüte tragen, aber wie Menschen sprechen, das ist doch ein Riesenspaß!«
    Onkel He fragte: »Du willst also wirklich einen Tigerbart haben?«
    »Unbedingt will ich das, sogar im Traum will ich nichts anderes.«
    Onkel He gab nach. »Einverstanden. Schneide mir ein Stück Hundefleisch ab und ich werde es dir sagen.«
    »Onkel He, wenn Ihr mir nur verratet, wo ich den Tigerbart bekomme, gebe ich Euch diesen ganzen Hund zu essen, ohne eine Kupfermünze dafür zu verlangen!«
    Ohne meine Augen von ihm abzuwenden, gab ich ihm ein Hundebein.
    Onkel He kaute und schlürfte in aller Ruhe seinen Wein. Dann fragte er: »Du willst also wirklich diesen Tigerbart?«
    »Onkel He, ich habe Euch Wein gegeben und ich habe Euch Hundefleisch gegeben, wenn Ihr jetzt nicht mit der Sprache herausrückt, seid Ihr ein Gauner. Dann gehe ich nach Hause und erzähle meiner Frau, daß ich betrogen worden bin, und auch wenn Ihr meint, mich betrügen zu können, mit meiner Frau jedenfalls ist nicht zu spaßen. Die braucht nur ihren hübschen kleinen Mund zu verziehen, und schon bringt man Euch insYamen, wo sie Euch ein paar ordentliche Stockschläge verpassen werden!«
    Als Onkel He hörte, daß ich meine Frau ins Spiel brachte, beschwichtigte er mich eilig: »Ist schon gut. Ich werde es dir sagen. Aber du mußt mir schwören, daß du niemandem verraten wirst, daß du es von mir hast, ganz besonders nicht deiner Frau. Denn sonst wird der Tigerbart seine magische Kraft verlieren.«
    »Gut, gut, gut, ich werde niemandem davon erzählen, auch meiner Frau nicht, wenn ich irgend jemandem davon erzähle, soll meiner Frau der Bauch weh tun.«
    Onkel He war nicht zufrieden: »Was soll denn das für ein Schwur sein? Was hat das denn mir dir zu tun, wenn deine Frau Bauchschmerzen bekommt?«
    »Wie soll das nichts mit mir zu tun haben? Wenn meiner Frau der Bauch weh tut, dann blutet mir das Herz, wenn meine Frau Magenschmerzen hat, dann geht es mir so schlecht, daß ich bittere Tränen vergieße!«
    Onkel He gab sich

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