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Die sanfte Hand des Todes

Die sanfte Hand des Todes

Titel: Die sanfte Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbie Taylor
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Dawn: »Du kannst EKGs lesen.«
    »Ein bisschen«, antwortete Will. »Das meiste kenne ich aus dem Fernsehen. Ehrlich gesagt habe ich zunächst gedacht, das Gerät sei einfach nur kaputt. Und dann kam plötzlich diese kleine Aushilfsschwester schreiend aus dem Zimmer gestürzt, und da dachte ich bei mir: Hm, irgendwas stimmt hier nicht .«
    Sie erlebte einen Albtraum. Sie träumte. Vor ihr stand Will. Will!
    »Wie …«, krächzte sie. »Wie hast du mich gefunden?«
    Er zuckte die Achseln. »Boris und ich sind dir gefolgt, als du mit deinem Hund spazieren gegangen bist. Ich hätte
schon eine Möglichkeit gefunden, dich anzusprechen. Boris eignet sich hervorragend als Aufhänger. Aber dann hat der Junge im Café sich beim Essen verschluckt und es mir noch leichter gemacht.«
    »Ich meinte … woher kanntest du mich? Meine Adresse?«
    »Diese dicke kleine Krankenschwester … Mandy? Sie hat pausenlos geplappert. Ich habe gesagt, dass du für eine Oberschwester ziemlich jung aussiehst, und da hat sie mir deine Lebensgeschichte erzählt. Dass deine Eltern gestorben sind, woher du stammst und warum du dich für deinen Beruf entschieden hast. Und der Rest ließ sich mühelos recherchieren.«
    Die Küche kam ihr plötzlich fremd vor. Die weißen Flächen schienen im Zwielicht zu schweben, dafür waren die Ecken und die Zimmerdecke zu dunkel. Alles erschien ihr fremd. Von Wills sanfter, linkischer Art war nichts mehr übrig. Er stand jetzt aufrecht, hielt Kopf und Schultern gerade. Seine Stimme klang fest. Selbst sein Akzent hatte sich verändert, die Vokale klangen kürzer und die Konsonanten härter und kehliger. Das war nicht Will, sondern ein Fremder, der irgendwie in ihre Küche gekommen war. Es war ja so einfach, sich über leichtgläubige Frauen zu wundern, die auf Betrüger hereinfielen. Die ihre Ersparnisse und ihre Selbstachtung an einen Mann verschenkten, den sie kaum kannten. Dessen Freunde sie nie gesehen hatten. Dessen Familie sie nicht kannten. Aber es war doch anders gewesen, sie kannte Will. Sie kannte ihn von früher, sie waren in derselben Gegend aufgewachsen, sie kannten sich seit ihrem zehnten Lebensjahr.
    »Wie konntest du mir das antun?«, fragte sie. »Wir sind zusammen zur Schule gegangen!«
    Will schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Nein, sind wir nicht.«

    »Aber …« Der große blonde Junge vom Spielplatz, der den Igel aus dem Plastikbecher befreit hatte. »Du bist doch Will .«
    »Was?«
    »Will!« Dawn wurde lauter. »Der echte Will. Wie kannst du von ihm wissen, wenn du nicht er bist?«
    Der Fremde in der Küche warf ihr einen schiefen Blick zu. »Du hast mir von ihm erzählt.«
    Sie starrte ihn ungläubig an.
    »Du hast mir alles, was wichtig für mich war«, sagte er, »auf einem Silbertablett serviert. Ich musste mich nur noch darauf einlassen.«
    Wir haben ein bisschen weiter weg gewohnt.
    Will?
    Richtig.
    Dawn wurde schlecht. Ihr Herz tat weh. Der Igel. Wills Hände an ihren Wangen, mitten in der Nacht. Mr. Farnley. Clive. Sie stützte sich auf die Schublade, zog sie unwillkürlich ein Stück heraus.
    »Und du hattest nie eine Verlobte, die an Krebs gestorben ist?«
    »Nein. Aber ich habe eine Exfrau in Bromley. Sie ist gesund und munter.«
    Will schien das Ganze lustig zu finden. Dawn hatte nicht die Kraft, nach seinem richtigen Namen zu fragen. Egal, was er ihr jetzt sagte, es war bedeutungslos. Nur eine weitere Lüge.
    Will hatte sich vollkommen verändert. Er war nicht mehr ruhig und gelassen, sondern energetisch und angespannt. »Was ist überhaupt mit dir los? Warum zierst du dich so? Du hast es doch gewusst, oder?«
    »Nein!«
    »Das ist unmöglich. Mein Humpeln … der Leistenbruch … es muss dir aufgefallen sein!«

    »Ich wusste gar nichts. Und wenn, dann hätte ich es doch verdammt noch mal gesagt!«
    Schweigen.
    »Scheiße.« Will nahm seine Brille ab und strich sich die Haare aus der Stirn. »Scheiße.«
    »Wenn ich etwas geahnt hätte«, schrie Dawn, »hätte ich doch nicht mitgespielt! Wozu hätte ich das Ganze so lange mitmachen sollen?«
    »Woher soll ich das wissen?«, fuhr Will sie an. »Um etwas gegen mich in der Hand zu haben, um mich reinzureißen. Ich dachte, du spielst ein Spielchen mit mir. Ich wusste ja nicht, wie viel du weißt.«
    »Du hast meinen Hund umgebracht. Meine Milly! Meinst du im Ernst, ich hätte das zugelassen?«
    »Es musste sein! Du hast zu lange gezaudert, du brauchtest einen Tritt in den Hintern. Außerdem war sie alt, das hast du

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