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Die sanfte Hand des Todes

Die sanfte Hand des Todes

Titel: Die sanfte Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbie Taylor
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der Station.
    »Was hat er gesagt?« Mandy hatte es verpasst.
    Dawn sah ihm gedankenverloren nach. »Er hat gesagt, wir sollen den Tropf des Patienten im Auge behalten.«
    »Den Tropf?« Mandy war empört. »Ich wusste es doch, oder? Ich hab dir doch gesagt, dass er sich unmöglich benimmt. Er unterstellt uns, dass wir unsere Arbeit nicht richtig
machen. Ich war gerade erst bei Lewis drin. Sieht der Patient deiner Meinung nach so aus, als hätte er ein Problem mit der Flüssigkeitszufuhr?«
    Dawn warf einen Blick ins Einzelzimmer. Ihr Patient, der achtzehnjährige Lewis Kerr, saß aufrecht im Bett und trank Cola aus einer riesigen Zweiliterflasche.
    »Nein«, gab Dawn zu. »Wie es aussieht, kommt er gut zurecht.«
    »Er ist nicht einmal sein Patient«, schimpfte Mandy. »Der Rüpel soll bleiben, wo er hingehört, in der Chirurgie. Lewis kommt aus der orthopädischen Abteilung. Was sucht er hier oben bei einem Orthopädiepatienten? Tse!« Sie schüttelte den Kopf. »Ich sag’s Ihnen, Dawn, irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht. Finsterer Typ. Wann immer ich ihn sehe, höre ich leise Gruselmusik wie in einem Horrorfilm. Er hält sich ständig im Krankenhaus auf und schleicht auch nachts herum, selbst wenn er nicht im Dienst ist.«
    »Auf dieser Station? Er schleicht herum?«
    »Ja – überall. Clive sagt, gestern hätte er ihn in der Cafeteria so angestarrt, dass er das kalte Grausen bekommen habe. Er hätte mittags in der Schlange gestanden und plötzlich so ein komisches Gefühl gehabt, als würde er beobachtet, und als er sich umdrehte, saß der Typ ganz allein an einem Tisch und glotzte ihn an. Und Daphne aus der Orthopädie hat mir erzählt, dass sie ihm fast in die Arme gelaufen ist, als sie neulich abends eine Akte aus dem Archiv im Keller holen musste. Wie aus dem Nichts sei er aufgetaucht. Als sie wissen wollte, was er da unten mache, behauptete er, er hätte nach der Arbeit noch im Labor zu tun gehabt. Wegen der Forschungskonferenz.« Mit gesenkter Stimme fuhr Mandy fort: »Hoffentlich bekommt er eine Supervision. Würde mich kein bisschen überraschen, wenn er irgendwelche geheimen Viren züchtet, um uns alle krank zu machen.«

    Dann fügte sie noch hinzu: »Übrigens, Dawn, ich vergaß: Wir haben kein Paracetamol mehr.«
    »Was? Ich habe das Regal gestern erst aufgefüllt.«
    »Ja, aber alle Patienten wollten es. Aus irgendeinem Grund leiden alle unter starken Schmerzen. Vielleicht liegt es am Wasser? Soll ich die Schwesternschülerin ins Zentrallager runterschicken?«
    Dawn überlegte. »Nein. Ich schaue kurz auf der Intensivstation vorbei und hole uns welches.«
    So handhabten sie das oft. Sie borgten sich Medikamente oder Geräte von den benachbarten Stationen aus und brachten sie zurück, sobald die Zeit es zuließ. Dawn hatte Francine seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen. Vielleicht hätte ihre Freundin Zeit, um schnell einen Kaffee zu trinken.
    Bevor sie ging, schaute sie noch einmal ins Einzelzimmer. Warum hatte Dr. Coulton hier oben herumgestanden und einen Patienten beobachtet, der nicht einmal seiner war? Abgesehen von einem komplizierten Bruch im Unterschenkel war Lewis ein ganz normaler Patient. Sein rechtes Bein lag auf ein Kissen gestützt und steckte in einem Fixateur externe, der Lewis’ Unterschenkel umgab wie ein Käfig. Der Junge wartete auf eine größere OP, aber abgesehen davon war er putzmunter und in der Lage, sich allein zu waschen und zu essen, er brauchte nur minimale Pflege. Das Zimmer war vollgestopft mit allem, was Lewis mitgebracht hatte. Über dem Stuhl hing eine Jeans mit aufgeschnittenem Bein, auf dem Bett lagen die Sportseiten des Daily Mirror verstreut, dazu grellbunte Genesungskarten, wohin man auch blickte. Der Raum wirkte völlig verändert. Die Erinnerung an alle vorangegangenen Patienten war wie ausgelöscht und Dawn wieder in der Lage, den Raum zu betreten.
    Sie verbot sich alle weiteren Gedanken an Dr. Coulton
und machte sich auf den Weg zur Intensivstation. Besucher und Krankenhausmitarbeiter eilten von einer Station zur nächsten über die Korridore. Dr. Coulton war verschwunden. Dawns Gummisohlen quietschten leise. Das Sonnenlicht, das von der Fensterseite des Korridors hereinfiel, zeichnete ein Streifenmuster auf den gekachelten Boden. Der Himmel war klar und blau, mit einigen wenigen Schäfchenwolken. Will und Milly hatten sich für ihren Nachmittagsspaziergang gutes Wetter ausgesucht.
    Auf der Intensivstation schlug Dawn der vertraute Geruch nach

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