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Die Satanischen Verse

Die Satanischen Verse

Titel: Die Satanischen Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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Mary Wells f ür ihre pink farbenen Braniff-Flugzeuge, David Ogilvy für seine Augenklap pe, Jerry della Femina für sein »Von diesen wunderbaren Menschen, die Ihnen Pearl Harbor geschenkt haben«. Valance, dessen Agentur billige, ordinäre Sprüche bevorzugte, war in der Branche bekannt für dieses (wahrscheinlich apokryphe) »Ich werde Sie ins Jenseits befördern lassen«, eine Formulierung, die den Insidern bewies, dass der Knabe wirklich ein Genie war. Chamcha vermutete seit langem, dass er diese Geschichte mit ihren perfekten Werbeland-Ingredienzen - skandinavische Eiskönigin, zwei Schlägertypen, teure Limousine n, Valance in der Rolle des Blo feld und 007 nirgendwo zu sehen - erfunden und verbreitet hatte, wohl wissend, dass sie geschäftsfördernd war.
    Das Mittagessen war seine Art, Chamcha dafür zu danken, dass er an einem sehr erfolgreichen Spot für Slimbix (kalorienreduzierte Lebensmittel) mitgewirkt hatte. Saladin war die Stimme einer piepsigen Cartoon-Figur gewesen: Hallo, mein Name ist Cal, ich bin eine traurige Kalorie. Vier Gänge und Champagner in rauen Mengen als Belohnung dafür, die Leute zum Hungern zu überreden. Ich arme Kalorie verdiene Geld so gut wie nie. Dank Slimbix hab’ ich meinen Job verloren.
    Chamcha hatte nicht gewusst , was von Valance zu erwarten war. Was dann kam, war wenigstens ungeschminkt. »Für jemand von der gefärbten Sorte«, gratulierte Hal, »warst du gar nicht schlecht.« Und dann, ohne den Blick von Chamcha zu wenden: »Aber ich will dir mal ein paar Fakten nennen. In den vergangenen drei Monaten haben wir ein Plakat für Erdnussbutter neu fotografieren müssen, weil es ohne den kleinen Schwarzen im Hintergrund besser ankam. Wir haben den Spot einer Wohnungsbaugesellschaft neu v ertonen müssen, weil der Oberboss fand, dass sich der Sänger wie ein Schwarzer anhörte, obwohl er weiß wie ein bescheuertes Laken war und obwohl wir im Jahr zuvor einen Schwarzen hatten, bei dem, zum Glück für ihn, von einem Übermaß an Soul in der Stimme nicht die Rede sein konnte. Eine große Fluggesellschaft teilte uns mit, dass wir nicht mit Schwarzen für sie werben dürfen, obwohl Schwarze zu ihren Mitarbeitern gehören. Einmal kam ein schwarzer Schauspieler zum Vorsprechen in mein Büro, mit einem AntiRassismus-Button am Revers, eine schwarze Hand, die eine weiße Hand schüttelt.
    Ich habe zu ihm gesagt: Glaub ja nicht, dass du bei mir mit einer Sonderbehandlung rechnen kannst, mein Freund. Verstanden?
    Hast du mich verstanden?« Das ist eine Prüfung, sagte Saladin sich. »Ich hatte nie das Gefühl, irgendeiner Rasse anzugehören«, erwiderte er. Was vielleicht erklärte, weshalb Chamcha, als Hal Valance seine Produktionsfirma gründete, ganz oben auf der Liste stand und weshalb ihm schließlich der Maxim Alien angeboten wurde.
    Als von Seiten radikaler Schwarzer erste Kritik an der Aliens Show aufkam, erhielt Chamcha einen Spitznamen. Weil er eine Privatschule besucht hatte und dem verhassten Valance nahestand, nannte man ihn den »braunen Onkel Tom«.
    In Chamchas Abwesenheit hatte sich offenbar, dirigiert von einem gewissen Dr. Uhuru Simba, der politische Druck auf die Show verstärkt. »Keinen Schimmer, worin der seinen Doktor hat«, hauchte Valance in den Telefonhörer. »Unsere, äh, Rechercheure haben noch nichts herausgefunden.«
    Massenhafte Proteste, ein peinlicher Auftritt in der Sendung Das Recht auf Widerrede. »Der Typ ist gebaut wie ein beschissener Panzer.« Chamcha stellte sich die beiden vor, Valance und Simba, ein an Gegensätzlichkeit nicht zu überbietendes Paar. Es schien, als hätten die Proteste gefruchtet: Valance »entpolitisierte« die Show, indem er Chamcha rauswarf und einen blonden, teutonischen Kleiderschrank mit muskulöser Brust und Stirnlocke in die computergesteuerte Phantasiewelt holte, einen Latex-und-Quantel Schwarzenegger, eine synthetische, hochgestochen daherquatschende Ausgabe von Rutger Hauer aus Blade Runner. Weg vom Fenster waren auch die Juden: anstelle von Mimi Mamoulian würde eine vollbusige Schickse in der neuen Show auftreten. »Ich habe Dr. Simba, diesem Arschloch, geschrieben, dass die Sache damit ja wohl erledigt sei. Er hat nicht geantwortet. Er muss sich schon etwas mehr anstrengen, wenn er dieses kleine Land übernehmen will. Ich», verkündete Hal Valance, »ich liebe dieses beschissene Land. Deshalb werde ich es an die ganze Welt verkaufen, an Japan, Amerika, den Scheißargentiniern. Ich werde es verkaufen, bis

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