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Die Satanischen Verse

Die Satanischen Verse

Titel: Die Satanischen Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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Schrei von dem Treidelpfad unter der Brücke und sahen, nachdem sie hinuntergerannt waren, wie ein unauffälliger blasser Mann von mittlerer Größe und Statur, mit blondem Haar, das über haselnussbraune Augen fiel, aufsprang, ein Skalpell in der Hand, und von dem Körper einer alten Frau davonstürzte, deren blaue Perücke runtergefallen war und wie eine Qualle im Kanal trieb. Die jungen Sikhs holten den Mann mit Leichtigkeit ein und überwältigten ihn.
    Um dreiundzwanzig Uhr hatte die Nachricht, dass der Massenmörder gefasst worden sei, jeden Winkel des Stadtteils erreicht, begleitet von einem Bündel von Gerüchten: die Polizei habe den Wahnsinnigen nur widerstrebend verhaftet, die Mitglieder der Patrouille habe man zum Verhör dabehalten, Vertuschung sei nicht auszuschließen. An Straßenecken bildeten sich Menschenansammlungen, und als sich die Kneipen leerten, kam es zu einer Reihe von Schlägereien. Es entstand Sachschaden: Bei drei Fahrzeugen wurden die Scheiben eingeschlagen, ein Videogeschäft wurde geplündert, ein paar Backsteine geworfen. Zu diesem Zeitpunkt, es war halb zwölf Uhr, Samstagnacht, die Clubs und Tanzlokale entließen allmählich ihre aufgeregten, energiegeladenen Gäste, erklärte der zuständige Polizeikommissar, in Abstimmung mit den vorgesetzten Stellen, dass im Zentrum von Brickhall nunmehr der Zustand des Aufruhrs herrsche, und ließ die ganze Wucht der Londoner Polizei auf die »Aufrührer« los.
    Zum selben Zeitpunkt trat Saladin Chamcha, der mit Allie Cone in deren Wohnung mit Blick auf die Brickhall Fields zu Abend gegessen hatte, den Schein gewahrt, Anteilnahme bekundet, aufmunternde Unehrlichkeiten gemurmelt hatte, hinaus in die Nacht, traf auf eine Testudo aus behelmten Männern mit erhobenen Plastikschilden, die sich ihm in einem steten, unaufhaltsamen Trab über die Fields näherten, war Augenzeuge des Eintreffens riesiger,
    heuschreckenschwärmender Helikopter, von denen Licht wie schwerer Regen herabfiel, sah das Vorrücken der Wasserwerfer; er gehorchte einem unwiderstehlichen Urreflex, ergriff die Flucht und rannte, ni cht wissend, dass er die falsche Richtung eingeschlagen hatte, so schnell er nur konnte in Richtung Shaandaar.
    Fernsehkameras kommen gerade rechtzeitig für die Razzia im Hot Wax.
    Eine Fernsehkamera sieht das Folgende: weniger begabt als das menschliche Auge, beschränkt sich ihre Nachtsicht auf das, was die Jupiterlampen anstrahlen. Ein Helikopter schwebt über dem Nachtclub, uriniert Licht in langen goldenen Strömen; die Kamera versteht dieses Bild. Die Staatsmaschine stößt auf dessen Feinde herab. Und jetzt ist auch am Himmel eine Kamera; irgendein Nachrichtenredakteur hat die Kosten für Luftaufnahmen genehmigt, und so schießt ein Nachrichtenteam von einem anderen Helikopter herab. Es wird kein Versuch unternommen, diesen Helikopter davonzujagen. Der Lärm der Rotorblätter erstickt den Lärm der Menge. Auch in dieser Hinsicht ist das Videoaufnahmegerät weniger empfindlich als, in diesem Fall, das menschliche Ohr.
    - Schnitt. - Ein von einer Sun-gun angestrahlter Mann redet schnell in ein Mikrofon. Hinter ihm ein Durcheinander von Schatten. Doch zwischen dem Reporter und dem wirren Schattenreich steht eine Mauer: Männer in Schutzhelmen mit Schilden. Der Reporter spricht mit ernster Stimme; Molotowcocktails Plastikgeschosse verletzte Polizisten Wasserwerfer Plünderungen, natürlich beschränkt er sich auf die Fakten. Aber die Kamera sieht, was er nicht sagt. Eine Kamera ist schnell defekt oder entwendet; ihre Zerbrechlichkeit macht sie anspruchsvoll. Eine Kamera erfordert Recht, Ordnung, die dünne blaue Linie. Um sich zu schützen, hält sie sich hinter der beschirmenden Mauer, beobachtet das Schattenreich von fern und natürlich auch von oben: das heißt, sie ergreift Partei.
    - Schnitt. - Sun-guns strahlen auf ein neues Gesicht, hängebackig, gerötet. Das Gesicht bekommt einen Namen: Untertitelwörter erscheinen quer über seinem Uniformrock.
    Inspektor Stephen Kinch. Die Kamera sieht ihn als das, was er ist: ein guter Mann vor einer unmöglichen Aufgabe. Ein Vater, ein Mann, der ein Gläsche n nicht verschmäht. Er spricht: können-Sperrgebiete-nicht-dulden besserer-Schutz-für-die-Beamten-erforderlich sehen-Sie-die-Plastikschilde-fangen-Feuer. Er verweist auf organisiertes Verbrechen, politische Agitatoren, Bombenfabriken, Drogen. »Wir haben Verständnis dafür, dass manche dieser Jugendlichen glauben, sie hätten Grund zu klagen, aber

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