Die Satansbraut
liegen
sah, da dachte ich mir, daß Sie sich im Zimmer geirrt hatten. Ich hielt es für
das einfachste, die Nacht in Ihrem Zimmer zu verbringen.«
»Wenn mich dieser Bancroft das
nächste Mal zu einem Glas einladen will, dann rasiere ich ihm den Schnauzbart
mit einem stumpfen Schnitzmesser ab!« sagte ich. »Jedenfalls vielen Dank,
Celestine.« Ich sammelte Stiefel und Bluse ein. »Ich werde eine Tablette nehmen
und duschen, und danach will ich mal sehen, ob ich mich imstande fühle,
öffentlich aufzutreten.«
»Ich war nur ein einziges Mal
betrunken«, sagte sie. »Um es mal auszuprobieren. Das hat mir gereicht. Diesen
Kater werde ich nie vergessen.«
»Ich hatte so einen irren
Traum«, sagte ich. »Und dabei kam es mir vor, als sei alles Wirklichkeit.
Dieser Kerl, mit lauter blauem Nebel rundherum, stand hier im Zimmer und sprach
mit mir. Nein! Er sprach zu mir. Er ließ mich ja überhaupt nicht zu Wort
kommen.«
»Träume sind immer so
frustrierend«, sagte Celestine und nickte altklug. »Ich hatte diese Nacht auch
einen. Da war dieser wundervolle Mensch, und er war ganz verrückt nach mir. Wir
lagen zusammen auf einer riesigen Couch, und im Hintergrund spielte verträumte
Musik. Und dann, gerade, als er mich an sich reißen wollte, da kam Mutter
herein und sagte, ich müsse zur Probe!«
»Also, mein Besucher war die
ganze Zeit so redselig — ich wette, er hat nicht mal bemerkt, wie ich da im
Bett saß, oben ohne und so.«
»Vielleicht war’s ein
BH-Hausierer?« Celestine sah mich an und grinste. »Und er war frustriert, weil
Sie offensichtlich keinen BH brauchen.«
»Er hat immerfort geschwatzt,
einen Haufen Unsinn über Leute, die etwas verbrochen und daher zu büßen hätten,
aber einer von ihnen sei noch weitaus schuldiger als der Rest«, sagte ich. »Jedenfalls
hole ich mir jetzt eine Tablette, und dann wird geduscht.«
»Gut«, sagte Celestine. »Ich
warte auf Sie, dann können wir zusammen zum Frühstück hinuntergehen.«
Ich ging in mein Zimmer,
befreite mich endlich von den vermaledeiten Hot pants und duschte ausgiebig. Nach dem übrigen Hygienequatsch — immerzu dieses
Rauf-und-runter mit der Zahnbürste — und dem Haarebürsten ,
fand ich, daß ich auch ohne Tablette auskam. Ich zog einen Mini an und kehrte
in Celestines Zimmer zurück. Sie war schon angezogen, mit einem weiteren
Mikro-Mini. Meiner Meinung nach ist ein Mini ja Klasse, aber ein Mikro-Mini ist
schon wieder etwas anderes, denn wenn man sich darin nur vorbeugt, um etwas vom
Tisch zu nehmen, dann sieht man aus wie umgestülpt. Und was mich betrifft,
kommen die Männer auch, ohne daß ich mit dem Zaunpfahl winke.
Das Frühstück war wieder so
eine Selbstbedienungs-Angelegenheit, und ich gewann den Eindruck, in diesem
Hause seien wohl alle Mahlzeiten ebenso form- wie stillos. Erst waren wir nur
zu zweit, aber nacheinander gesellten sich Nina, Walter und Egan Egan zu uns. Egan sah sehr gesund aus, irgendwie
antiseptisch, wohingegen die beiden anderen wirkten, als hätten sie die Nacht
auf einem heißen Blechdach verbracht. So kam es, daß niemand viel sprach,
jedenfalls nicht, bis Tracy Dunbar zur heiteren Schar stieß. Sie trug eine
weiße Tennisbluse und dazu passende Shorts, worin sie eher sexy als sportlich
wirkte.
»Was ist denn hier los?« Sie
blickte zornig in die Runde. »Haltet ihr eine Totenwache oder was?«
»Bitte, Tracy«, sagte Nina mit
spröder Stimme. »Wenn du beweisen möchtest, daß du eine dynamische Superfrau
bist — es ist nicht nötig. Ich glaube es dir auch so.«
»Wir glauben es dir alle«,
gurrte Walter, und ich fragte mich, wie weit die beiden wohl am Vorabend
miteinander gekommen waren.
»Der liebe kleine Walter!«
Tracy musterte ihn, und ihre dicke Unterlippe kräuselte sich spöttisch. »Der
starke, große Tiger, als hübscher kleiner Schoßhund getarnt.«
Walters Gesicht rötete sich
heftig, und er verschluckte sich an einem großen Bissen Kuchen.
»Mir ist aufgefallen«, bemerkte Egan Egan mit verhaltener
Stimme, »daß gestern abend offenbar jedermann
ausführlich gefeiert hat. Glaubt mir, ich bin der letzte, der etwas gegen Spaß
hätte, aber nun haben wir den nächsten Vormittag, und es ist an der Zeit, daß
wir ernsthaft an die Arbeit gehen. Habe ich recht?«
»Selbstverständlich«, sagte
Nina.
»Jawohl!« ertönte Walters Echo,
wobei er selbstgefällig dreinblickte.
»Mir ist alles ganz egal«,
sagte Celestine, aber keiner schien auf sie zu hören.
»Wissen Sie was?« Tracy
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