Die Satansbraut
wandte
sich an Egan Egan . »Ein so
monotoner und langweiliger Schwätzer wie Sie ist mir in meinem ganzen Leben
noch nicht über den Weg gelaufen!«
»Das tut mir aber leid, Mrs.
Blount.« Er lächelte sie so freundlich wie ein Goldfisch an. »Sie haben doch
wohl nichts dagegen, wenn ich Sie >Mrs. Blount< nenne? Ich meine, ich
weiß, daß es ja nur so etwas wie ein Witz ist, nachdem ich Ihre Vorstellung gestern abend miterlebt habe, aber...«
»Werden Sie mir ja nicht frech,
junger Freund.« Sie lächelte mit schmalen Lippen. »Oder ich bringe Sie um!«
Er grinste unvermittelt. »Ich
schätze, damit haben Sie recht. Ich...«
Weiter kam er nicht. Alex
Blount stampfte ins Zimmer, ein breites albernes Schmunzeln im Gesicht.
»Heil euch allen!« Seine Stimme
donnerte mir in den Ohren, und ich bedauerte, die Tablette nicht doch genommen
zu haben. »Ich bringe euch Grüße! Ich grüße euch alle, die ihr die Nacht der
Orgien überlebt habt und gekommen seid, den Morgen zu feiern!«
»Geht das denn schon wieder
los«, murmelte Celestine. »Der König der Marktschreier hält Hof.«
»Lieber Alex«, sagte Nina mit
dünner Stimme. »In der Nacht ein bemerkenswerter Tiger« — sie warf Tracy einen
flüchtigen Seitenblick zu, — »und nicht etwa eine Schoßhund-Ausgabe. Aber
könntest du dein Organ bei Tag und besonders am Frühstückstisch bitte etwas
mäßigen? Andernfalls bekommen wir alle noch vor dem Mittagessen
Magengeschwüre.«
»Du hast ja so recht.« Alex
verbeugte sich überschwenglich. »Ich bin tiefbetrübt, daß mein Benehmen Ihnen
solche Pein verursacht, Mrs. Manning. Ich bitte demütig um Verzeihung.«
»Manning!« sagte ich. »Doch
nicht von John Manning?«
»Mein ehemaliger Mann«, sagte
Nina frostig.
»Ihr Vater?« Ich sah Celestine
an.
»Na klar.« Ihr Blick verriet
Erstaunen. »Ich dachte, das wüßten Sie.«
»Nein.« Ich schluckte. »Ich
meine, mir war nicht klar, daß John Manning Ihr Vater war.«
»Der beste Freund, den ein Mann
je haben konnte!« Alex setzte sich an den Tisch und häufte Marmelade auf den
Toast. »Der netteste und klügste Mensch, den ich je gekannt habe. Eines Morgens
schneite er zu mir herein und sagte: >Mr. Blount, Sie müssen eine Serie als
singender Cowboy machen.< Und wißt ihr was? Er hatte verdammt recht!«
»Das ist Ansichtssache«, sagte
Tracy.
»Meinetwegen!« Alex giftete sie
an. »Ich konnte nicht reiten und nicht singen, na und? Was, zum Teufel, machte
das denn aus? Die Filme haben allesamt die Kassen klingeln lassen, stimmt’s?«
»Das stimmt, Alex.« Ninas
Gesicht glich einer steinernen Maske. »Aber ich darf dich bitten, nicht zu
vergessen, daß John Manning für die fünf unglücklichsten Jahre meines Lebens
verantwortlich war — solange waren wir nämlich verheiratet.«
»Vielleicht war’s auch
umgekehrt?« warf Tracy aalglatt ein.
»Entschuldigt mich bitte«,
sagte Celestine und traf Anstalten, den Tisch zu verlassen. »Ich glaube, am
besten schmeiße ich euch den ganzen Kram hin.«
»Setz dich!« herrschte Nina sie
an. »Ich möchte keinen weiteren Ausbruch deiner kindischen Heldenverehrung,
jedesmal, wenn der Name deines Vaters fällt. Du bist alt genug, endlich darüber
hinwegzukommen. Zumindest solltest du alt genug sein, die Wahrheit zu erkennen —
und ihn als den unbarmherzigen Schuft sehen, der er war!«
Celestine nahm wieder Platz,
mit gebeugten Schultern, den Kopf gesenkt und schwer gegen die Tränen
ankämpfend. Nina beobachtete sie eine Zeitlang aus gehässig glitzernden Augen,
und die ganze Szene warf bei mir die Frage auf, was für eine Mutter sie ihrer
lieben Tochter wohl die ganzen Jahre gewesen sein mochte.
»Die goldene Ära«, sagte Egan Egan plötzlich, gerade als
die Stille unerträglich wurde. »Das Jahrzehnt der Diamanten — filmisch
gesehen.«
»Wovon, zum Teufel, reden Sie
eigentlich?« fragte Tracy.
»Von den vierziger Jahren«,
sagte er. »Der Film erreichte im Krieg seinen absoluten Höhepunkt, und der
Schwung hielt dann noch bis zum Ende des Jahrzehnts vor. Danach sind nie wieder
solche Filme gedreht worden.«
»Es wurden sogar bessere
gemacht«, sagte Tracy.
Egan sah Nina an. »Weshalb
haben Sie eigentlich aufgehört?«
»Aufgehört?« Sie gab sich einen
Ruck und wandte den bösen Blick von Celestine. »Womit?«
»Mit dem Filmen«, sagte er
ungeduldig. »Solche Musicals, wie Sie und Tracy sie zusammen gemacht haben.«
»Sie zogen nicht mehr«, sagte
sie. »Sie spielten die Kosten nicht ein.«
»Der
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