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Die Satansbraut

Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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deinen vorlauten Mund
aufmachen, wenn es viel gescheiter wäre, ihn zu halten. Ich rührte geschäftig
noch mehr Zucker in den Kaffee, den ich gar nicht trinken wollte, und hoffte
dabei, jemand anderer würde den Gesprächsfaden weiterspinnen. Dann wurde mir
unbehaglich bewußt, daß rund um den Tisch beklemmende Stille eingetreten war.
Ich blickte auf und sah, daß alle mich anstarrten.
    »Habe ich etwas falsch
gemacht?« fragte ich beklommen. »Vielleicht habe ich an Buster Keaton gedacht?«
    »Haben Sie jemals einen seiner
alten Filme gesehen, Mavis?« fragte Alex.
    »Nein.« Ich lächelte ihn matt
an. »Das war wohl vor meiner Zeit, schätze ich.«
    »Er ist 1947 gestorben«, sagte
Tracy langsam. »Und selbst wenn ich mal ganz gemein bin, könnten Sie damals
höchstens ein ganz kleines Kind gewesen sein.«
    »Ich kann mich nicht erinnern«,
sagte ich, »aber ich nehme an, Sie haben recht.«
    »Das war Alton!« Alex sah mich
an, als sei ich ein Wurm, der sich aus seinem Kuchenstück ringelte. »Ich hätte
ihn selber nicht besser beschreiben können.«
    »Er war schon tot, ehe Sie Ihr
erstes Wort gesprochen haben«, sagte Tracy langsam. »Sie haben keinen seiner
alten Filme gesehen. Wieso, zum Teufel, können Sie ihn dann so beschreiben?«
    »Es war der schlimme Traum, den
ich letzte Nacht hatte«, sagte ich. »Alton ist mir erschienen, er stand in
einem blauen Nebel und hat die ganze Zeit auf mich eingeredet.«
    »Ich weiß, wovon Sie reden«,
sagte Bert Bancroft. »Mir ist es genauso ergangen, nur war bei mir der Nebel
violett. Schreckliche kleine Wichte mit Gabeln setzten mir zu und stellten
lauter unmögliche Fragen. Selbst als ich...«
    »Seien Sie still«, sagte Alex,
ohne den Blick von mir zu wenden. »Erzählen Sie das noch mal, Mavis. Sie hatten
einen Alptraum, in dem Sie Alton Asquith sahen, in
einer Art blauem Nebel, und er hat zu Ihnen gesprochen?«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Was hat er denn gesagt?«
Tracys Stimme klang scharf und aggressiv.
    »Gott ja...« Ich lächelte
nervös. »Er sprach davon, ich müsse ihm helfen, jemanden zu finden. Nur weiß
ich nicht, wen er damit gemeint hat.«
    »Und was noch?« schnarrte Alex.
    »Daß alle dächten, er hätte
seine wunderschöne, geliebte Mary umgebracht, dabei hätte er ihr doch kein
einziges Härchen gekrümmt. Und es habe nichts mit wahrem Okkultismus zu tun, es
sei Teufelei von Menschenhand, und alle müßten für ihre Sünden büßen.« Ich
zuckte die Schultern. »Lauter solches Zeug.«
    »Erzählen Sie uns auch das
Übrige«, sagte Tracy sanft.
    »Es sei meine Pflicht, ihm bei
der Suche zu helfen — nach wem auch immer — , und John Manning zähle zu den
weniger Schuldigen jener Nacht im Keller.«
    Celestine stöhnte leise auf,
und ich hätte mich ohrfeigen können, weil ich ihre Anwesenheit vergessen hatte.
    »Es tut mir wirklich leid,
Celestine«, sagte ich. »Ich wollte ja nicht...«
    Sie schüttelte rasch den Kopf.
»Es ist nicht schlimm, Mavis. Erzählen Sie ruhig weiter.«
    »Nun ja«, mußte ich zugeben,
»ich habe seine letzten Worte kein bißchen verstanden. Etwas von den Sünden der
Väter, aber in meinem Fall sei das anders. Ich bekäme die Chance, die Sünden
der Väter zu sühnen.« Ich zuckte hilflos die Schultern. »Dann wallte dieser
blaue Nebel wie verrückt, und dann waren beide verschwunden.«
    »Die Sünden der Väter?«
wiederholte Egan bedächtig. »Das fängt nicht mal an, einen Sinn zu ergeben.
Was, zum Teufel, hatte denn Mavis' Vater mit Alton Asquith zu schaffen?«
    »Es gibt sehr wohl einen Sinn«,
sagte Celestine mit Nachdruck. »Zufällig hat Mavis letzte Nacht in meinem
Zimmer geschlafen — und ich in ihrem. Der Geist dachte, er spreche zu mir,
nicht zu ihr!«
    »Also gut«, sagte Alex
unvermittelt. »Spielen wir alle miteinander noch ein Weilchen verrückt und
glauben, Mavis habe tatsächlich einen Geist gesehen. Welcher Sinn soll denn,
zum Donnerwetter, drinstecken, wenn er sagt, John Manning zähle zu den weniger
Schuldigen jener Nacht im Keller?«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte
Celestine. »Aber ich werde es herausfinden, und wenn es mein ganzes irdisches
Leben lang dauert.«
     
     
     

5
     
    »Und wir lieben ihn!« Bert
Bancroft sang die letzte Zeile des Liedes, heiser und nicht genau nach Melodie,
und dann spielte Egan Egan das Finale, einmal die Tasten hinauf und hinunter.
    »Das«, forschte Nina mit
durchdringender Stimme, »soll die große Nummer zum Schluß des ersten Aktes
sein?«
    » Humtata , humtata

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