Die Satansbraut
befand, und das
Licht leuchtete hinter dieser Ecke. Ich schloß daraus, daß ich mich nunmehr im
Keller des Hauses befand, und wenn ich Glück hatte, fand ich von hier aus
hinauf in die Küche. Wenn ich dort Ahmid in die Arme
lief, holte er mir gewiß gern etwas zum Anziehen aus meinem Zimmer. Ich ging
auf das Licht zu und war beinahe heiterer Stimmung, weil ich so eine Ahnung
hatte, Ahmid sei der einzige Mensch im Haus, der mich
meiner Nacktheit wegen nicht angaffen würde. Aber dann bog ich um die Ecke im
Gang, und wenn meine Haare nicht schulterlang gewesen wären — ich wette, sie
hätten mir allesamt zu Berge gestanden.
Vor mir lag ein breiter Raum
mit hoher Decke, die das Ganze wie ein riesiges Gewölbe wirken ließ. Das Licht
rührte von zwei bronzenen Petroleumlaternen her, die einen unwirklich
flackernden Schein verbreiteten. Die Mauer hinten in der Halle war fürchterlich
bemalt. Auf den ersten Blick schien das Gemälde eine Spinne darzustellen, die
in ihrem Netz saß, das in alle vier Ecken der Mauer reichte, aber wenn man
genauer hinschaute, sah man, daß es keine gewöhnliche Spinne war. Sie hatte
einen Menschenkopf mit einem erschreckend bösen Gesicht, beherrscht von einer
grotesk geformten Nase. Die Augen loderten vor Bosheit, und auf dem Kopf saß
eine Krone. Aus einer Schulter wuchs eine Katze, aus der anderen eine
widerliche Kröte. Der Körper endete in Brusthöhe und teilte sich dann in die
sechs riesigen haarigen Beine einer Spinne.
Vor der Wand erhob sich ein
großer Altar, der von widerlichen braunen Flecken bedeckt war. Und am Boden vor
dem Altar lag ein Bündel, das aus Kleidung bestehen mochte. Mir war es ganz
egal, was für Kleider es waren, mir schien in diesem Moment alles recht, und
ich holte tief und zitternd Luft und ging auf das Bündel zu. Aber schon nach
drei Schritten blieb ich stehen, denn ich hatte etwas klirren gehört. Dann sah
ich, wie an einer Seitenwand eine Tür auf ging, und flüchtete in die sichere
Deckung hinter der Ecke im Gang — so blitzartig, daß ich im
Hundert-Meter-Finale der FKK-Olympiade Erste geworden wäre.
Ich peilte um die Ecke und
versuchte, mein Keuchen zu unterdrücken. Die Tür stand jetzt weit offen, und
zwei Gestalten kamen herein. Die erste trug ein langes schwarzes Gewand und
eine Maske, die einem Bockshaupt nachgebildet war. Mit einer Hand hatte die
Gestalt die nackte Celestine am Arm gepackt und zog sie hinter sich her, bis
beide am Altar angekommen waren. Aus dem benommenen Ausdruck in Celestines
Gesicht schloß ich, sie müsse entweder hypnotisiert sein oder unter Drogeneinfluß stehen.
»So wird es geschehen, mein
Kind«, sagte die schwarzgewandete Figur, und die Stimme wurde durch die Maske
so entstellt, daß ich nicht einmal sagen konnte, ob sie weiblich oder männlich
war. »Wenn die Zeit reif ist und alle hier versammelt sind.«
»Ich verstehe«, sagte
Celestine.
»Du bist das Kind, das Astaroth gewidmet war, und die Zeit ist nah, da du seine
Braut sein darfst. Dann wirst du große Gewalt haben und wirst sie nach den
Riten und Bräuchen nutzen, die ihn verpflichten, uns die Macht zu geben.«
»Ja«, sagte Celestine
gleichgültig.
»Und nun mußt du dich auf den Altar
legen und ruhen«, fuhr die maskierte Gestalt fort. »Später werde ich deinen
Körper mit Salben einreiben, die dich von den unerwünschten Einflüssen deiner
Umgebung befreien.«
»Ja«, sagte Celestine wieder.
»Lege dich auf den Altar und
ruhe...« Die Gestalt hob einen Arm und wies auf das gräßliche Wandgemälde über
dem Altar. »Und denke nur an ihn, der dein Beschützer ist.«
Celestine legte sich auf den
Rücken und blieb reglos liegen.
»Ruhe in seinen Armen, mein
Kind«, sagte die schwarz- bekittelte Figur leise.
»Später wird viel geschehen, ehe du wieder zu jenen zurückkehren kannst, die
oben wandeln, in all ihrer dummen Selbstüberschätzung!«
Die Gestalt stand wie
angewurzelt und beobachtete Celestine scharf, bis sie offenbar überzeugt
schien, daß sie schlief. Dann verließ sie den Raum, und wieder klirrte die Tür,
als sie sich hinter ihr schloß. Ich wartete ein paar Minuten, dann schlich ich
mich erneut ins Gewölbe. Das Bündel Kleider auf dem Boden gehörte uns, das sah
ich jetzt, aber das Anziehen war im Augenblick wohl nicht so wichtig. Ich trat
an den Altar und blickte auf Celestine hinab. Sie hatte die Augen geschlossen
und atmete langsam, offensichtlich schlief sie fest. Ich riß sie am Arm. »Wach
auf!« zischte ich sie an, aber
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