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Die Satansbraut

Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich kenne. Sie sagen einem nur, daß man sich waschen gehen soll, und sie
haben auch die ganze Zeit Kleider an. Tragen Sie überhaupt welche?«
    »Nur wenn es regnet«, schnarrte
ich. »Und könntest du vielleicht aufhören, mich anzustarren?«
    »Entschuldigen Sie.« Er
lächelte mich an und zeigte mir seine Zahnklammer. »Ich wollte nicht unhöflich
sein, aber Sie sind die erste, die ich nackt sehe. Außer in den Heften, die
Daddy mit nach Hause bringt und vor mir zu verstecken sucht. Aber Sie brauchen
sich meinetwegen gewiß keine Sorgen zu machen, ehrlich! Ich bin noch nicht alt
genug, um mich für Mädchen zu interessieren. Ich bin ja noch nicht mal im
Stimmbruch.«
    Mir kam ein Gedanke. »Wie lange
sitzt du denn schon hier?«
    »Ich weiß nicht genau«, sagte
er. »Schon lange, glaube ich. Ich habe mich verkrümelt, als Mr. Robinson uns
von dem alten Indianerpfad wegjagte. Ich wollte, daß wir in die Höhle gehen,
weil es darin so schön gruselig ist, aber Mr. Robinson meinte, das sei
Privatbesitz, und da hätten wir nichts zu suchen. Mr. Robinson findet immer
einen Grund, uns den Spaß zu verderben.«
    »Wie kann denn eine Höhle
Privatbesitz sein?« fragte ich.
    »Weil sie unter dem komischen
alten Haus liegt«, antwortete er prompt. »Mr. Robinson meint, es sei
wahrscheinlich ein Eingang zum Keller, und die Besitzer hätten’s nicht so gern, wenn plötzlich eine Pfadfindergruppe darin herumgeisterte.«
    »Und wie kommt man zu dieser
Höhle?« Ich versuchte, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Wenn die
Chance auch nur klein war, so schien sie immerhin besser, als durch die Haustür
gehen zu müssen.
    »Ich zeig’s Ihnen gern, wenn
Sie möchten.«
    »Und was ist mit Mr. Robinson?«
    »Der soll warten«, sagte der
Bub gleichmütig. »Als er eben vorüberging, da schien er nur besorgt, nicht
richtig verzweifelt. Ich möchte, daß er ganz außer sich ist, bis er mich
findet. So sehr, daß er mich hinauswirft.«
    Ich betrachtete ihn kritisch.
»Du haßt Mr. Robinson wirklich, nicht wahr, Alfred?«
    »Ich hasse ihn noch mehr als
meine Schwester Debbie«, sagte er. »Sie wird erst sechzehn, aber sie glaubt,
sie weiß schon alles. Nur weil sie ein paarmal verabredet war und weil ihr
Pullover anfängt, Beulen zu kriegen.«
    »Alfred!«
    »Entschuldigen Sie.« Er wirkte
ungerührt. »Wenn Sie natürlich meinen, ich soll jetzt zu Mr. Robinson
zurückgehen, dann pfeife ich mal auf meiner Trillerpfeife, dann ist er im
Handumdrehen hier.«
    »Nein, nein«, sagte ich rasch.
»Wir wollen uns lieber aufmachen und mal nach dieser Höhle schauen.«
    »Okay«, sagte er freundlich.
»Sie gehen voran.«
    Ich sah ihn mißtrauisch an,
aber ich entdeckte in den vergrößerten grauen Augen kein verräterisches
Glitzern. »Bist du ganz sicher, daß du noch keinen Stimmbruch hast?«
    »Hundertprozentig«, versicherte
er. »Es macht mir schon Kummer. Deshalb möchte ich auch, daß Sie vorangehen.«
    Das klang ganz vernünftig: so
folgte ich wieder dem Pfad, und Alfred blieb mir auf den Fersen; erst, als wir
schon fast am Haus angelangt waren, wurde mir plötzlich klar, was er gemeint
hatte, aber da war’s zu spät, um sich noch Gedanken zu machen.
    »Miss!« Ich fragte mich, ob es
nur Einbildung war, oder klang seine Stimme jetzt tatsächlich tiefer?
    »Was denn?« Ich blieb stehen
und drehte mich um.
    »Es geht hier lang.«
    Er verließ den Pfad, und ich
folgte ihm. Etwa fünf Minuten lang schlängelten wir uns durchs Unterholz, und
ich war froh, daß Alfred jetzt voranging und einen Weg durchs dichte Gebüsch
bahnte. Endlich machte er halt.
    »Da ist es«, erklärte er mit
dem Stolz eines Mannes, der einen neuen Immobilienbesitz vorweist.
    Es sah nicht gerade toll aus,
nur ein großes Loch in einer Felswand, aber was sonst sollte man von einem
Höhleneingang erwarten? Das Loch war so hoch, daß ich hineingehen konnte, ohne
mich zu bücken, aber das Tageslicht leuchtete nur ein paar Meter weit hinein,
dahinter war es unangenehm finster.
    »Danke, Alfred«, sagte ich,
wobei meine Stimme nicht sehr begeistert klang.
    »Schon gut.« Er musterte mich
langsam von oben bis unten, als sei er entschlossen, mich lange im Gedächtnis
zu behalten.
    »Warst du — hm — schon mal in
dieser Höhle?«
    Er schüttelte bedächtig den
Kopf. »Mr. Robinson hat uns ja nicht hineingelassen.«
    »Weil der Eigentümer das nicht
möchte?« fiel mir ein.
    »Es ist außerdem ein verhextes
Haus. Vor langer Zeit ist drin mal was Schreckliches

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