Die Satansbraut
gewünscht! Aber Douglas wollte mir den Gefallen nicht erweisen. Dann habe ich meine Hoffnungen auf dich gesetzt, Ryder, aber Tony hat sich in dieser Angelegenheit völlig unmöglich benommen.«
»Tony ist mit ihr verheiratet«, sagte Alexandra fröhlich. »Außerdem ist Tony immer unmöglich. Das macht einen Großteil seines Charmes aus. Du wirst ihn bestimmt auf Anhieb mögen, Sophie, und umgekehrt genauso. Und was Melissande betrifft, so kann auch sie sehr amüsant sein.«
Sophie starrte die kalt gewordenen Spiegeleier auf ihrem Teller an. Ihr lag nichts an der Bekanntschaft mit all diesen Leuten. Tony würde sie höchstwahrscheinlich auf den ersten Blick für ein Flittchen halten, wie die Männer auf Jamaika es getan hatten. Sie griff nach einem kleinen
Kuchen und biß unlustig hinein. Die Unterhaltung der anderen schwirrte an ihr vorbei, aber sie fing unwillkürlich doch einige beleidigende Bemerkungen ihrer Schwiegermutter an ihre Adresse auf.
Plötzlich spürte sie, daß Ryder sie ansah. Sie hob den Kopf und stellte fest, daß er sie anstarrte, die Gabel in halber Höhe zwischen Tisch und Mund. Was war los? Hatte sie vielleicht Butter am Kinn?
Er grinste. »Du siehst heute morgen sehr schön aus, Sophie, aber ein bißchen blaß. Meine Frau soll rosige Wangen haben. Zieh nach dem Frühstück dein Reitkostüm aus. Ich möchte dir meinen Lieblingsplatz zeigen. Im Gegensatz zu Douglas habe ich keine besondere Vorliebe für Felsklippen, die unter mir abbröckeln könnten. Nein, mein Lieblingsplatz ist ganz anders, aber er wird dir bestimmt auch gefallen.«
Das konnte sich Sophie beim besten Willen nicht vorstellen. Wahrscheinlich wollte er sie ohnehin nur an einen einsamen Ort bringen, um sie wieder zu vergewaltigen. Dabei tat ihr alles noch vom letzten Mal weh. Sie wollte nicht in seiner Nähe sein. Weil sie das aber nicht am Frühstückstisch äußern konnte, schwieg sie.
Viel lieber wollte sie den Vormittag mit Jeremy verbringen, aber noch bevor sie den Mund öffnen konnte, standen Sinjun und Jeremy vom Tisch auf, und der Junge griff nach Sinjuns Hand und lächelte zu ihr auf, und dann verließen sie zusammen das Zimmer.
Ryder sagte sanft: »Sinjun ist eine Neuentdeckung, während du und ich ein alter Hut sind, meine Liebe. Ich freue mich sehr, daß die beiden so gut miteinander auskommen. Du und ich, wir werden Jeremy später faszinieren.«
Es störte sie, daß er wußte, was in ihr vorging, und ihr mißfiel auch seine Logik, seine Vernünftigkeit. Sie hatte bisher nur sehr wenige vernünftige Männer gekannt, und auch Ryder war auf Jamaika nicht vernünftig gewesen, sondern grausam, berechnend und zynisch. Sie hätte nicht sagen können, was sie nun schlimmer fand.
Ryder wandte sich seinem Bruder zu. »Hättest du etwas Zeit für mich, während Sophie sich umzieht? Ich muß mit dir sprechen.«
Lady Lydia schoß einen letzten Pfeil ab. »Was ich dich noch fragen wollte, mein lieber Junge — wirst du auch die Harvestons zu diesem Ball einladen?«
Da ihre Söhne nicht wußten, wer mit dem »lieben Jungen« gemeint war, nickten beide ohne große Begeisterung. Ryder hätte am liebsten laut geflucht.
»Die Harvestons haben drei sehr schöne Töchter«, berichtete Lady Lydia. »Sie sind gerade von einem Besuch bei amerikanischen Verwandten in Boston zurückgekommen.« Sie warf Sophie einen schlauen Blick zu. »Das gefällt mir überhaupt nicht.«
»Mir auch nicht, Madam«, erwiderte Sophie, warf ihre Serviette auf den Teller und schob energisch ihren Stuhl zurück, bevor Jamieson ihr behilflich sein konnte. Natürlich hatte ihre Schwiegermutter mit dieser Bemerkung gemeint, daß Sophie ihr nicht gefiel, daß sie in ihren Augen ein Nichts war.
»Laß dir Zeit beim Umziehen, Sophie«, rief Alex ihr nach. »Douglas und Ryder haben nach dieser langen Trennung wahrscheinlich viel zu besprechen. Weißt du, sie stehen sich sehr nahe.«
Douglas setzte sich in seinem Arbeitszimmer hinter den Schreibtisch, während Ryder auf und ab lief. Beide wußten nicht so recht, wie sie das Gespräch beginnen sollten.
»Sie ist ein reizendes Mädchen«, sagte Douglas schließlich.
»Ja, das ist sie.«
»Sie benimmt sich aber nicht wie eine Jungvermählte. Vor deiner Ankunft hat sie die meiste Zeit allein verbracht. Sie scheint unglücklich zu sein.«
Ryder unterbrach sein nervöses Umherlaufen und fluchte herzhaft.
»Anfangs dachte ich, sie hätte Heimweh, aber das ist es nicht.«
»Nein.«
»Dieser Vorfall letzte
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