Die Satansbraut
einer Hand in die andere. »Ich nehme an, daß du dir Gedanken darüber gemacht hast, was jetzt aus all deinen Frauen und Kindern werden soll.«
»Ja, darüber habe ich gründlich nachgedacht. Zeit genug hatte ich ja während der langen Schiffsreise.«
»Was? Waren denn keine halbwegs attraktiven Damen an Bord?«
Ryder warf ihm einen strafenden Blick zu.
»Denk daran, Ryder, daß du tun konntest, was immer du nur wolltest, bevor du geheiratet hast. Genauso wie ich.«
Ryder lächelte gequält. »Ich bezweifle sehr, daß es Sophie etwas ausmachen würde, wenn ich direkt vor ihrer Nase hundert Frauen aufmarschieren ließe. Wahrscheinlich würde sie sie anflehen, mich ihr vom Halse zu halten.«
»Das kann man bei einer Frau nie wissen, nicht einmal bei einer, die den Wunsch zu haben scheint, einem die Kehle aufzuschlitzen. Du könntest dein blaues Wunder erleben, wenn Sophie von deinen vielen Weibern erfährt.«
»Ha!«
Douglas holte ein Blatt Papier aus der Schreibtischschublade. »Der letzten Aufstellung zufolge hast du sieben Kinder.« Er sah seinen Bruder forschend an. »Aber das weißt du ja, und offenbar weißt du auch schon, was du zu tun hast.«
»Ja. Ich bin jetzt ein verheirateter Mann. Es wird keine Weibergeschichten mehr geben.«
Der Graf lehnte sich zurück. »Es freut mich, daß du beschlossen hast, deiner Frau treu zu sein. Einen Harem von dieser Größe zufriedenzustellen, könnte sogar den kräftigsten Mann überfordern. Treue hat wirklich große Vorteile.«
»Ich bin ganz deiner Meinung« hörte Ryder sich zu seiner eigenen Überraschung sagen. »Es ist kaum zu glauben, daß ich dir beipflichte, aber es ist so. Nur eine einzige Frau zu begehren, ist für mich ziemlich ungewöhnlich, aber ich begehre Sophie und nur Sophie. Allmächtiger, ich weiß, daß es schier unglaublich ist, aber ich kann es nicht ändern.«
»Auch ich habe entdeckt, daß eine Ehefrau nicht mit Gold zu bezahlen ist. So etwas hätte ich früher nicht für möglich gehalten.«
»Alex ist aus gutem Holz geschnitzt. Ich bin sehr froh, daß ihr euch zusammengerauft habt.«
»An einem langen Winterabend werde ich dir erzählen, wie es dazu gekommen ist. Das wäre jedenfalls viel interessanter als über das verdammte Gespenst zu schreiben, über diese Jungfräuliche Braut.« Der Graf stand auf. »Ich würde sagen, alter Junge, daß du keine leichte Aufgabe vor dir hast. Andererseits sollte einem nichts wirklich Wichtiges so einfach in den Schoß fallen.«
»Ich schätzte sie schon jetzt, wenn es das ist, worauf du hinaus willst. Sie bedeutet mir sehr viel, mehr als du dir vorstellen kannst. Du hast mir einmal gesagt, daß ich bei Herausforderungen in Hochform komme. Je höher das Risiko, desto besser. Nun, ich werde diese Herausforderung meistern. Ich muß es einfach schaffen.«
»Du liebst sie also?«
»Red keinen Blödsinn, Douglas! Liebe ist ein Wort, das mir Übelkeit verursacht. Nein, bitte erzähl mir jetzt nicht, wie sehr du Alex anbetest und vergötterst — ich sehe auch so, daß du ganz vernarrt in sie bist. Aber Liebe? Versteh mich nicht falsch. Ich habe Sophie wirklich gern. Ich begehre sie, und sie weckt in mir ganz neuartige Gefühle. Ich möchte, daß sie erkennt, wie wichtig sie für mich ist. Das wär's, und ich finde, das genügt auch vollkommen.«
Douglas hob eine schwarze Braue und sah seinen Bruder unverwandt an.
»Du hast sie nicht wie ich auf Jamaika erlebt. Für dich ist sie ein stilles Mäuschen, ein unglückliches Mädchen. Sie ist aber ein richtiger Satansbraten, Douglas. Ich wollte sie zähmen, sie unterwerfen!« Er schüttelte den Kopf und begann wieder hin und her zu laufen. »Ich wünschte, der Satansbraten käme zurück.« Grinsend fügte er noch hinzu: »Sie hatte das frechste Mundwerk, das ich je erlebt habe, und sie hat mir ganz schön zu schaffen gemacht.«
Douglas sah ihn noch immer schweigend an.
Sophie strahlte übers ganze Gesicht. Sie konnte einfach nicht anders. Ryder hatte ihre Stute, Opal, aus Jamaika mitgebracht. Sie beugte sich vor und streichelte den schlanken Pferdehals.
»Ah, ich habe dich so vermißt«, sagte sie, warf den Kopf zurück und galoppierte davon. Sie hatte Ryder gedankt, war aber so verblüfft gewesen, daß sie ihre Gefühle nicht richtig auszudrücken vermochte. Wieder einmal hatte er sich nicht so verhalten, wie sie es von ihm erwartete. Seine Freundlichkeit, sein Verständnis und seine Güte verwirrten sie total.
Ryder hatte nur achselzuckend erwidert:
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