Die Satansbraut
Nachbarn kennenzulernen und neu eingekleidet zu werden, suchte Ryder seine früheren Mätressen auf. Natürlich wußten alle schon, daß er geheiratet hatte, denn Bea hatte sofort ein Treffen organisiert. Drei der fünf Frauen waren an einer Heirat interessiert. Er präsentierte jeder seine Namensliste und klärte sie über die guten Eigenschaften der jeweils in Frage kommenden Männer auf. Emily hatte sich vom Kindbett noch nicht ganz erholt und lag im Bett, aber sie würde bald wieder zu Kräften kommen, und er brachte sie sogar zweimal zum Lächeln. Die zwei anderen wollten ihr Glück in London versuchen. Er gab ihnen Geld und wünschte ihnen viel Glück. Was Bea betraf, so schüttelte er nur den Kopf, als sie ihm am frühen Nachmittag die Tür öffnete.
»Geschäftige Bea«, sagte er, während er sie umarmte. »Ich könnte schwören, daß du mich umbringen würdest, wenn du mich nicht so gern hättest.«
»Ja, da hast du wirklich Glück, Master Ryder.«
Sie liebte es, ihn >Master< zu nennen. Es gehörte zu ihren Lieblingsphantasien, in ihm ihren Herrn und Meister zu sehen. Bea verfügte über sehr viel gesunden Menschenverstand und hatte gleichzeitig die ausgefallensten Vorlieben von allen Frauen, die er je gekannt hatte.
»Ich habe schon gehört, daß du all deine Mätressen besuchst und ihnen mögliche Ehemänner präsentierst.«
Ryder rollte mit den Augen, während er ihr in den kleinen altmodischen Salon folgte. »Möchtest du die Liste vielleicht selbst einmal in Augenschein nehmen?«
»O nein, ich nicht, Sir. Ich werde mein Glück in London versuchen, wie Laura und Molly. Und wahrscheinlich werde ich Emily fragen, ob sie nicht mitkommen will. Sie darf jetzt einfach nicht in Depression verfallen. In diesem Zustand ist eine Frau am verwundbarsten. Ich werde dafür sorgen, daß sie nicht wieder in die Hände eines despotischen Kerls fällt. Was mir vorschwebt, ist eine eigene Pension. Ich habe genügend Geld gespart. Du bist ein großzügiger Mann, aber trotzdem ein Mann. Ich will mein eigener Herr sein, aber ich werde mir auf jeden Fall einen Liebhaber suchen, der genauso kultiviert ist wie du.«
»Es gibt keine anderen Männer, die so kultiviert sind wie ich.«
Sie knuffte ihn lachend in den Arm.
»Meine Liebe, ich möchte nicht, daß dir eine x-beliebige Pension gehört, nein, ich möchte, daß du etwas in einem sehr guten Stadtteil von London kaufst. Ich werde dir die Adresse unseres Familienanwalts in London geben, und er wird etwas Passendes für dich suchen. Außerdem bekommst du natürlich eine Pensions-Aussteuer von mir.«
»Du wirst mich vermissen, Ryder.«
»O ja, das werde ich bestimmt. Wünsch mir Glück bei meiner Ehefrau, Bea.«
»Du brauchst Glück bei einer Frau?«
»Mehr als du dir vorstellen kannst. Sie fordert mich ständig heraus.«
Als Ryder schließlich davonritt, überlegte er, ob es Sophie vielleicht Spaß machen würde, seine Sklavin zu spielen. Vielleicht könnte er sie bis November soweit haben. Ja, dann würden die Tage kürzer und kälter sein, und das bedeutete lange Stunden am Kamin. Er stellte sie sich in weichen Schleiern und mit offenen Haaren vor, und sie würde wie Salome für ihn tanzen. Diese Art von Spiel würde zu sehr viel Gelächter und Leidenschaft führen. Und dann fragte er sich plötzlich, was das Familiengespenst wohl mit »wenn sie kommen« gemeint haben mochte.
KAPITEL 17
Nach seinem Besuch bei Bea ritt Ryder zu Janes geräumigem dreistöckigen Haus am Rande des Dörfchens Hadleigh Dale, zehn Kilometer östlich von Northcliffe Hall. Schon auf der kurzen Auffahrt, die von Eichen und Linden gesäumt war, hörte er seine Kinder lärmen und lachen, und er lächelte in seliger Vorfreude.
Jane Jasper und ihre drei Helferinnen, tatkräftige junge Frauen, die er persönlich ausgewählt hatte, beaufsichtigten die im Garten spielenden Kinder, vier Jungen und drei Mädchen im Alter zwischen vier und zehn Jahren. Alle waren gut gekleidet, sauber und vergnügt, und Ryder hätte bei ihrem Anblick am liebsten laut gejubelt.
Oliver stand ein bißchen abseits, auf seine Krücken gestützt, ein großer, magerer Zehnjähriger, aber er grinste breit, während er Jaime — einem Sechsjährigen, der liebend gern seine Manneskraft unter Beweis stellte — lautstark Anweisungen gab, wie dieser Tom zu Brei schlagen könnte, einen kleinen Jungen mit Engelsgesicht, der besser fluchen konnte als jeder Seemann. John, der achtjährige Friedensstifter, versuchte
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