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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Handgreiflichkeiten zu verhindern, wobei er von einem bellenden Spaniel unterstützt wurde.
    Jaime erspähte Ryder als erster und stieß einen gellenden Freudenschrei aus. Sobald Ryder vom Pferd gesprungen war, wurde er fast umgeworfen, weil nicht nur alle Kinder ihn gleichzeitig begrüßen wollten, sondern auch noch drei kläffende Hunde.
    Alle redeten durcheinander und versuchten sich gegenseitig zu übertönen, um ihm zu erzählen, was sie während seiner langen Abwesenheit gemacht hatten — alle bis auf Jenny, die sich natürlich schüchtern im Hinter-grund hielt, einen Daumen im Mund, das Gesichtchen von dunkelbraunen Locken umrahmt. Ryder gab sich alle Mühe, jedem zuzuhören, auf alle einzugehen. Er grinste Jane über Melissas Kopf hinweg an, als das kleine Mädchen die dünnen Ärmchen um seinen Hals schlang, bis er vor gespieltem Schmerz aufheulte, was bei allen schallendes Gelächter auslöste. Jaime berichtete geradezu stolz, daß er schwimmen gelernt hatte, als Janes Assistentinnen Limonade und Kuchen herbeibrachten. Ryder nahm inmitten der plappernden Kinderschar Platz, trank seine Limonade, warf den Hunden Kuchenbrocken zu und fühlte sich pudelwohl. Jenny saß — durch zwei andere Kinder von ihm getrennt — ganz ruhig da und aß langsam und korrekt einen kleinen Zitronenkuchen.
    Erst nachdem alle anderen ihre Geschenke erhalten hatten und vollauf damit beschäftigt waren, sie auszupacken, ging er zu Jenny hinüber, die vertrauensvoll zu ihm aufblickte. Ihre großen blauen Augen — die blauen Augen der Sherbrookes, von der Farbe eines klaren Sommerhimmels — hatten keinen so leeren Ausdruck mehr wie früher. Sie lächelte, und ihr Gesicht spiegelte unverkennbare Freude wider.
    »Mein kleiner Liebling«, sagte er und kniete vor ihr nieder. Sanft zog er ihr den Daumen aus dem Mund, fuhr mit den Fingern durch ihr weiches Haar und drückte sie sodann an seine Brust. Sie seufzte leise und legte ihre Ärmchen um seinen Hals. Er küßte ihren Lockenkopf und nahm mit geschlossenen Augen begierig ihren süßen Kindergeruch in sich auf. O Gott, er liebte es so sehr, dieses Kind, das sein eigen Fleisch und Blut war!
    »Es geht ihr viel besser, Ryder. Sie ist jetzt aufnahmefähig, nimmt Anteil an ihrer Umwelt und lernt ständig Neues.«
    Ohne seine Tochter loszulassen, sah er zu Jane auf, die hinter Jenny stand.
    »Sie vermißt dich sehr, wenn du längere Zeit nicht kommst, und diesmal hat man ihr das besonders angemerkt. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Sie hat jeden Tag nach dir gefragt.«
    »Papa.«
    Ryder hielt unwillkürlich den Atem an. Jane lächelte. »Das ist ihre Überraschung für dich. Sie hat geübt, und in den letzten zwei Wochen hat sie jedesmal >Papa< gesagt, wenn ich ihr die Miniatur von dir zeigte.«
    »Papa.«
    Er hatte plötzlich einen Kloß im Hals, drückte sein Gesicht an das ihre und fühlte ihren weichen Mund an seiner Haut. »Papa«, wiederholte sie glücklich.
    »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht, Schätzlein.«
    Ihre Augen leuchteten auf, als er ein in buntes Papier eingewickeltes Schächtelchen aus seiner Tasche holte.
    Es enthielt ein goldenes Medaillon. Ryder zeigte ihr, wie man es öffnete. Auf der einen Seite war eine Miniatur von ihr, auf der anderen eine von ihrer Mutter, die bei ihrer Geburt gestorben war. Ryder erinnerte sich noch lebhaft an diese Geburt, an die nicht enden wollenden Qualen seiner Geliebten, an seine Angst und Verzweiflung, aber auch an seine Freude, als das kleine Mädchen nach dem Tod der Mutter doch noch das Licht der Welt erblickte, zwar nicht ganz unversehrt, aber doch lebendig, und das war das einzige, was für ihn zählte.
    Jane hängte Jenny das Medaillon um, und die Kleine rannte davon, um ihr Geschenk der sechsjährigen Amy zu zeigen, die jetzt schon viel häufiger lächelte als vor fünf Monaten. Ryder hörte Jenny rufen: »Papa geben! Papa geben!«
    »Du hast bei ihr wirklich Hervorragendes geleistet, Jane. Nicht nur bei ihr — bei allen Kindern. O Gott, wie ich sie vermißt habe! Wie ich sehe, geht es Olivers Beinen inzwischen viel besser. Was sagt Dr. Simons?«
    »Er glaubt nicht, daß Ollie ein Hinken zurückbehalten wird. Der Junge hat unglaubliches Glück gehabt. Und Jaimes Brandwunden an den Beinen und am Rücken sind völlig verheilt. Er ist ein Schlaukopf, verschlingt jedes Buch, das du schickst, und gibt sein ganzes Taschengeld für weitere Bücher aus. Mr. Meyers, der Buchhändler im Dorf, kennt ihn schon gut. Melissa kann sehr gut

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