Die Satansbraut
machen wir uns aber mehr Sorgen um Sie, Mrs. Smithers. Sie haben sich großartig verhalten. Findest du nicht auch, Ryder?«
Er sah sie erstaunt an. Das ängstliche, deprimierte Mädchen, das er im Haus seines Bruders erlebt hatte, war plötzlich wieder selbstsicher und tatkräftig. Er räusperte sich. »Wir werden uns um alles kümmern, als erstes um Sie, Mrs. Smithers. Ich bin stolz auf Sie, und ich bin Ihnen sehr dankbar.«
Zwei Stunden später schlief Mrs. Smithers, nachdem Dr. Pringle ihr eine ordentliche Dosis Laudanum verabreicht und ihr gebrochenes Bein geschient hatte. Der Arzt wiederholte immer wieder kopfschüttelnd: »Ich kann gar nicht begreifen, wie sie überlebt hat. Diese alte Frau ist unglaublich zäh. Sie wollte nicht aufgeben.«
Nachdem er sich verabschiedet hatte, standen Ryder und Sophie ratlos in der schmutzigen Halle herum.
»Das ist der reinste Alptraum«, murmelte Ryder. »Oh, Sophie, es tut mir ja so leid!«
Zu seiner Verwunderung grinste Sophie. »Sehen wir mal nach, ob wir in der Küche noch etwas Eßbares finden.«
Es gab nichts Eßbares, nicht einmal irgendwelche kläglichen Reste, dafür aber Ratten, die in den vergangenen drei Wochen die Küche in Besitz genommen hatten.
Cory kreischte entsetzt. »Sei still«, befahl Sophie. »Dein Geschrei geht einem ja durch Mark und Bein. Du bleibst bei Mrs. Smithers, während Mr. Sherbrooke und ich nach Lower Slaughter fahren, um Lebensmittel einzukaufen und uns nach neuen Dienstboten umzuschauen.«
»Ja«, bestätigte Ryder, immer noch völlig perplex über die plötzliche Verwandlung seiner Frau. »Ach, Tinker, hilf dem Kutscher, die Pferde zu versorgen.«
Er rieb sich die Hände. »Es geht doch nichts über eine tüchtige Herausforderung, stimmt's?«
KAPITEL 18
Es war kein Bett da.
Ryder stand wie angewurzelt auf der Schwelle und ließ seinen Blick völlig fassungslos durch das leere Schlafzimmer gleiten, das ihm von jeher mißfallen hatte, weil es dunkel und niedrig war. Die dicken goldfarbenen Vorhänge hingen noch an den langen Fenstern, aber sie waren so häßlich und fadenscheinig, daß Ryder wünschte, Dubust hätte sie mitgenommen.
Kein Bett! Das war nun wirklich der Gipfel. Sophie war erschöpft, er selbst war noch immer so wütend, daß er die Müdigkeit nicht spürte, und Mrs. Smithers schnarchte nach einem Festmahl im Nähzimmer, das in aller Eile für sie hergerichtet worden war. Cory schlief im selben Raum. Der Schurke Dubust hatte kein Interesse an den Möbeln der Dienstboten gehabt.
Sophie tauchte hinter Ryder auf, mit Bettzeug schwer beladen, sah die Bescherung und stöhnte: »O Gott, Ryder, du Ärmster!«
»Dubust hat angeblich überall herumerzählt, daß alle Möbel nach Northcliffe Hall geschickt würden. Das hat jedenfalls der gute Doktor berichtet. Ich kann es immer noch nicht glauben. Verdammt, Sophie, das alles ist meine Schuld.« Er nahm ihr schnell die Bettwäsche ab.
»Wir werden wohl auf Decken schlafen müssen. Du bist so müde, Liebling, daß ich weitere Schimpftiraden am besten auf morgen verschiebe. Einverstanden?«
»Dieses Schlafzimmer gefällt mir nicht besonders, Ryder.«
»Mir auch nicht. Ich fand es schon immer schrecklich. Gehen wir nach unten. Mrs. Smithers hat erzählt, daß Dubust hier geschlafen und sich wie ein Schloßherr aufgeführt hat. Verflucht, wie konnte ich nur so ein verantwortungsloser Vollidiot sein?«
»Wenn mir die grauenhaften Folgen nicht so lebhaft in Erinnerung wären, würde ich vorschlagen, daß wir uns auf die Suche nach einer Flasche Schnaps machen.«
Er mußte lachen. »Man braucht nicht unbedingt eine ganze Flasche zu leeren. Weißt du, es gibt so etwas wie Mäßigkeit.«
»Ach ja? Dieses Prinzip der Mäßigkeit befolgst du wohl auch bei deiner Weiberherde?«
War das Eifersucht? Er grinste töricht. »Herde? Hat Douglas etwas in dieser Richtung gesagt? Nein? Dann hör zu — ich habe jetzt nur noch eine einzige Stute, und sie scheint zum Glück nicht nur schön, sondern auch sehr ausdauernd zu sein. Das wird sie in einem leeren Haus und mit einem Trottel von Ehemann auch nötig haben. Komm, Sophie, bauen wir uns irgendwo ein Nest, bevor du im Stehen einschläfst. Gott sei Dank hat Dubust nicht auch noch alle Decken und Kissen mitgenommen.«
»Nein, er wollte nur die Möbel haben. So viele herrliche Sachen, hat Mrs. Smithers mir dauernd erzählt.«
Ryder mußte wieder lachen. »Sie hat recht. Und jetzt suchen wir uns ein Plätzchen, wo wir unsere müden
Weitere Kostenlose Bücher