Die Satansbraut
alles verpatzt, und ich frage mich, ob du es nicht absichtlich getan hast.«
Er begann auf der Veranda hin und her zu laufen. Sophie beobachtete ihn schweigend und ohne großes Interesse. Sie hoffte inbrünstig, daß Ryder Sherbrooke vernünftig genug sein würde, sich von Camille Hall und von ihr fernzuhalten.
Burgess ließ sich in einen Rohrstuhl neben ihr fallen. »Du hast Lord David letzte Nacht in die Hütte mitgenommen, nicht wahr?«
Sie nickte.
»Ist alles gut gegangen?«
»Ja, aber er war eifersüchtig auf Ryder Sherbrooke. David hat keinen festen Charakter. Er ist kindisch und allzusehr von sich überzeugt. Sobald er genügend getrunken hat, bereitet er mir keine Schwierigkeiten, aber vergangene Nacht war seine Eifersucht... na ja, das ist jetzt nicht weiter wichtig. Zum Schluß ist alles gut gegangen.«
»Du bist mit ihm fertig geworden?«
»Ja.«
»Grammond reist nächste Woche ab.«
»Ja.«
»Du kannst jetzt mit Lord David Schluß machen. Er ist nutzlos geworden.«
»Er wird sich nicht so leicht abwimmeln lassen«, entgegnete Sophie. »Er ist jung und arrogant und hält sich für einen tollen Hengst. Er wird mir einfach nicht abnehmen, daß ich ihn nicht mehr begehre.«
»Dir wird schon irgend etwas einfallen.« Theo Burgess erhob sich und ging ins Haus. Sie blieb mit ihren nutzlosen Gedanken allein, die sich immer im Kreise drehten.
Als Ryder Sherbrooke etwa zehn Minuten später angeritten kam, hätte sie ihm am liebsten zugerufen, daß er verschwinden solle. Der Teufel sollte seinen männlichen Eigensinn holen! Sie kannte die Männer und wußte genau, daß er ihr eine Lektion erteilen wollte. Natürlich mußte er ihr unbedingt demonstrieren, daß er sich von einer Frau nicht herumkommandieren ließ. Er wollte sie bestrafen und demütigen. Nun, sollte er es ruhig versuchen. Er würde staunen, wenn er wüßte, daß sie nur wünschte, ihn nie Wiedersehen zu müssen, daß sie fast alles darum geben würde, wenn er mit dem nächsten Schiff nach England zurückführe. Sie rührte sich nicht von der Stelle, während sie beobachtete, wie er abstieg und seinen Hengst an einem Verandapfosten ganz in ihrer Nähe anband.
Er schlenderte gemächlich auf sie zu, lehnte sich ans Geländer und rief: »Guten Morgen.«
Dann runzelte er jedoch die Stirn, denn sie war wieder stark geschminkt, und in der Morgensonne sah das besonders grell und flittchenartig aus.
»Ich sagte Ihnen doch, daß Sie Ihr Gesicht waschen sollten. Sie sehen absurd aus. Sie mögen eine Hure sein, aber das braucht doch nicht jeder auf eine Meile Entfernung zu sehen.«
Sophie stand langsam auf und betrachtete ihn sehr lange, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich fragte sie spöttisch: »Wollen Sie mit mir ausreiten oder mir Bedingungen für eine Kapitulation diktieren?«
»Kapitulation«, wiederholte er. »Das hört sich ganz hübsch an, besonders in bezug auf Sie, schönes Fräulein. Waschen Sie sich zunächst einmal das Gesicht, und dann werde ich mit Ihnen ausreiten.«
»Sie haben sich um fast zwei Stunden verspätet, Sir!«
»Tatsächlich? O Gott, das ist unverzeihlich! Andererseits hatte ich vor zwei Stunden noch keine Lust zum Reiten. Jetzt schon. Waschen Sie sich das Gesicht. Ich gebe Ihnen zehn Minuten Zeit, nicht länger.«
»Verdammt, verschwinden Sie von hier! Fahren Sie nach England zurück! Vielleicht können Sie sich dort wie ein ungehobelter Bauer aufführen!«
»Ah, Mr. Sherbrooke! Wie schön, Sie zu sehen, Sir. Meine Nichte hat erwähnt, daß Sie sie vielleicht zum Ausreiten abholen würden. Sophie, wohin gehst du, meine Liebe? Mr. Sherbrooke möchte deine charmante Gesellschaft bestimmt nicht entbehren.«
Es amüsierte Ryder, daß sie jetzt in der Falle saß.
»Ich will mich nur ein bißchen frisch machen, Onkel.«
»Ausgezeichnet, dann werden Mr. Sherbrooke und ich gemütlich plaudern, bis du zurückkommst. Wirklich ein reizendes Geschöpf, meine Nichte. Setzen Sie sich doch, Mr. Sherbrooke, bitte setzen Sie sich. Möchten Sie vielleicht einen Rumpunsch?«
»Um diese Uhrzeit? Nein, danke, Mr. Burgess.«
»Ach, nennen Sie mich doch Theo. So alt bin ich nun auch wieder nicht.«
»Dann müssen Sie mich Ryder nennen.«
»Wenn ich richtig verstanden habe, ist Ihr Bruder der Earl of Northcliffe?«
»So ist es. Er wäre selbst hergekommen, aber er ist jung verheiratet.«
»Ah! Und Sie haben die Absicht, länger hier auf Jamaika zu bleiben?«
»Nur solange, bis wir diese Geistererscheinungen aufgeklärt haben,
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