Die Satansbraut
handeln. Und sie konnte sich sein Gelächter lebhaft vorstellen, wenn sie versuchen würde, ihm von Jeremy zu erzählen. Langsam, wie betäubt, stand sie auf, starrte ihn blind an, drehte sich auf dem Absatz um, hob ihre Röcke an und rannte die Verandastufen hinab.
Er rief ihr laut nach: »Es waren Ihre Brüste, die Sie verraten haben, Miss Stanton-Greville. Daraus habe ich den Schluß gezogen, daß Sie mich betäubt haben mußten. Wie Sie sehen, war es nicht etwa meine überragende Intelligenz, die Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Ja, die Brüste einer Frau gehören eben nur ihr und können nicht an jemand anderen verpfändet werden. Die Brüste der anderen Frau waren wirklich hübsch, aber viel zu groß. Ich bevorzuge Ihre.«
Ryder unternahm keinen Versuch, sie aufzuhalten oder ihr zu folgen. Über ihre Behauptung, sie wäre noch Jungfrau gewesen, konnte er nur den Kopf schütteln. Totaler Blödsinn! Obwohl er inzwischen wußte, daß er nicht mit ihr, sondern mit einer anderen Frau geschlafen hatte, bezweifelte er doch sehr stark, daß Sophie so unschuldig war, wie sie jetzt und auch am vergangenen Abend ausgesehen hatte, in dem kindlichen Musselinkleidchen und ungeschminkt. Nein, das war mehr als unwahrscheinlich. Sie hatte ihn ermutigt, ihn herausgefordert und gewagte Reden geführt, sie hatte ihn ihre Brüste begrapschen lassen wie eine erfahrene Kurtisane, sie hatte die Gangart bestimmt, bis es ihm gelungen war, sie zu überrumpeln.
Er beobachtete, wie sie auf ihrer Stute die Auffahrt hinabgaloppierte, und er blickte ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Dann stand er auf und streckte seine Glieder. Er mußte entscheiden, was er als nächstes tun würde. Ein Jammer, daß er noch nicht herausgefunden hatte, was mit diesem Spiel bezweckt worden war, aber er zweifelte keine Sekunde daran, daß ihm auch das bald gelingen würde.
Onkel Theo wartete in seinem Arbeitszimmer auf sie. Er war blaß, seine Hände zitterten leicht, und er bemühte sich nicht einmal mehr, die Maske des freundlichen, fürsorglichen Beschützers zur Schau zu tragen. Sie hatte Angst und blieb vorsichtshalber dicht an der Tür stehen, während er langsam aufstand.
»Wo zum Teufel bist du gewesen?«
Auf diese Frage war sie gut vorbereitet, und sie betete leise herunter: »Ich bin in der Hütte aufgewacht, nackt im Bett, ganz allein. Ich mußte wissen, was passiert war, deshalb bin ich nach Kimberly Hall geritten. Ryder sagte, er hätte mich genommen, da er ja schließlich mein Liebhaber sei, und er könne meine Aufregung nicht verstehen. Ich beschuldigte ihn, mich betäubt zu haben, und ich war nahe daran, ihm zu gestehen, daß ich noch Jungfrau gewesen bin, aber ich wußte, daß er mir sowieso nicht glauben würde.«
»Er hat uns beide betäubt, dieser verführerische Dreckskerl!«
Trotz allem, was Ryder ihr angetan hatte, verspürte Sophie plötzlich eine wilde Freude, weil sie wußte, daß nun endlich alles vorbei war.
»Verdammt! Woher hat er es gewußt? Keiner von den anderen hat jemals etwas gemerkt.«
»Ich weiß es auch nicht.« Aber er sah, daß sie log, und da sie wußte, daß keine Hoffnung bestand, erklärte sie ruhig: »Also gut, er hat gesagt, er hätte gemerkt, daß die Brüste der Frau in jener Nacht nicht die meinen gewesen seien. Er hatte meine Brüste zuvor zweimal gestreichelt, gesehen, gefühlt. Dadurch ist er uns auf die Schliche gekommen. Er sagt, daß alle Frauen sich voneinander unterscheiden.«
»Das ist doch absurd! Er will gewußt haben, daß Dahlias Brüste nicht die deinen sind?« Er brüllte und verhaspelte sich manchmal vor Wut. »Lächerlich! Verdammt, du lügst, Sophie!«
Theo Burgess wirbelte auf dem Absatz herum und starrte seine Nichte an. »Bei Gott«, sagte er, plötzlich gefährlich ruhig, »du hast es ihm erzählt, nicht wahr? Du bist zu ihm gegangen und hast ihm alles erzählt, weil du auf seinen Charme und seinen attraktiven Körper hereingefallen bist.«
»Nein! Ich verabscheue alle Männer, und er ist wie die anderen!«
»Du haßt mich, und deshalb hast du ihn benutzt, um dich an mir zu rächen. Aber deine Rechnung geht nicht auf. Ich werde mir etwas ausdenken, und du wirst tun, was ich dir sage. O nein, Sophie, es ist nicht vorbei. Es wird erst vorbei sein, wenn ich es will.«
»Es ist vorbei. Er weiß Bescheid. Nicht über alles, aber er weiß genug. Er wird etwas unternehmen, und du kannst ihn nicht daran hindern.«
»Er weiß Bescheid, weil du ihn
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