Die Satansbraut
sie aus der Hütte. Mit ihr auf den Armen sein Pferd zu besteigen, war nicht leicht; schließlich gelang es ihm aber doch. Er hoffte von ganzem Herzen, daß sie nicht zu sich kommen würde, bevor er Kimberly erreicht hatte.
Emile stand auf der Freitreppe und wollte gerade Handschuhe anziehen, als Ryder angeritten kam. »Verdammt, was ist passiert?« rief er mit großen Augen.
»Komm mit, dann werde ich dir alles, was ich weiß, erklären. Aber hol zuerst Laudanum, Wasser, Verbandszeug, Creme und was sonst da ist. Wenn ich mich nicht sehr irre, hat ihr lieber Onkel Theo sie brutal zusammengeschlagen.«
»O Gott!« Emile eilte ins Haus.
Ryder trug Sophie in sein Schlafzimmer. Nachdem er das Moskitonetz zur Seite geschoben hatte, legte er sie vorsichtig auf den Rücken und deckte sie zu. Er wollte nicht, daß Emile sie nackt sah.
»Mein Vater möchte wissen, was los ist«, sagte Emile, als er die gewünschten Sachen brachte. »Ich habe ihn erst einmal abgewimmelt, aber du solltest ihm später erzählen, was du für angebracht hältst.«
»Danke, Emile. Ich werde mich um Sophie kümmern.«
Emile zögerte zu gehen. »Soll ich dir Mary oder Coco schicken, damit sie dir helfen?«
Ryder schüttelte den Kopf. »Nein, ich mache das lieber allein. So etwas Wundervolles wie richtiges Eis wird es hier wohl nicht geben?«
»Doch, selbstverständlich. Ah, ich verstehe, du willst es für ihr Gesicht, damit die Schwellungen zurückgehen. Ich hole gleich welches.«
Emile schloß leise die Tür hinter sich, und Ryder machte sich an die Arbeit. Als erstes vergewisserte er sich, daß keine Rippe gebrochen war, und dann verband er sie mit den Baumwollstreifen, die Emile gebracht hatte. Als er fertig war, hatte sie das Bewußtsein noch immer nicht zurückerlangt.
Sobald sie zu sich kam, würde er ihr ein Glas Wasser mit Laudanum einflößen. Während er wartete, betrachtete er ihr Gesicht, und dann strich er mit den Fingerspitzen sanft über ihre Stirn, ihre Nase und ihr Kinn. Er schob einen Finger zwischen ihre Lippen und drückte gegen ihre Zähne. Gott sei Dank waren sie unversehrt.
Sophie wollte nicht aufwachen. Sie wußte, daß es unangenehm sein würde aufzuwachen, und tatsächlich brach der Schmerz mit solcher Wucht über sie herein, daß sie nach Luft rang.
Seine Stimme drang wie aus weiter Ferne an ihre Ohren. Er sagte immer und immer wieder, daß nun alles gut würde, daß er dafür sorgen würde, daß Onkel Theo ihr nie wieder etwas zuleide täte.
»Vertrau mir«, wiederholte er immer wieder.
Sie öffnete die Augen und starrte Ryder Sherbrooke an. »Dir vertrauen?« flüsterte sie, und sogar diese zwei einfachen Wörter ließen sie vor Schmerz erschaudern.
»Ja, bitte, Sophie. Vertrau mir. Ich sorge dafür, daß alles in Ordnung kommt. Hier, trink das.«
Ryder sah neben dem Schmerz auch das Mißtrauen in ihren Augen, und er konnte ihr daraus keinen Vorwurf machen, aber er durfte darauf im Moment keine Rücksicht nehmen. Vorsichtig hob er ihren Kopf an und zwang sie, das mit Laudanum versetzte Wasser zu trinken, bevor er sie wieder auf das Kissen bettete.
»Nein, versuch jetzt nicht zu sprechen. Wir werden uns später darüber unterhalten, was geschehen ist. Hör mir im Augenblick nur zu. Es scheint nichts gebrochen zu sein. Ich habe deine Rippen verbunden. Und dein Gesicht werde ich mit Eis kühlen, einverstanden? Hoffen wir, daß die Schwellung davon zurückgeht.«
Ihre Augen waren geschlossen, als es leise an der Tür klopfte. Emile brachte einen Eimer mit Eisstücken und Tücher.
»Danke«, sagte Ryder. »Ruf mich, falls Theo Burgess hier auftauchen sollte.«
Als er wieder mit ihr allein war, wickelte Ryder das Eis in Tücher und legte sie auf ihre Augen und auf das ganze Gesicht. Sie zuckte zusammen, aber er beruhigte sie. »Halt still, Sophie. Die Kälte wird den Schmerz ein wenig betäuben, und ebenso das Laudanum, das ich dir zu trinken gegeben habe. Bitte mach dir keine Sorgen.«
Sie versuchte, etwas zu sagen. »Jeremy«, flüsterte sie, aber sie wußte, daß er die gehauchten Silben nicht verstehen konnte. Sie spürte die Wirkung des Laudanums und nahm alle Kraft zusammen. »Jeremy.«
Ryder hatte sein Ohr dicht an ihren Mund gehalten. Als er den Namen ihres Bruders hörte, überlief ihn ein Frösteln. Was würde Onkel Theo dem Jungen antun, wenn er Sophie so zugerichtet hatte?
»Onkel Theo«, brachte sie kaum verständlich hervor. »Ich habe ihn ... verwundet . . . mit einem Brieföffner ... wird
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