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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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nicht herkommen ... jedenfalls nicht heute ...«
    »Du hast — was?«
    »Ich ...«
    Ihr Kopf sank zur Seite.
    Ryder fand Emile in der Eingangshalle im Erdgeschoß, wo der junge Mann nervös auf und ab lief. »Sag Coco, daß sie bei Sophie bleiben soll. Sie ist von dem Laudanum eingeschlafen. Und James soll niemanden von Camille Hall einlassen. Niemanden. Und was deinen Vater betrifft, so sag ihm, was du für richtig hältst.«
    Emile nickte und verschwand, und nun lief Ryder in der Halle hin und her, bis Emile zurückkam und fragte: »Und was jetzt?«
    »Jetzt, mein Freund, werden wir uns in die Höhle des Löwen begeben. Hoffentlich ist der gottverdammte Löwe nicht tot. Unterwegs werde ich dir alles erzählen.«
    Sophie knirschte mit den Zähnen. Der Schmerz durchflutete sie in mächtigen Wellen, und immer, wenn sie glaubte, ihn nicht mehr ertragen zu können, ebbte er ein klein wenig ab, aber sie wußte, daß er gleich zurückkehren würde, immer und immer wieder, und sie war ihm wehrlos ausgesetzt. Sie war allein, und sie saß in der Falle des Schmerzes. Sie hatte versagt, und dafür mußte sie nun mit diesen Qualen büßen, geschweige denn, daß sie jetzt noch jemandem helfen könnte.
    »Bitte, Sophie, weine nicht, bitte. Hier, trink ein bißchen Wasser. Ryder hat gesagt, daß du wahrscheinlich Durst haben würdest.«
    Sie schlürfte das Wasser und erstickte fast daran. Dann erst kam ihr zu Bewußtsein, daß es Jeremy war, der mit ihr gesprochen hatte, Jeremy, ihr kleiner Bruder. Sie hob eine Hand und schob das Tuch über ihren Augen beiseite. Offenbar war die Schwellung etwas zurückgegangen, denn sie konnte die Augen ohne allzu große Mühe öffnen. Sie sah, daß Jeremy neben ihr stand, und sie sah die Angst und Sorge in seinem geliebten Gesicht.
    »Mir fehlt nichts, Jeremy«, flüsterte sie. »Wahrscheinlich sehe ich viel schlimmer aus, als es mir in Wirklichkeit geht.«
    »Pssst«, sagte Jeremy. »Ryder hat gesagt, daß du be-stimmt versuchen würdest, mit mir zu sprechen, und er hat gesagt, daß ich dir befehlen müsse, still zu sein. Aber er meinte, daß ich dir erzählen könne, was passiert ist. In Ordnung?«
    »Ja.«
    »Du mußt aber ganz still liegen. Ryder hat gesagt, daß nichts gebrochen ist, aber du hast schlimme Prellungen. Er hat gesagt, daß du ganz ruhig liegenbleiben mußt.«
    »Ja.«
    »Onkel Theo hat sich plötzlich verändert«, berichtete Jeremy langsam, mit gerunzelter Stirn, und ihr war klar, daß er das nicht begreifen konnte, aber sie sagte nichts. »Er hat mich mit Thomas ins Haus kommen sehen, und plötzlich hat er losgebrüllt. Er hielt sich die Schulter, und da war Blut zwischen seinen Fingern. Er hat mich angeschrien, er sei fertig mit uns beiden.«
    »Hat er dich geschlagen?«
    »Nein, er hat Thomas befohlen, mich in meinem Schlafzimmer einzuschließen. Er hat gesagt, er würde sich später um mich kümmern. Er hat mich nicht verletzt, so wie dich. Aber er war sehr wütend, und er hat geschrien, du wärest eine Lügnerin und eine Nutte und ein Flittchen, und er hat noch andere Wörter benutzt, die ich nicht verstanden habe. Er hat gesagt, ich wäre nichts weiter als ein verkrüppelter Bastard, und er würde schon dafür sorgen, daß ich niemals Camille Hall erbe und niemals unser Haus in Fowey bekomme. Und er hat gesagt, er würde dich in die Hölle schicken, wo du hingehörtest.«
    O Gott, dachte Sophie und wünschte sich sehnlichst, daß sie sich aufrichten und Jeremy in die Arme schließen könnte. Er hörte sich so ruhig an, so gleichmütig, und das ängstigte sie noch mehr, als wenn er geweint hätte.
    »Ich wollte gerade an dem Spalier von meinem Balkon runterklettern, als die Tür plötzlich aufflog und Ryder hereinstürzte. Er sagte, du seist hier in Kimberly Hall, und er würde mich zu dir bringen. Er sagte, alles würde wieder in Ordnung kommen.«
    »Und Onkel Theo?«
    »Er war nicht da. Ich glaube, er ist mit Thomas weggegangen, wegen seiner Schulter. Hast du ihn verletzt, Sophie?«
    »Ja, ich habe mit einem Brieföffner zugestochen.«
    Er schien das für ganz natürlich zu halten. »Ich hatte Angst«, gestand er nach kurzem Schweigen. »Ich hatte Angst, Sophie, daß er Thomas zu mir schicken würde, und daß Thomas mich auspeitschen würde wie die Sklaven. Und ich wußte nicht, wo du bist, was er dir angetan hat.«
    Vor grenzenloser Erleichterung vergaß sie einen Moment lang sogar ihre Schmerzen. Sie hörte nicht, daß die Tür geöffnet wurde, aber Jeremy drehte

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