Die Satansbraut
Endlich ließ der Schmerz ein wenig nach, aber sie hatte Angst, sich zu bewegen. Als sie endlich die Augen wieder öffnete, stand Ryder neben dem Bett und blickte auf sie herab.
»Gut, daß du wach bist. Ich habe dein Frühstück mitgebracht. Jeremy wird dich besuchen, sobald ich sicher bin, daß deine Verfassung ihm keinen allzu großen Schrecken mehr einjagt. Jenes erste Mal mußte ich ihn zu dir lassen, weil er nicht glauben wollte, daß du noch am Leben bist. Aber dein Anblick war ein Schock für ihn, obwohl er sich tapfer gehalten hat. Ich bin stolz auf ihn, und du solltest es auch sein.« Er lächelte ihr zu, sprach aber betont nüchtern mit ihr, weil er wußte, daß sie überströmendes Mitleid jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnte.
»Ich habe getan, was ich für das Beste hielt — für ihn und auch für dich. Nein, beweg dich nicht. Ich werde dich anheben. Versuch nicht, etwas allein zu machen.«
Als sie gegen die Kissen gelehnt dasaß, stellte er das Tablett auf ihre Beine. »Vielleicht mußt du ein Bedürfnis verrichten, bevor du frühstückst?«
»Nein«, murmelte Sophie, den Blick auf die Gabel neben ihren Teller gerichtet.
»Das braucht dir doch nicht peinlich zu sein. So etwas paßt wirklich nicht zu dir. Bestimmt kannst du mit jeder Unverschämtheit aus dem Munde eines Mannes fertig werden. Nun komm schon, nach der langen Nacht mußt du ...«
»Also gut, ja! Würdest du bitte das Tablett wegnehmen und mich in Ruhe lassen!«
Er grinste, erfreut über ihren Ärger, der etwas Farbe in ihr Gesicht zauberte. Dann rief er: »Coco, komm herein und hilf Miss Stanton-Greville.«
An Sophie gewandt, fügte er hinzu: »Ich nehme an, daß es dir lieber ist, wenn ich mich entferne?«
»Das ist doch wohl das mindeste, was man erwarten kann.«
»Ah, es gefällt mir, daß du deine messerscharfe Zunge an meinem armen Männerkopf wetzen kannst.«
Sie erbleichte, und das brachte ihn in Wut. Er beugte sich zu ihr hinab. »Verdammt, Sophie, denk nicht an deinen Onkel! Herrgott, wäre ich dort gewesen, hätte ich ihm nicht nur einen Brieföffner in die Schulter gebohrt, sondern ihm den räudigen Hals umgedreht.«
»Du verstehst nicht ...«
»Ich verstehe sehr viel mehr, als du glaubst.«
Sie hatte Angst, ihn zu fragen, was er damit meinte. »Danke, daß du Jeremy vor ihm beschützt.«
Er nickte nur und verließ das Schlafzimmer.
Als er zurückkam, aß Sophie ihr Frühstück. Nein, bei näherem Hinschauen stellte er fest, daß sie die weichen gebackenen Yamswurzeln nur auf dem Teller herum-schob. Ihr Gesicht sah nicht mehr ganz so schrecklich wie vor zwei Tagen aus. Er mußte ihre Rippen untersuchen, aber das hatte noch ein wenig Zeit.
»Iß. Ich rühre mich nicht von der Stelle, bevor du alles aufgegessen hast. Tut das Kauen und Schlucken noch weh? Ich habe es vermutet, und deshalb gibt es wieder dieses weiche Zeug. Aber ich habe der Köchin gesagt, daß sie es mit braunem Zucker bestreuen soll.«
»Danke. Es schmeckt ganz gut, wirklich. Ich habe nur keinen Hunger.«
»Du machst dir Sorgen, obwohl ich dir gesagt habe, daß es keinen Grund mehr dafür gibt. Iß!«
»Warum bist du so zu mir?«
Er starrte die geöffneten Holztüren an, die auf den Balkon führten. »Wie?«
Sie machte eine Geste mit der Gabel, zuckte vor Schmerz zusammen und aß schweigend weiter.
»Nun, in deiner gegenwärtigen Verfassung ist es völlig ausgeschlossen, mit dir zu schlafen. Nein, bitte wirf nicht mit den Yamswurzeln nach mir, das würde dir nur weh tun. Ich werde dir etwas sagen: sogar die blauen Flecke in ihrer ganzen Farbenpracht sind mir lieber als die Schminke.«
»Mein Onkel hat verlangt, daß ich mich schminke. Er sagte, dann würde ich erwachsener und erfahrener aussehen.«
»Ja, und ich kann mir vorstellen, daß du damit außerdem Schwellungen abdecken konntest.«
»Bald wird es mir gut genug gehen, um reisen zu können.«
»Oh? Wohin willst du denn reisen? Ein junges Mädchen mit einem kleinen Jungen und ohne Geld?«
Er bedauerte seinen Sarkasmus sofort, obwohl sie ihn verdient hatte, und fuhr deshalb rasch fort: »Sobald du wieder gesund bist, werde ich entscheiden, was zu tun ist. Du sollst dir über nichts den Kopf zerbrechen. Wie schon gesagt — Jeremy geht es ausgezeichnet, und wir passen gut auf ihn auf. Es ist immer jemand bei ihm — entweder ich oder Emile oder Samuel. Einverstanden?«
»Warum bist du plötzlich so nett zu mir?«
»Ist das ein Schock für dich? Ich nehme an, du bist nette
Weitere Kostenlose Bücher