Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
erzählte meinem Onkel sogar, daß er den Sherbrookes schreiben wolle, und mein Onkel ermutigte ihn natürlich dazu und heizte auch seinen Aberglauben geschickt an.«
    »Ich glaube allmählich immer mehr, daß ich Onkel Theo den Hals umdrehen sollte. Verdient hätte er es.«
    »Der Mann, den mein Onkel angeheuert hatte, schrieb ihm, daß dein Bruder sehr viele Aufgaben und Pflichten habe, und daß es deshalb sehr unwahrscheinlich sei, daß er selbst nach Jamaika reisen würde. Dein jüngerer Bruder studiert in Oxford Theologie. Folglich blieben nur du und deine fünfzehnjährige Schwester übrig, die selbstverständlich nicht in Frage kam. Natürlich warst du es, der die weite Reise angetreten hat. Alles verlief ganz nach Onkels Plänen, nur daß er dich falsch eingeschätzt hat. Er glaubte, du würdest ein zweiter Lord David sein — frivol, narzißtisch, ziemlich dumm, erfüllt von dem einzigen Wunsch, mit mir zu schlafen. Und er wollte einfach nicht einsehen, daß er sich geirrt hatte, daß seine herrlichen Pläne nicht realisierbar waren. Du hast nicht eine Sekunde lang geglaubt, daß es sich um übernatürliche Phänomene handelte, oder?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Ryder sichtlich zerstreut.
    »Und du wolltest auch nie mein Liebhaber werden.«
    »Nein. Doch. Ich weiß es nicht. Wie gesagt, ich teile nicht gern.«
    »Was wirst du jetzt tun?«
    »Oliver Susson hat zugestimmt, weder mir noch meinem Bruder etwas zu verraten, bis dein Onkel den Zeitpunkt für günstig halten würde?«
    Sie nickte.
    »Wußte Jeremy etwas von all dem?«
    »Nein, ich versuchte ihn zu beschützen, so gut ich konnte. Und Onkel Theo war immer sehr vorsichtig und hat ihn gut behandelt, nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch, wenn wir unter uns waren. Alle Leute glauben bis heute, daß Jeremy und ich sehr glücklich sein müssen. Wahrscheinlich heißt es allgemein, daß Onkel Theo viel zu liebevoll, viel zu sentimental ist, um einzusehen, daß seine Nichte eine Hure ist.«
    »Ja, diese Version ist auch mir schon zu Ohren gekommen. Du bist müde und mußt dich ausruhen, und ich muß nachdenken, denn ich will diesem heillosen Durcheinander bald ein Ende setzen.«
    Sie konnte aber nicht einschlafen, aus dem einfachen Grunde, weil sie viel zuviel Angst vor der Zukunft hatte. Drei Stunden lag sie wach, während sich ihre Gedanken im Kreise drehten.

KAPITEL 8
    Sophie ging leise den Korridor entlang, zu Jeremys Zimmer in Kimberly Hall. Sie wollte mit ihrem Bruder sprechen, ihn beruhigen, ihm Versprechen machen, von denen sie inbrünstig hoffte, daß sie auch tatsächlich in Erfüllung gehen würden.
    Sie öffnete lautlos die Tür und trat ein. Das Zimmer war klein, hatte aber — wie alle Räume — Balkontüren vom Boden bis zur Decke, und diese Türen waren weit geöffnet. Sie lächelte. In Camille Hall hatte Jeremy oft auf dem Balkon geschlafen. Wahrscheinlich tat er das auch hier. Die Moskitos störten ihn nie.
    Er lag nicht in seinem Bett. Sie lächelte immer noch, während sie langsam auf den Balkon zuging. Dann erstarb ihr Lächeln jäh, denn Jeremy war nicht da.
    O Gott!
    Sie hatte ihn heute kurz gesehen, und er war sehr ruhig gewesen, viel zu ruhig. Er hatte sie lange betrachtet, und sie hatte gewußt, daß er sich Sorgen machte und Angst hatte, aber sie hatte nichts gesagt, weil Ryder hereingekommen war. Deshalb wollte sie ihn jetzt trösten.
    Aber er war verschwunden.
    Sie wußte natürlich, wo er war. Zweifellos wollte er in Camille Hall Onkel Theo zur Rede stellen, weil dieser sie geschlagen hatte.
    Onkel Theo könnte ihn schwer verletzen, vielleicht sogar töten, denn nun hatte er ja keinen Grund mehr, Freundlichkeit und Zuneigung zu heucheln, weder Jeremy noch ihr gegenüber. Der plötzliche heftige Schmerz in ihren Rippen ließ sie nur stoßweise und keuchend atmen. Sie beugte sich vor und schlang die Arme um sich.
    Auch als der Schmerz abnahm, blieb sie regungslos stehen und starrte auf die herrliche Szenerie hinaus, nahm die schimmernden Wellen unter dem fast vollen Mond aber kaum wahr. Die Sterne waren kalte weiße Punkte am wolkenlosen Himmel. Langsam drehte sie sich um und kehrte in ihr eigenes Zimmer zurück. Ihr Kleid lag ganz unten im Schrank. Es war zerrissen und schmutzig, aber das war ihr im Moment völlig egal. Auch daß sie weder ihre Unterröcke noch ihre Unterwäsche finden konnte, störte sie. Sie zog das Kleid an, ohne auf die ziehenden Schmerzen in den Rippen zu achten, fest entschlossen zu

Weitere Kostenlose Bücher