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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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erzählen.«
    Ryder hatte den Salon in allerbester Stimmung betreten und hätte sich am liebsten die Hände gerieben. Er blieb lächelnd stehen und sagte: »Sie heißen Thomas, glaube ich? Es freut mich, Sie ohne Pfeil und Bogen hier in Kimberly Hall begrüßen zu dürfen, auch ohne das hübsche weiße Gewand, das Sie und Ihr Herr so gern tragen. Mir persönlich haben die weißen Kapuzen aus Kissenbezügen besonders gut gefallen. Ah, aber wo bleiben meine Umgangsformen? Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Ich möchte Mr. Burgess' Nichte und Neffen abholen.«
    »Oh?« Ryder lächelte den Aufseher freundlich an, einen großen und sehr mageren Mann, bis auf seinen Bauch, der über der Reithose hing. Er hatte sehr kurzes graues Haar und Bartstoppeln am Kinn und sah aus, als hätte er seit Tagen kaum geschlafen und auch keine Zeit gehabt zu baden oder sich umzuziehen. Seine Augen waren eiskalt, und Ryder bezweifelte sehr, daß er jemals für irgend jemanden freundliche Gefühle gehegt hatte.
    »Ich hätte mit Ihnen eigentlich noch ein Hühnchen zu rupfen — wegen des Pfeils, den Sie mir in den Arm gejagt haben.«
    »Ich weiß beim besten Willen nicht, wovon Sie reden«, erwiderte Thomas. »Mr. Burgess kann es wirklich kaum erwarten, seine Nichte und seinen Neffen wiederzusehen. Er ist sehr besorgt um ihr Wohlergehen, wie Sie bestimmt verstehen werden, Mr. Sherbrooke.«
    »Ah, selbstverständlich habe ich dafür vollstes Verständnis. Wer könnte an seinen Gefühlen zweifeln? Aber wie kommt er nur auf die Idee, daß sie hier sein könnten?«
    »Es gibt viel Gerede. Es sind Gerüchte im Umlauf, daß Miss Stanton-Greville hier ganz offen als Ihre Geliebte lebt, und daß Sie auch den Jungen aufgenommen haben, sozusagen als Dank für die Gunst der jungen Dame. Das verstört Mr. Burgess sehr. Bringen Sie die beiden jetzt her, und sie werden Sie nicht mehr belästigen.«
    »Warum nehmen Sie nicht Platz, Thomas?«
    »Verdammt, Sherbrooke, Sie haben kein Recht ...«
    »Kein Recht wozu? Einem Mädchen zu helfen, das bewußtlos geschlagen wurde? Einen kleinen Jungen aus einem verschlossenen Zimmer zu holen?«
    »Himmelherrgott nochmal, einer ihrer Liebhaber hat sie verprügelt! Und ich habe den Jungen in seinem Zimmer eingeschlossen, um ihn zu beschützen!«
    »Ach so, einer von ihren Liebhabern hat sie verprügelt«, wiederholte Ryder langsam. »Ich frage mich nur, welcher. Oliver Susson? Nun, er ist zweifellos ein Rohling, nicht wahr? Aber ich glaube, Sie müssen sich irren, denn er hatte schon den Laufpaß erhalten, und meinen Informationsquellen zufolge schien ihm das nichts auszumachen. Wen hätten wir denn sonst? Vielleicht Charles Grammond? Ich habe gehört, daß seine Frau eine Xanthippe sein soll. Vielleicht hat sie es getan?«
    »Verdammt, Sherbrooke, holen Sie die beiden!«
    Ryder lächelte. »Sie werden mir jetzt gut zuhören, Thomas. Ich halte Sie für einen völlig gewissenlosen Bastard, und ich will mit Ihnen nichts mehr zu tun haben. Das gilt allerdings nicht für Ihren Herrn und Meister. Sagen Sie ihm, daß er bald von mir hören wird. Sollten Sie versuchen, mit einigen Ihrer Kumpane nach Kimberly Hall zu kommen und hier Unruhe zu stiften, werde ich Sie umbringen, und zwar ganz langsam. Haben Sie mich verstanden?«
    Thomas wußte nicht, was er tun sollte. Er hatte Mr. Burgess erklärt, daß dieser Mann anders sei als die Männer hier in Montego Bay, daß er hart und gerissen sei. »Wie schon gesagt, Sherbrooke«, unternahm er noch einen Versuch, »es war einer von Sophies Liebhabern, der sie verprügelt hat. Ihr Onkel wollte ihm Einhalt gebieten. Wenn sie Ihnen etwas anderes erzählt hat, so deshalb, weil sie sich ihres Rufes schämt. Seien Sie doch vernünftig — wozu wollen Sie sich einen kleinen Krüppel und eine Hure aufhalsen?«
    Thomas konnte seine Ansprache nicht fortsetzen, denn Ryder versetzte ihm einen erstklassigen Kinnhaken, holte dann noch einmal weit aus und schmetterte seine rechte Faust in den Bauch des Mannes, der laut aufbrüllte und wie ein Stein zu Boden fiel.
    »James! Ah, ich bin froh, daß du hier bist. Du hattest dich wohl nicht allzu weit entfernt, stimmt's? Nun, ich brauche jetzt deine Hilfe. Such dir einen kräftigen zweiten Mann und schafft diesen Dreckskerl nach Camille Hall. Schmeißt ihn dort mit dem Gesicht nach unten in den Dreck.«
    »Ja, Herr«, sagte James mit strahlendem Lächeln. »Dieser Mann ein Bastard, ein ganz schlimmer Bastard. Sieht gut aus, wie so flach am Boden liegt.

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