Die Satansbraut
Thomas geschossen hast. Das bedeutet natürlich, daß es keine tödliche Verletzung war, denn er ist später ja bei Cole aufgekreuzt und hat seine Falschaussage gemacht. Inzwischen ist er aber irgendwo untergetaucht. Ich möchte ihn finden und in den Sumpf werfen. Ja, genau das werde ich tun.«
»Er wird bestimmt nicht nach Camille Hall zurückkehren. Ich möchte wirklich nach Hause, Ryder. Dort gibt es jetzt soviel zu tun. Es gibt keinerlei Gründe für Jeremy und mich, noch länger hierzubleiben. Meine Rippen sind fast wieder in Ordnung, und meine Füße ... na ja, ich werde nicht viel herumlaufen, einverstanden?«
»Und was willst du machen, wenn Cole mit seinen Männern auftaucht, um dich nach Montego Bay zu bringen?«
Sie erbleichte.
»Ich habe beschlossen«, fuhr er ungerührt fort, ohne sie direkt anzusehen, »daß wir alle nach England zurückkehren.«
»Du bist verrückt!«
»Durchaus möglich. Jeremy braucht eine gute Schule. Er wird Eton besuchen.«
Davon hatte Sophie immer geträumt, aber sie wollte nicht, daß der Traum sich auf diese Weise erfüllte, nicht mit Ryders Hilfe. »Nein«, sagte sie. »Das erlaube ich nicht.«
»Dir bleibt überhaupt keine andere Wahl«, erklärte er lächelnd.
»Doch. Ich werde nicht deine Geliebte sein, Ryder. Niemals!«
»Ich erinnere mich nicht, dich darum gebeten zu haben. Zumindest nicht in den letzten drei Tagen.«
»Ich habe dich gehört! Ich habe gehört, was du zu Mr. Cole gesagt hast!«
»Nun, dann weißt du ja, daß ich mir keineswegs sicher bin, ob ich dich noch heiß begehre, nachdem ich jetzt reichlich Gelegenheit hatte, dich aus der Nähe zu begutachten. Du magst in deiner hiesigen Umgebung etwas aus dem Rahmen fallen, aber in England? Ich weiß nicht so recht.«
Sie griff nach einem schweren Band mit Shakespeares Stücken und schleuderte ihn mit aller Kraft nach Ryder. Das Buch traf seine Brust, aber das Werfen hatte ihr mehr Schmerz bereitet als ihm der Schlag. Trotzdem ließ sie noch einen vollen Wasserkrug folgen.
Dann hatte sie keine Geschosse mehr. Keuchend sank sie in die Kissen zurück, Schweißtropfen auf der Stirn. Er hatte sich nicht bewegt, nicht einmal, um sein Gesicht abzutrocknen. »Dies war nun schon das zweite Mal, daß du mich angegriffen hast«, sagte er sanft. »Was meinst du, was ich mit dir machen sollte?«
»Du solltest aufhören, über mein Leben bestimmen zu wollen.«
»Ich möchte, daß es dir wieder gut geht.«
»Das möchte ich auch.«
»Ah, aber ich habe dafür ganz andere Gründe als du. Ich möchte, daß es dir gut geht, damit du gegen mich kämpfen kannst. Ich möchte dich kreischen hören, wenn ich dich hart bedränge, was ich tun werde. Ich möchte dich fluchen hören, und ich möchte, daß du dich immer wieder auf mich stürzt, denn ich kenne dich mittlerweile ganz gut, Sophie, und ich weiß, daß du nicht leicht aufgibst. Und wenn ich dich einmal gezähmt habe, wirst du bekommen, was du verdienst.«
»Ich wünschte, du wärest nie hierhergekommen!«
»Oh? Und wer hätte statt dessen kommen sollen? Meine kleine Schwester Sinjun? Ich muß zugeben, daß sie das alles wahrscheinlich höchst amüsant fände, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mit dir so gut umgehen könnte wie ich. Weißt du, sie ist sehr offen und ehrlich. Oder vielleicht mein frommer jüngerer Bruder Tyson, der in Oxford studiert und Geistlicher werden möchte? Er wird zweifellos ein Mädchen heiraten, das genauso fromm ist. Freilich kann ich nicht ausschließen, daß Tyson deinem verführerischen Lächeln nicht hätte widerstehen können. Anschließend hätte er sich wahrscheinlich vor Verzweiflung ertränkt. Nun, und was den Grafen betrifft, mein liebes Mädchen, so hätte er dich zum Frühstück verspeist. Im Gegensatz zu mir hat er nämlich keine Geduld, und er liebt auch keine Spiele von der Art, wie Frauen sie bevorzugen. Nein, er hätte dich sofort in deine Schranken verwiesen und dann einfach stehenlassen. Alles in allem hattest du also großes Glück, daß ich hergekommen bin, und ich verspreche dir, Sophie, ich schwöre dir, daß ich dich zähmen werde, aber erst dann, wenn es mir angebracht erscheint.«
»Ihr Männer müßt immer drohen — immer Gewalt, immer die Prahlerei, welche Schmerzen ihr der Frau zufügen werdet.«
»O nein, ich habe nicht die Absicht, dir weh zu tun.«
»Nun gut, dann eben Dominanz. Das ist genauso schlimm wie physische Gewalt. Alle Männer müssen das Gefühl haben, daß sie jemanden beherrschen,
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