Die Satansbraut
Nutte.« Er hatte Ryder ganz vergessen und verfolgte jetzt Sophie.
Sie hatte keine Zeit zu überlegen, ob es klug war, ihn anzugreifen. Wenn Ryder sich nicht bald aus dem Moskitonetz befreite, würde sie in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Sie rannte hinter einen Schaukelstuhl und schob ihn vor sich her.
Sie spürte jeden Nerv in ihrem Körper, ein seltsames Prickeln.
Natürlich hatte sie Angst, aber gleichzeitig erregte die Gefahr sie auch. Ihre Augen funkelten, als sie in sein verhaßtes Gesicht blickte.
»Erbärmlicher Feigling!« verhöhnte sie ihn wieder. Dann sprang sie plötzlich seitlich neben den Schaukelstuhl, schaute hinter Thomas und kreischte: »Ja, Ryder, los, bring ihn um!«
Thomas wirbelte herum, denn der neue Angreifer war ein Mann und deshalb gefährlicher.
Das war sein Fehler.
Sophie schmetterte ihm den schweren Tonkrug auf den Schädel. Er stöhnte leise und stürzte zu Boden. Das Messer entglitt seinen Fingern und lag neben ihm. Die lange Silberklinge schimmerte gespenstisch im schwachen Mondlicht, das von draußen einfiel.
Ryder befreite sich aus dem Moskitonetz und kam langsam auf die Beine. Er kniete sich neben Thomas und fühlte ihm den Puls. Der Mann lebte noch.
»Du hast ihm einen großartigen Schlag versetzt«, sagte er, immer noch über den Schurken gebeugt. »Und dein Schuß hat ihn hier in die Rippen getroffen. Er muß immer noch Schmerzen gehabt haben.«
Erst jetzt blickte Ryder hoch. Sie stand in einem ihrer weiten weißen Nachthemden mit Spitzenkragen regungslos da, mit offenen Haaren und leichenblaß, den abgebrochenen Krughenkel wie ein Amulett umklammernd.
»Danke, Sophie«, sagte er, während er aufstand.
Er war nackt und schien das überhaupt nicht zu bemerken, denn er entzündete seelenruhig eine Lampe und wandte sich ihr sodann wieder zu. In diesem Moment stürzten Samuel, Mary, Emile, Coco, James und mehrere andere Haussklaven ins Zimmer. Coco fiel sofort in Ohnmacht. Emile fing sie auf und legte sie auf Ryders Bett. »Sie ist schwanger«, erklärte er achselzuckend.
Ryder hob lächelnd die Hand. »Alles in Ordnung. Der Kerl dort auf dem Boden ist Thomas. Er wollte mich ermorden. Zumindest war ich der erste auf seiner Liste. Sophie hat mich gerettet.«
Emile lachte nervös. »Ryder«, sagte er, »ich bin heilfroh, daß alles vorbei ist, und daß euch beiden nichts passiert ist. Sophie hat dich gerettet? Sie war schon immer ein verwegenes Mädchen, und jeder, der es wagte, jemanden anzugreifen, an dem ihr etwas liegt, bekam ihren Zorn empfindlich zu spüren. Aber, mein lieber Freund, du bist splitternackt. Das ist nun schon das zweite Mal.«
»Stimmt«, murmelte Ryder verlegen und zog hastig einen Morgenrock an. »Es ist hier eben so heiß. Sophie, ist alles in Ordnung?«
Sie hatte immer noch kein Wort gesagt und sich nicht von der Stelle gerührt. Er ging zu ihr und berührte mit den Fingerspitzen sanft ihre Wange. »Ist alles in Ordnung?«
»Sophie!«
Jeremy bahnte sich einen Weg zwischen den Erwachsenen und rannte unbeholfen auf seine Schwester zu.
Erst jetzt kam wieder Leben in Sophie. Sie drückte ihn an sich, streichelte seine zerzausten Haare und sagte sehr sanft und ruhig: »Mir geht es gut, Liebling, wirklich, und Ryder auch. Nur Thomas geht es gar nicht gut. Ist das nicht herrlich, Jeremy? Keine Bösewichter mehr, die uns oder andere Menschen verletzen könnten. Überhaupt keine Bösewichter mehr.«
»Bedauerlicherweise wimmelt es auf der Welt nur so von Bösewichtern«, meinte Ryder. »Aber jetzt gibt es zumindest einen weniger. Emile, vielleicht sollten wir beide diesen Schurken fesseln und zum Mangrove-Sumpf bringen, damit die Krokodile eine Freude haben. Diese Idee sagt mir außerordentlich zu.«
»Mir auch«, grinste Emile.
»Wir müssen Sherman Cole benachrichtigen«, warf Samuel nüchtern ein. »Jetzt wird er bestimmt glauben, daß Thomas Theo Burgess ermordet hat.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht«, seufzte Ryder bedauernd. »Vielleicht könnten Emile und ich ihn nach Montego Bay bringen und unterwegs einen leichten Unfall haben, am ...«
»Am Mangrove-Sumpf«, vervollständigte Emile.
»Jetzt ist es aber mitten in der Nacht«, sagte Ryder. »Fesseln wir ihn also und werfen wir ihn in irgendein finsteres Loch. Gibt es hier irgendeinen sicheren Ort, Samuel?«
»Ja, das Eishaus.«
Fünf Minuten später war Thomas gefesselt und wurde ins Eishaus getragen, wo zusätzlich noch ein Wachtposten auf ihn aufpassen sollte. Schließlich
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