Die Satansbraut
als Mrs. Peachum, seit zwanzig Jahren Haushälterin der Sherbrookes, den Salon betrat.
»Master Ryders Frau, stell sich das nur einer vor! Oh, aber in diesen nassen Kleidern können Sie sich doch nicht wohl fühlen! So ein süßes Ding, und so wunderschöne Haare! Du meine Güte, ich bin Mrs. Peachum, und ich werde mich Ihrer annehmen. Sie brauchen sich über nichts mehr Sorgen zu machen.«
Sophie konnte nur überwältigt nicken. »Ich bin jetzt gar nicht mehr so naß.«
»Ah, da ist ja auch Hollis. Sie wollen Ryders Frau wohl auch willkommen heißen, Hollis?«
»Selbstverständlich, Mylord. Ich bin Hollis, Madame, und wenn Sie etwas benötigen, brauchen Sie sich nur an mich zu wenden.«
Der Tee wurde eingeschenkt, und Mrs. Peachum und Hollis entfernten sich. Sinjun tat sich vergnügt am Gebäck gütlich und machte Jeremy durch freundschaftliche Rippenstöße auf die wohlschmeckendsten Kuchen aufmerksam. Er rückte immer näher an sie heran.
Sophie nahm sich ein Stück Zitronenkuchen. Er war köstlich. Sie warf einen nervösen Blick auf den Grafen, der sie nachdenklich betrachtete. Das Zimmer war warm und gemütlich. Man hatte sie freundlich aufgenommen, und sie wurden sogar bewirtet. Ryder hatte seinem Bruder geschrieben, daß er sie Sophie nennen solle. Und er hatte seinen Bruder gebeten, Jeremy ein Pferd zu geben. Es war alles ein bißchen viel auf einmal. Dann lächelte der Graf ihr zu und bot ihr eine weitere Tasse Tee an.
Sie brach plötzlich in Tränen aus.
»Du lieber Himmel!«
»Sinjun«, sagte der Graf ruhig, »ich möchte, daß du mit Jeremy zu den Stallungen gehst und für ihn ein passendes Pferd aussuchst. Und wenn es immer noch regnet, kannst du ihm die Pferde ja wenigstens beschreiben.«
Sinjun packte Jeremy bei der Hand und zog ihn aus dem Zimmer, wobei sie ihm ins Ohr flüsterte: »Keine Bange — Douglas wird sich um deine Schwester kümmern. Ich kann mir vorstellen, daß sie eine sehr schwere Zeit hinter sich hat. Aber Douglas wird dafür sorgen, daß sie sich bald wieder besser fühlt. Er ist wunderbar, mußt du wissen.«
Douglas wartete einen Augenblick, und dann begann er Ryders weinende Frau zu trösten. »Du hast dich sehr wacker gehalten. Ich glaube, ich selbst wäre einem solchen Druck nicht gewachsen gewesen — in ein fremdes Haus zu kommen, zu wildfremden Leuten, die einem das Leben schwermachen könnten. Aber jetzt bist du hier, und alle akzeptieren dich und heißen dich herzlich willkommen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
Sophie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Der Graf gab ihr ein Taschentuch, und sie putzte sich die Nase.
Douglas lehnte sich an den grazilen Schreibtisch, die Arme auf der Brust verschränkt, die Beine an den Knöcheln gekreuzt.
»Ryder steht oft genauso da«, bemerkte Sophie. »Aber er tut es, um mich einzuschüchtern. Bei Ihnen ... bei dir sieht es ganz natürlich aus.«
Douglas lächelte. »Mein Bruder versucht dich einzuschüchtern? Wie eigenartig! Normalerweise braucht Ryder nur seinen Charme einzusetzen, um alles zu bekommen, was sein Herz begehrt.«
Sophie schneuzte sich noch einmal, bevor sie das Taschentuch in einen Ärmel schob. »Das hat er mir ständig unter die Nase gerieben.«
»Ryder mußte dich auf seinen umwerfenden Charme aufmerksam machen? Seltsam. Möchtest du jetzt vielleicht meine Frau kennenlernen? Mrs. Peachum wird mittlerweile bestimmt ein Zimmer für Jeremy vorbereiten und dein Schlafzimmer lüften. Wenn du willst, kannst du mir später Näheres über die Vorkommnisse auf Jamaika erzählen. Wie schon erwähnt, hat Ryder von wichtigen Ereignissen geschrieben.«
Sophie nickte und versuchte, ihr zerknittertes Kleid etwas zu glätten. Als sie sich auf dem Korridor im Vorbeigehen in einem Spiegel sah, stieß sie einen leisen Schreckenslaut aus und strich hastig eine feuchte Haarsträhne zurück, die ihr ins Gesicht hing.
»Dieser Spiegel lügt immer«, beruhigte sie der Graf. »Meine Frau hat sich schon oft darüber geärgert, und sogar ihre Schwester Melissande, die einfach atemberaubend schön ist, meidet diesen Spiegel. Tut mir leid, daß meine Frau nicht herunterkommen kann, um dich zu begrüßen. Wir müssen zu ihr gehen. Tröste dich — du hast jedenfalls keine rote Nase wie sie.«
Die Gräfin lag im Bett, auf Kissen gestützt. Ihre Nase war wirklich rot, ihre Augen tränten, und sie schniefte. Ihre herrlichen rotbraunen Haare umgaben — lose geflochten — ein hübsches bleiches Gesicht.
Der Graf
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