Die Satansbraut
wie eine Vogelscheuche aus. Nein, du wirst mich nicht hinters Licht führen wie diese andere Schwiegertochter, die das eigentlich auch nicht sein dürfte.«
»Es ist eines meiner Kleider, liebste Lydia. Wir lassen es für Sophie ändern.«
Lady Lydia ließ sich durch den Fehler, der ihr in der Hitze des Gefechts unterlaufen war, weder aus der Fassung bringen, noch verspürte sie irgendwelche Gewissensbisse, weil sie ihre Schwiegertochter beleidigt hatte, denn Beleidigungen kamen ihr tagtäglich über die Lippen, daß sie sich nur an einen Bruchteil erinnern konnte. Ihre Hände blieben in die Hüften gestemmt, und ihre Nasenflügel bebten vor Empörung. Nachgeben kam für sie nicht in Frage. Sie musterte Sophie wieder und erklärte: »Nun, die Farbe ist für sie jedenfalls ganz falsch. Sie macht sie gräßlich blaß. Nun, junge Frau, Sie wagen also zu behaupten, daß Sie mit meinem Sohn verheiratet sind. Das kann nicht sein. Ryder hat immer nur gelacht, wenn jemand ihn auf eine Heirat angesprochen hat. Er ist mit seinen vielen Weibern ganz zufrieden. Deshalb sind Sie nichts anderes als eine Lügnerin, eine Abenteuerin, eine ...«
»Tut mir leid, Alex, ich hatte ihre Spur verloren, aber jetzt bin ich hier. Hallo, Mutter.«
Der Graf war völlig außer Atem, und Sophie konnte bei der Vorstellung, daß dieser grimmige Mann durchs Haus rannte, um seiner Mutter einen Maulkorb anzulegen, nur mühsam ein Lachen unterdrücken.
»Ah, wie ich sehe, hast du Sophie schon kennengelernt. Ihr jüngerer Bruder Jeremy ist auch hier. Ich glaube, Sinjun kümmert sich im Augenblick um ihn.«
Der Graf erinnerte sich nun offenbar wieder daran, daß er Herr im Hause war, denn er betrat würdevoll den Raum, betrachtete Sophie von Kopf bis Fuß, zwinkerte ihr verstohlen zu und sagte zu seiner Frau: »Wie du siehst, hatte ich recht. Du bist wirklich einmalig. Nun, Mutter, möchtest du Sophie nicht in Northcliffe Hall willkommen heißen?«
Er setzte sich auf einen zierlichen Stuhl, der unter seinem Gewicht ächzte, ließ seine Mutter dabei aber nicht aus den Augen, und Sophie wußte genau, daß sie selbst an Stelle der Grafenwitwe unter diesem ruhigen, eindringlichen Blick etwas Versöhnliches gemurmelt und sodann hastig den Rückzug angetreten hätte. Sie hoffte inbrünstig, mit diesem Mann nie die Klingen kreuzen zu müssen, denn selbst ein Blinder konnte sehen, daß mit ihm nicht zu spaßen war.
»Nun, was soll ich davon halten?« knurrte Lady Lydia mürrisch. »Du willst mir doch nicht weismachen, Douglas, daß du ihr glaubst. Schau sie dir doch nur mal an. Mein lieber Ryder würde ihr keinen zweiten Blick gönnen.«
»Offenbar hat er es aber doch getan, Mutter, denn sie sind verheiratet. Ryder hat mir geschrieben und uns allen Sophie und Jeremy ans Herz gelegt. Ich wüßte es sehr zu schätzen, wenn du ihr dein bezauberndes Lächeln schenken und sie herzlich willkommen heißen würdest.«
Sophie hätte zweifellos töricht gelächelt, wenn diese ganz ruhigen Worte an ihre Adresse gerichtet gewesen wären. Lady Lydia zögerte einen Augenblick und erklärte sodann steif: »Du bist jetzt also hier. Mein Sohn, dem als Grafen Respekt gebührt, hat dich akzeptiert. Wir werden sehen, ob du hierbleibst, wenn mein anderer Sohn zurückkehrt.«
Mit stocksteifem Rücken stolzierte Lady Lydia aus dem Zimmer.
»Hast du meiner Mutter Unterricht gegeben, Liebling?« fragte der Graf schmunzelnd seine Frau. »Dieser steife Rücken eben konnte es durchaus mit deinem aufnehmen, wenn du indigniert bist. Bestimmt hast du ihr das beigebracht.«
»Ich wünschte, du wärest ihr zuvorgekommen«, murmelte Alex.
»Tut mir wirklich leid, aber sie kann verdammt schnell sein, wenn sie will. Dieses Kleid macht dich wirklich etwas blaß, Sophie. Du solltest Gelbtöne meiden. Sie stehen Alex ausgezeichnet, aber du brauchst zarte Pastellfarben, glaube ich. Hast du etwas Rosafarbenes, Alex?«
Alex besaß drei zartrose Kleider. Eine Viertelstunde später nahm die Zofe eines davon mit, um es für Sophie zu ändern, Alex wurde vom Grafen ein Nickerchen verordnet, und Sophie stand in ihrem eigenen Schlafzimmer vor einem riesigen Kirschholzschrank, in dem Herrenkleidung hing. Ryders Sachen! Sie war in seinem Schlafzimmer.
Ihr war bisher nicht in den Sinn gekommen, daß man sie im Schlafzimmer ihres Mannes unterbringen könnte, und sie wußte, daß es unmöglich war, dagegen zu protestieren.
Ryders Schlafzimmer!
Sie trat ans Fenster, das auf die vordere Einfahrt
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