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Die Satanswelt

Die Satanswelt

Titel: Die Satanswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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brechen sofort auf, Konfusius. Aber streng deine Sensoren an! Wir wissen nicht, welche Gefahren uns erwarten.« Falkayn stopfte die Pfeife. »Außerdem bezweifle ich, daß van Rijn eine Flotte einsetzen würde«, fügte er hinzu. »Er wird diesen Schatz nicht mit den anderen Ligamitgliedern teilen wollen.«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Chee. »Zum ersten Mal scheint es in seinem Leben wichtigere Dinge als Geld zu geben. Er hat Angst. Für ihn steht es fest, daß dem Commonwealth – vielleicht sogar der gesamten technischen Zivilisation – ein Krieg droht. Und wenn dem Feind diese Eiswelt soviel bedeutet, daß er seine Spionagezentrale aufs Spiel setzt und verliert, dann müssen wir versuchen, den Planeten in unsere Hand zu bekommen. Van Rijn wird die Liga verständigen – sogar Nichtmitglieder und ihre Truppen, wenn es sein muß.«
    »Fertig zum Hyperdrive!« kündigte Konfusius an.
    Ein tiefes Summen setzte ein. Einen Moment lang verwischte sich das Bild auf dem Beobachtungsschirm. Dann schien Beta Crucis ihnen entgegenzujagen und sie mit seinen Flammen einzuhüllen. Falkayn preßte sich gegen die Rückenlehne seines Sitzes. Chee Lan fletschte die Zähne.
    Sekunden später war alles vorbei. Das Schiff tauchte wieder aus dem Hyperflug auf. Der Komputer handhabte die inneren Schwerefelder mit solchem Geschick, daß die beiden Lebewesen an Bord keine Gewichtsveränderung spürten. Das Schiff lag zwei Radiuslängen von der Eiswelt entfernt.
    Der Weitwinkelschirm zeigte einen dunklen Kreis, eingerahmt von einem grellen Schein, wo sich das Licht von Beta Crucis in der Atmosphäre brach. Die Nachtseite des Planeten war nicht völlig schwarz; an den Polen zuckten farbenprächtige Nordlichter; Blitze durchschlugen grell die düsteren Wolkenbänke; hier und da glühte ein roter Funke, der Schlund eines Vulkans.
    In den Nahbildschirmen sahen sie Ausschnitte der Geisterwelt. Gebirge ragten auf, und neue Meere entstanden. Falkayn glaubte das Kreischen des Windes zu hören, das Prasseln des Regens, das Grollen des Donners und das dumpfe Dröhnen des Bodens. Er konnte den Blick kaum abwenden.
    Aber es gab Arbeit, und je länger er an den Instrumenten saß, desto mehr schwand seine Scheu. Gleichzeitig vernarbten die Wunden seiner Gefangenschaft. Der Haß, das Verlangen, sich für die Demütigung zu rächen, blieb; aber er vergrub diese Gefühle tief in seinem Innern. Was er hier beobachtete, war sicher einmalig in der Galaxis – vielleicht im ganzen Kosmos.
    Wie die Lemminkainiten vermutet hatten, handelte es sich um eine alte Welt. Der Großteil ihrer natürlichen Radioaktivität war längst verbraucht, und die Kälte hatte sich bis zum Mark durchgefressen.
    Nun löste sich die Kryosphäre allmählich auf. Gletscher verwandelten sich in Sturzfluten, die verdampften und sich wiederum zu Gewitterwolken zusammenballten. Seen und Meere schmolzen. Der Druck verlagerte sich; das isostatische Gleichgewicht wurde verschoben. Beben erschütterten die Landmassen. Zu Tausenden erwachten Vulkane. Geiser schossen durch den Eismantel. Wirbelstürme, Hagel und Regen geißelten die Welt. Ragnarok, dachte Falkayn, während er mit Chee Lan die Messungen vornahm.

 
12
     
    »Offen gestanden«, sagte Chee Lan, »mir will nicht einleuchten, was euch oder einem anderen Volk die Hölle da unten bedeutet.«
    »Sie eignet sich hervorragend für Kernumwandlungsprozesse«, entgegnete Falkayn.
    »Aber dafür gibt es doch bereits Anlagen.«
    »Viel zu wenige, verglichen mit dem potentiellen Markt.« Falkayn trank seinen Whisky leer und lehnte sich behaglich zurück. Er fand, daß er ein paar Stunden Ruhe verdient hatte. Die Messungen vom Raum aus waren abgeschlossen, und es galt nun, den Planeten selbst anzusteuern. Eine heikle Sache … »Es gelingt bei weitem nicht, den Bedarf zu decken. Man kann die Prozesse nicht unbegrenzt ausweiten, da die radioaktiven Abfallstoffe die Umgebung verseuchen würden – ganz zu schweigen von der Wärme, die bei diesen Vorgängen frei wird. Vergiß nicht, es handelt sich um nukleare Prozesse. E ist gleich m mal c hoch zwei. Ein Gramm Unterschied zwischen Rohmaterial und Endprodukt bedeutet neun mal zehn hoch dreizehn Joules. Eine Anlage, die ein paar Tonnen Elemente pro Tag umwandelt, würde in Kürze das Wasser des Amazonas verdampfen. Nicht lange, und die Erde wäre zu heiß für jedes Leben. Deshalb meiden wir Welten, auf denen sich bereits Leben entwickelt hat. Sie sind zu wertvoll für diesen

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