Die Satanswelt
Nordlichter, und im Südosten zog der erste helle Streifen des Morgens herauf.
Falkayn warf einen Blick auf die Meßgeräte. Die Atmosphäre war giftig – CO, CO 2 , CH 4 , NH 4 , H 2 S und ähnliches. Es gab ein wenig Sauerstoff, von der Sonnenbestrahlung aus den Wassermolekülen gelöst und noch nicht mit anderen Elementen verbunden, aber er reichte nicht aus. Die Temperatur betrug minus 75 Grad Celsius und in Bodennähe minus 200 Grad. Nicht einmal einer blauen Riesensonne wie Beta Crucis gelang es, diese Eiswelt sofort aus ihrer Erstarrung zu wecken.
»Ich sehe mich am besten draußen um«, sagte er leise.
»Oder ich.« Auch Chee Lan schien die Stille zu bedrücken.
Falkayn schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das hätten wir zur Genüge besprochen. Unser Aufenthalt da draußen ist begrenzt, und ich schaffe in der kurzen Zeit mehr als du. Außerdem muß für den Notfall jemand bereit sein. Du kommst das nächstemal an die Reihe, wenn wir den Gleiter einsetzen.«
»Gut, aber beeil dich!« fauchte Chee. »Ich werde in diesem Käfig noch verrückt.«
Falkayn betrat die Schleusenkammer, wo der Anzug und die Geräte schon bereitlagen. Chee half ihm beim Überstreifen. Dann wartete er, bis die Pumpen den Druckausgleich hergestellt hatten, und trat in die neue Welt hinaus.
Seine Bewegungen waren ein wenig plump, denn er mußte sich erst an die dicken Stiefelsohlen gewöhnen. Aber ohne sie wäre er vermutlich hilflos gewesen. Das Schiff konnte vom Reaktor aus Wärme in die Landestützen leiten, um sie auf einer Temperatur zu halten, die dem Metall nicht schadete. Aber er hatte diese Möglichkeit nicht, und die Kälte wäre sofort durch jeden normalen Raumstiefel gedrungen. Seine Füße konnten erfrieren, bevor er es merkte. Selbst bei der zusätzlichen Isolation war sein Aufenthalt im Freien strikt begrenzt.
Noch mehr als die Kälte schränkte ihn allerdings die Sonne in seiner Bewegungsfreiheit ein. Die Helligkeit wuchs mit jeder Minute; Feuer und lange Schatten tasteten sich über die öden Felsen. Seine Anzugabschirmung gestattete ihr nicht mehr als eine halbe Stunde unter den Strahlen von Beta Crucis.
»Wie steht es?« Chees Stimme durchdrang das statische Knistern in seinem Kopfhörer.
»Weiß ich noch nicht.« Falkayn löste einen Geigerzähler von seinem Gürtel und hielt ihn dicht über den Boden. Das Instrument zeigte nur Spuren von Radioaktivität an.
Die Sonne kletterte über den Horizont, als Falkayn die ersten Gesteinsproben einsammelte. Automatisch verdunkelte sich die Sichtplatte seines Helms. Windstöße fegten über die Bergflanken, und von den Gletschermassen stieg Dampf auf.
Falkayn entdeckte einen günstigen Platz für seine Schallsonde und baute das Stativ auf. »Mach schnell!« drängte Chee. »Die Sonneneinstrahlung wird immer stärker.«
»Ich weiß«, entgegnete er. »Aber wir wollen doch etwas über die tieferliegenden Schichten erfahren, nicht wahr?« Das dunkle Glas schützte zwar seine Augen, nahm ihm jedoch gleichzeitig die Sicht und erschwerte die Feineinstellung des Geräts. Er fluchte ausgiebig. Als die Sonde endlich zu arbeiten begann und die ersten Daten an das Schiff weitergab, hatte er die Sicherheitstoleranz voll aufgebraucht.
Er machte sich auf den Rückweg. Das Schiff wirkte winzig neben den hoch aufragenden Felswänden. Weder die Rückstrahlfarben seines Anzugs noch das Kühlaggregat konnten die sengende Glut abwehren, mit der Beta Crucis ihn bombardierte. Gleichzeitig drang die Bodenkälte durch seine Stiefelsohlen. Er marschierte verbissen weiter.
Chee Lans Aufschrei ließ ihn herumwirbeln. Er sah die Explosion am Bergkamm. Eine weiße Fontäne schoß hoch. Gleich darauf hörte er das Dröhnen, und der Boden unter seinen Füßen begann zu schwanken. Er stürzte. Mühsam richtete er sich auf und versuchte zu fliehen. Eine Lawine aus Schlamm, Wasser und Steinen donnerte hinter ihm her. Er war noch ein gutes Stück vom Schiff entfernt, als sie ihn einholte.
13
Instinktiv rollte er sich zusammen. Und dann war alles dunkel um ihn. Fels- und Eisbrocken polterten über ihn hinweg, rissen ihn mit, stießen ihn vorwärts.
Die Erschütterung erreichte ihn durch Metall und Schutzpolsterung. Schlag um Schlag prasselte auf seinen wehrlosen Körper ein, bis er das Bewußtsein verlor.
Dann kam die Lawine zum Stillstand. Immer noch halb betäubt, erkannte Falkayn, daß er unter einer Geröllschicht lag. Er hatte die Knie angezogen und die Arme über die Sichtplatte des
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