Die Satanswelt
Verschleiß.«
Chee nickte. »Aus diesem Grund befinden sich wohl die meisten Umwandlungsanlagen auf atmosphärelosen Planetoiden?«
»Ja. Und das bedeutet, daß man Wärmeaustauscher installieren muß. Eine kostspielige Angelegenheit.«
»Aber es gibt doch auch sterile Welten mit ausreichender Atmosphäre und Hydrosphäre, um die Hitze abzuleiten.«
»Ja, aber sie gehören im allgemeinen einem Sonnensystem an«, erwiderte Falkayn. »Verläuft ihre Bahn in der Nähe des Hauptgestirns, dann bringt eine umfangreiche Kernumwandlungsanlage den Planeten bald auf zu hohe Temperaturen. Ist jedoch der Abstand größer, dann enthält die Atmosphäre meist freien Wasserstoff, der jede Materieabschirmung durchdringt und die Kernreaktionen stört.«
Falkayn schenkte sich noch ein Glas Whisky voll und fuhr fort: »Als man die ersten Einzelgängerwelten entdeckte, dachte man natürlich sofort daran, sie für diese Anlagen auszunutzen. Aber sie waren wiederum zu kalt. Temperaturen um den absoluten Nullpunkt verändern die Eigenschaften der Materie. Man müßte eine ganz neue Technologie entwickeln, um eine Anlage auf einer solchen Welt zu errichten.« Er deutete auf den Bildschirm. »Ein Glücksfall wie dieser wird sich so rasch nicht wiederholen.«
»Du tust, als sei das dein persönliches Verdienst«, meinte Chee Lan abschätzig. »Aber du bist nicht der Allmächtige – eine Tatsache, die mich gelegentlich mit dem Universum versöhnt.«
Der Planet hatte eine Rotationszeit von etwa dreizehn Stunden. Sein Achswinkel zur Bahnebene betrug elf Grad. Konfusius steuerte die arktische Zone an, wo der Tag verhältnismäßig kurz war und weniger extreme Bedingungen herrschten als in den übrigen Gebieten.
Falkayn stockte der Atem, als das Schiff in Satellitenhöhe den Planeten umkreiste. Sie hatten zwar schon früher die Sonnenseite kurz überflogen, aber da hatte seine ganze Aufmerksamkeit den Messungen gegolten. Und Beta Crucis war nicht so nahe gewesen.
Wolken ballten sich zusammen, einmal dampfendweiß, dann grau, von Blitzen durchfurcht, dann wieder schwarz vom Qualm der Vulkane. Er erbückte Felsebenen, gepeitscht von Stürmen, geschüttelte von Beben; über Bergflanken donnerte Gletscherwasser zu Tal; Nebel hüllte einen halben Kontinent ein, bis ein Tornado ihn zerfetzte; in einem bleigrauen Ozean prallten Eisberge, groß wie Inseln, aufeinander; Strudel und Schaumfontänen verbargen das Werk der Vernichtung.
Und dann drang das Raumschiff in die oberen Schichten der Atmosphäre ein. Es wurde von Strömungen erfaßt und wild hin und her geworfen.
Falkayn sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Ich suche schon seit einiger Zeit nach einem Namen für diese Welt. Jetzt weiß ich ihn.« Aber in diesem Moment tauchte das Schiff in eine Gewitterfront, und er sprach nicht weiter.
Die Innenfelder sorgten dafür, daß sich das Gewicht nicht veränderte, aber die Stöße und den Lärm konnten sie nicht ausgleichen. Durch das Pfeifen, Dröhnen und Kreischen hörte Falkayn die unbewegte Stimme des Komputers:
»Ich schlage vor, daß wir knapp unterhalb des arktischen Kreises landen, kurz vor Sonnenaufgang, in einem Gebiet des größeren Nordkontinents, der frei von Überschwemmungen ist und den tektonischen Daten nach vermutlich stabil bleibt.«
»In Ordnung«, entgegnete Chee. »Aber paß auf, daß die Meßdaten deine logischen Schaltkreise nicht überlasten! Es hat keinen Sinn, die Informationen jetzt auszuwerten. Gib sie einfach an deine Speicher weiter und konzentriere dich ganz auf das Landemanöver!«
Ein Schneesturm hüllte sie ein. Das Schiff taumelte. Dann kamen sie in eine windstille Zone. Es war Nacht, sehr dunkel und ruhig. Taststrahlen übermittelten das Bild eines zerklüfteten Hochlandes, während das Schiff unbeirrt seinen Weg fortsetzte.
Und landete.
Falkayn saß einen Moment lang erschöpft da. »Felder ausschalten!« befahl er schließlich und begann seine Gurte zu lösen. Die Umstellung auf das Gewicht des Planeten bereitete ihm keine Schwierigkeiten; es entsprach bis auf etwa fünf Prozent der Erdschwerkraft, und er war an größere Unterschiede gewöhnt. Er stand auf und rieb sich die steifen Muskeln.
Das Schiff hatte in einem unebenen, von Kratern durchlöcherten Gelände aufgesetzt. Im Norden und Osten stiegen Bergketten auf, steil, von Gletschern überzogen. Sterne erhellten die Szene. Es waren fremde Konstellationen, die klar und kalt in der Dunkelheit flimmerten. Über den Klippen zuckten
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