Die Satojerin (German Edition)
Königin, was dann?
Schließlich kenne ich meine Amme gut genug und ehrlich gesagt bin ich auch
froh, dass Sie das Thema Aussehen so ernst nimmt. Ich weiß selbst, dass diese
Dinge bei mir wohl etwas zu kurz kommen und ich mich eher für hübschen
Nagellack anstatt für neue Waffen interessieren sollte. Nur um Gely habe ich
ein wenig Angst. Ich glaube, die Gute war heute schon zweimal einem Herzinfarkt
nahe. Juna sollte sich besser in Bereitschaft halten! “ Nun war es Thiu, der laut loslachte und sich
mit einem Kuss auf die Stirn seiner Cousine verabschiedete.
Kurz
darauf war Gely zurück. „ Gott sei Dank! Die Schneiderin
bringt die Kleiderauswahl gleich selbst mit, nur um sicherzugehen, falls noch
etwas ver ä ndert werden muss! “ Gelys
Gesicht war nun nicht mehr kreidebleich, sondern ihr ganzer Kopf war so rot,
dass man sie selbst bei Dunkelheit hätte leuchten sehen. „ Gely! “, unterbrach
Ally sie kopfsch ü ttelnd. „Bis die Schneiderin
kommt, setzt du dich jetzt zu mir, trinkst eine Tasse Tee, ein Wasser oder
sonst etwas. Vielleicht auch ein Glas Baldrian. Sonst überlebst du den heutigen
Tag nicht mehr und schließlich brauchen wir dich alle noch. Wer soll mir denn
Nachhilfe in Mode und Frauensachen geben, wer soll unseren Juwelier sonst in
den Wahnsinn treiben und unsere Diener zu Höchstleistungen anspornen? “ Gely
nickte, atmete durch, grinste sie an und schenkte sich eine Tasse Tee ein, als
sie sich zu ihr setzte. Die halbe Stunde Ruhe tat den beiden Damen gut, auch
wenn es nat ü rlich Gelys strengen Zeitplan ein wenig ins
Schwanken brachte. Sie saßen nebeneinander auf dem Sofa, entspannten und
atmeten tief durch, bis sie schließlich von ihrer Schneidermeisterin aufgesucht
wurden.
„ Königin, sind Sie bereit? Ich habe sechs
Kleidermodelle dabei. Eines brauchen Sie morgen, wenn Sie Ihre Gäste empfangen.
Eines für die Konferenz und eines für das Festmahl und den Ball! “ Ally nickte, da sie zwar fand, dass drei
Kleider ü bertrieben waren, sie aber ganz genau wusste,
dass die beiden Damen keinen Widerspruch duldeten. In Windeseile breitete die
Schneiderin eine Robe nach der anderen aus, die so schön und meisterhaft
verarbeitet waren, dass selbst Ally die Worte fehlten. „ Ich gratuliere Ihnen! Sie haben sich wirklich
selbst ü bertroffen! “ Ihre Hofschneiderin strahlte und während sie knickste, bat sie
Ally, Ihre Wahl zu treffen. Sie lief an den Kleidern vorbei und konnte sich
zuerst nicht entscheiden, dann aber traf Sie ihre erste Wahl. „ Ich w ü rde gerne dieses zur Konferenz anziehen, k ö nnten Sie mir bitte beim Ankleiden helfen? “ Sofort nahmen die Frauen ein Kleid mit
bodenlangem schwarzen, schmal geschnittenem Rock und wei ß em, hochgeschlossenen Oberteil mit langen Ärmeln
in die Hand und halfen ihrer K ö nigin. Als Ally es schlie ß lich trug, schaute Sie sich im Spiegel an. „ Ich bin beeindruckt! Obwohl es aussieht wie ein
Kleid, k ö nnte man meinen, es seien Rock und Bluse in schwarz
und wei ß . Allerdings wirkt es kein bisschen langweilig,
denn Sie haben es geschafft, mit der goldfarbenen Borte um die Taille und dem
tief ausgeschnittenen V-Ausschnitt, einen wahren Hingucker aus dem Kleid zu
machen!“ Ally war zufrieden mit der Wahl, und Gely nickte ihr anerkennend zu. „ Es tut mir Leid, Königin, aber ausziehen müssen
Sie es leider nochmal, denn Sie müssen noch die beiden anderen Kleider
auswählen. Ich danke Ihnen für Ihre Komplimente und ihre Güte. Es gibt nicht
viele Königinnen, die unsere Arbeit zu schätzen wissen. Für die meisten ist es eher
selbstverständlich! “ Ally
schritt weiter an den Kleidern entlang und blieb vor einem Seidenkleid stehen,
das aus mehreren Farben bestand. „Türkis und nachtblau, das passt perfekt zu
Ihren Augen! “, seufzte Gely
hingerissen. Wieder probierte Ally es an und beide Frauen nickten. Ally
betrachtete sich im Spiegel und musste lächeln. Das Seidenkleid hatte etwas
Elfenhaftes an sich. Es hatte einen herzförmigen Ausschnitt, der unter der
Brust abgesteppt war und dennoch hatte es lange, weite Ärmel. Obwohl es so
leicht war, bestand es aus zwei Lagen in türkis und blau, die sich immer wieder
abwechselten. Auch dieses Kleid war bodenlang und hatte eine nicht zu lange
Schleppe. “ Gely klatschte in
die H ä nde! „ Ally, auch dieses Kleid steht Ihnen ganz hervorragend. Somit wären
wir schon beim letzten Kleid. Ihrem Ballkleid! “ Als ihre Wahl auf ein dunkelrotes, trägerloses Kleid fiel,
jauchzte
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