Die Satojerin (German Edition)
.“ Ihr Bruder nickte ihr zu und
sie glaubte, ein Zeichen von Scham in seinem Blick zu erkennen.
Ich kann es immer noch nicht glauben, dass
unser Onkel, König Ker sowie unsere Tante, Königin Nisadi umgekommen sind.
Umgekommen? Jetzt? Dabei wollten wir doch nächsten Monat zu ihnen. Jetzt, wo
sich alles hier beruhigt hat und läuft. Jetzt, wo ich meine Lordschaft ein paar
Wochen alleine lassen kann.
Der Vater des Geschwisterpaares hatte von jeher
kein Anrecht auf die Krone, was ihn allerdings nicht allzu sehr störte. Er
liebte seinen großen Bruder und war sich sicher, dass er ein gerechter und
guter König werden würde. Der wohl aber wichtigste Grund, warum ihm die Krone
egal war, war eine Frau, die etwas ganz Besonderes war. Eine wunderschöne Satojerin,
in die er schrecklich verliebt war und die er eines Tages zu Allys Mutter
machte. Ihr Vater heiratete Allys Mutter in Asuda, wo er sie kennenlernte,
blieb noch eine Weile am Hof, und als sein eigener Vater gestorben war und sein
Bruder König wurde, zogen die beiden nach Satojer. Die Familie ihrer Mutter
hatte dort eine große Lordschaft, die sie übernahmen, und in ihrem neuen
Zuhause wurde Ally geboren. Drei Jahre später schenkte ihre Mutter Juna das
Leben, doch hierfür musste sie ihr eigenes geben. Ihr Vater heiratet nie wieder
und stellte für die Kinder eine Amme namens Geloyra ein. Geloyra, oder Gely,
wie Juna sie immer nannte, wohnte noch immer auf ihrem Anwesen, obwohl beide
längst im Alter für eigene Kinder waren. Da sie aber so etwas wie eine Mutter
für das Geschwisterpaar war, war sie noch immer da und half ihnen überall, wo
sie konnte.
Ally schaute auf die Uhr und zuckte zusammen. Die Zeit
rann, wenn sie so da saß und nachdachte, dennoch taten ihr die Gespräche mit
sich selbst gut, denn ihre Gedanke rasten stets, als würden sie nicht ruhen
wollen. Ständig waren sie da und überall. Sie hatte dieses extreme Maß an
Energie nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Dieser Zustand machte sie
manchmal fast verrückt. Sie konnte sich verzetteln und sich von einem
Gedankenreich in das nächste bringen lassen, ohne je da anzukommen, wo sie
eigentlich hin wollte. Dieses Mal war ihr Ziel aber eindeutig: Sie brauchte
eine Entscheidung. Und um ihre Gedanken zu bündeln und zu strukturieren, halfen
ihr ihre Selbstgespräche.
Als sie das Esszimmer betrat, saß Juna bereits am Tisch und
starrte gierig auf seine Suppe. „Tomatensuppe “, grinste er sie an, „ Die musst du genie ß en. Es
ist Ende September und bald gibt es so etwas nicht mehr. Dann bekommst du
höchstens noch Kürbissuppe, wenn du Glück hast .“ Ally
lachte los. Wie gut das tat nach all den schlechten Nachrichten heute. Junas
Miene wurde ernster. „ Wirst du die Krone annehmen? “ Ally
starrte ihn an. „Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich denke, dass wir
wenigstens nach Asuda reisen müssen. Wir müssen mit Thiudarec reden und ich
will mehr Informationen. Lord Simm konnte oder wollte mir nicht alle geben. So
kann ich keine Entscheidung treffen. Außerdem bin ich Thiudarec dies schuldig! “ Ihr
Bruder schaute sie ü berrascht an und schenkte ihr
ein verst ä ndnisvolles L ä cheln. „ Das
ist eine gute Entscheidung, meine Kleine Satojerin. Oder soll ich lieber
Prinzessin sagen? “ Er hatte noch nicht
ausgesprochen, da bekam er Allys Becher mit solch einer Wucht an den Kopf, dass
sie sich im Moment des Aufpralls wünschte, sie hätte vorher ein bisschen besser
darüber nachgedacht. Beide schauten einander erschreckt an und prusteten schließlich
vor Lachen los. „Na einen tollen Humor haben Sie da. Ich muss schon sagen. Sehr
gut erzogen und völlig erwachsen. Ich möchte Ihre Amme nicht kennenlernen! “ Eine
Frau mit grimmiger Stimme betrat den Raum. „ Gely!
Komm her zu uns, setze dich! Ally, Ich habe Lord Simm gebeten, Gely alles zu
erklären und sie zu uns zu schicken! “ Junas
Blick wandte sich wieder seiner Schwester zu und wurde liebevoll. „ Soll
ich dich begleiten? “ Ein Kuss auf die Stirn gen ü gte
ihm als Antwort. „ Hatte ich auch nicht anders
erwartet. Ich h ä tte dich sowieso nicht alleine
losziehen lassen! “ Gely erhob sich. „Mylady, ich
werde Ihre Koffer packen! “ Danach verlie ß ihre
Amme den Raum.
♔♕♛♚
Ich glaube es nicht! Ich habe tatsächlich
geschlafen? Ich dachte, ich wälze mich vor Gedanken die ganze Nacht von einer
Seite zur anderen. Ally blinzelte in das Morgenlicht,
schaute an sich herunter und sah, dass sie
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