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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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Makeln eine gewisse abstoßende Schönheit, wenn man bereit war, genauer hinzusehen.
    »Du verlogener Dreckskerl! Wenn du kein Bulle bist, was hat dann das in deinem Scheißmantel verloren?
Hm?
Raus damit, du Aas, bevor ich dir den verlogenen Kopf wegschieße!«
    Sie drückte ihm den . 357 er Colt Python mit zitternden Händen fest an die Schläfe.
    »Nein! Nicht! Lass … es mich dir … erklären. B… b… bitte … C… Cathy …«
    Plötzlich erstarrte alles zum fotografischen Negativ eines Stilllebens. Cathys Knöchel wurden weiß wie Knochen. Sie krümmte den Finger um den Abzug. Karl hielt den Atem an. Er stellte sich vor, wie sie abdrückte und ihm die Hälfte seines aschfahlen Gesichts wegschoss.
    »Ich höre, kann aber nicht garantieren, wie lang«, antwortete Cathy und brach das tödliche Schweigen. »Und deine Erklärung sollte gut sein, denn andernfalls steht es schlecht um dich.«
    Karl versuchte, Spucke im Mund zu sammeln, doch seine Mundhöhle blieb staubtrocken. »Den … den trage ich nur zum Schutz bei mir. Ich habe mir im Lauf der Jahre als Privatdetektiv eine Menge Feinde gemacht. Nur zum Schutz … das ist alles …«
    »Ich glaube dir nicht«, zischte sie und krümmte den Finger fester um den Abzug.
    Sie würde es tun. Die durchgeknallte Irre würde es tun.
»Sieh dir doch nur den Lauf an. Herrgott noch mal! Schau, wo … wo die Seriennummer war. Sie wurde weggefeilt. Die Waffe ist illegal. Glaubst du, die Polizei würde zulassen, dass ich mit so was rumlaufe? Du musst mir glauben, Cathy.«
    »Ich muss gar nichts, nur abdrücken! Leg dich hin, Gesicht zum Boden.«
    »Hör doch, Cathy, es besteht kein Grund …«
    »Ich sag’s nicht noch mal –
runter auf den Boden

    Mit der freien Hand schnappte sich Cathy eine Spritze mit einer trüben braunen Flüssigkeit, die aus der Nadel tropfte und eine dünne Spur hinterließ. Sie rückte näher zu Karl. Hitze, ungeheure Hitze ging von ihrem Körper aus. Sie streckte den Arm aus und berührte ihn an der Schulter.
    Er schrak zurück.
    »Nicht«, flüsterte sie und ließ das Wort auf der Zunge zergehen, während sie Karl die Spritze in den Hals stieß.
    Zuerst spürte er gar nichts, doch dann kam der Rausch, der kalte Rausch der Hochstimmung und Allmacht, der in jede Pore und Blutzelle eindrang und Karls Sinne verwirrte.
    Karl wurde müde und schloss die Augen, um dem ganzen Wahnsinn zu entfliehen. Er spürte, wie Cathy ihn auf den Rücken drehte und so geschmeidig und ölig wie eine Schlange auf ihn glitt. Er wollte sie wegstoßen, hatte aber keine Kraft mehr in den Armen.
    »Nicht wehren«, flüsterte sie. »Ganz ruhig … gut so. Schön langsam …« Sie zog ihn aus, zuerst langsam, dann immer stürmischer.
    »Bitte … mach … das nicht … Cathy …«
    Er spürte, wie sie seinen Penis mit den Fingern in die feuchte Dunkelheit einführte.
    Dann wurde alles noch bizarrer.
    Jemand strich ihm Teer über die Augen. Alles schlug von Schneeweiß in Pechschwarz um. Sein Gehirn schaltete auf den untersten Kriechgang herunter. Schwindelig. Wie aus
Gummi.
Der Tisch in der Ecke kam auf ihn zu; die Tischbeine bestanden plötzlich aus Fleisch und Blut und rieben sich keuchend wie ein notgeiler Hund an ihm. Die Vorhänge an den Fenstern wurden zu gigantischen Zungen. Zärtlich leckten sie ihm über die nackte Haut. Alles und jeder war sein Freund. Das Zimmer wechselte die Farben: ein Kaleidoskop psychedelischer Regenbogen. Nackte Cherubim rutschten an den Regenbogen herab, kicherten und winkten, dass er sich zu ihnen gesellen sollte. Er winkte in Zeitlupe zurück und sah ihre Schulterblätter rhythmisch zucken, ihre kleinen Pobacken lustvoll grinsen. Leise Musik hallte durch seinen Schädel. Die gesamte Umgebung wurde zu einer Petrischale des Absonderlichen.
    Cathy grinste, hielt eine Ansammlung von Spritzen hoch, die die Größe von Stricknadeln besaßen, und rieb sie aneinander.
Klick, klick, klick
, machten sie.
    »Hast du echt geglaubt, mir würde auch nur ein Scheißdreck an einer kleinen Hure liegen?«, fragte Cathy mit großen Augen und einem gemeinen Grinsen über dem ganzen Gesicht. »Muh! Muh!«
    Karl dachte an
Les Tricoteuses
, an Madame Defarges tödliches Grinsen. Plötzlich fröstelte er bis auf die Knochen.
    »Du … du musst ihnen … ihnen helfen … bitte, Cathy …«
    Und plötzlich, ohne Vorwarnung, lief alles wieder mit normaler Geschwindigkeit ab. Karl spürte, wie sich sein Innerstes zusammenzog. Etwas Greifbares

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