Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)
habe keinen Zweifel, dass Martina nicht in Schottland ermordet wurde«, sagte Hicks und schenkte sich einen Kaffee ein.
»Was macht dich so sicher?«
»Bei der Autopsie bin ich im Magen auf Tangreste gestoßen. Den fraglichen Tang gibt es vor der Küste von Antrim.«
»Wollte er die Polizei auf eine falsche Fährte locken? Glaubst du, dass er in Panik gerät und befürchtet, jemand weiß, wer er ist?«
»Nicht auszuschließen. Interessanterweise hatte sie winzige Farbpartikel unter den Fingernägeln.«
»Farbe? Was für Farbe?«
»Eine spezielle Farbe, die Neo X 2 heißt. Damit werden Kasernen und so was gestrichen.«
»Kasernen?«
»Von Militär und Polizei. Und sieh mich nicht so an.«
»Wie denn?«
»Mit diesem Irgendwie-muss-die-Polizei-in-diese-Morde-verstrickt-sein-Blick.«
»Tja. Wer weiß?«
»Deine Paranoia führt dich auf eine falsche Fährte«, sagte Hicks und trank seinen Kaffee. »Willst du den Leichnam sehen, bevor du gehst?«
»Mach keine Witze. Du weißt genau, dass ich so was nicht ertragen kann. Aber ich hab den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Ich gehe.«
»Gut. Wenn ich etwas Neues habe,
telefonieren
wir.«
Karl wollte gehen, zögerte jedoch. »Tom … vor zwei Tagen fand man den Leichnam einer Frau im Lagan. Was weißt du über sie?«
Hicks nickte in Richtung der zugedeckten Leichen. »Cathy McGlone. Das ist die Leiche da drüben, neben der von Martina Ferris.«
Karl widerstand dem Impuls, hinzusehen. »Was … was sagt die Polizei?«
»Nicht besonders viel, davon abgesehen, dass sie der Boss einer Obdachlosenbande in der Nähe des Custom House Square war.«
»Dass sie obdachlos sind, macht sie nicht zu Kriminellen.«
»Was für eine Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Ich habe nicht gesagt, dass sie Kriminelle sind, du musst nicht gleich so patzig werden. Ich sage dir nur, was im Polizeibericht steht.«
»Ich habe es satt, dass immer alles den Obdachlosen in die Schuhe geschoben wird. Macht doch mal die reichen Wichser verantwortlich.«
»Reg dich wieder ab«, antwortete Hicks und sah Karl seltsam an. »Warum interessierst du dich für McGlone?«
»Wie … wie ist sie gestorben? In den Nachrichten hieß es, sie ist erschossen worden.«
»Sie wurde ermordet. Vier Kopfschüsse. Ziemlich brutal, fast wie im Rausch.«
Karl fühlte sich, als wäre sein Magen eine Falltür hinuntergestürzt. Seine Hämorrhoiden brannten. Er musste dringend aufs Klo.
»Irgendwelche … irgendwelche Hinweise auf den Täter?«, fragte Karl und kratzte die schmerzende Stelle mit dem Finger.
»
Lass
das, Karl. Das ist widerlich. Siehst du nicht, dass ich esse?« Hicks schluckte einen gut durchgekauten Bissen Fleisch und spülte mit Kaffee nach. »Keine verwertbaren Hinweise, aber sie hatte Fingerabdrücke am Hals. Ziemlich verwischt. Mal sehen, ob sie uns irgendwie weiterbringen.«
»Das ist doch schon mal was.«
Scheiße!
»Eines noch.«
»Was?«
»Cathy McGlone hatte ein Vorstrafenregister, das länger als das Gesicht von Gerry Adams ist.«
»Was … was zum Teufel soll
das
nun wieder heißen?«
»McGlone hatte den Spitznamen Jojo, weil sie immer wieder ins Gefängnis kam.«
»Ach?«
»Es lief gerade wieder eine Fahndung nach ihr, als sie vor sechs Jahren plötzlich auf rätselhafte Weise verschwand«, fuhr Hicks fort.
»Warum … wurde sie von der Polizei gesucht?«
»Versuchte Kindesentführung drüben bei der Malone Road. Glücklicherweise merkte eine Nachbarin was und schlug Alarm. McGlone entkam, aber die Polizei fand ihre Fingerabdrücke am Tatort. Seither suchen die nach ihr.«
Scheiße!
»Mann …«
»Jedenfalls hat die Polizei etwas, womit sie arbeiten kann, was die Morde anbelangt. Ich vermute, wenn alles aufgeklärt ist, dürfte McGlones Namen dick und fett über allem stehen.«
»Alles fügt sich so schön zusammen, nicht?«
»Was willst du damit sagen?«
»Nichts.«
»Bist du sicher?«
»Bin ich jemals sicher?«
»Du verschweigst mir etwas, Karl, und ich weiß, dass du das nur machst, wenn dir nichts anderes übrig bleibt. Lass dir von deinem besten Freund einen Rat geben. Wenn du in ein Kohlebergwerk gehst und siehst, dass der Kanarienvogel die Beine in die Luft streckt, ist es höchste Zeit, da zu verschwinden. Kapiert?«
»Hör zu, ich … muss hier raus … der Geruch … ich ertrage den Geruch von Hamburgern und Tod nicht mehr.«
Draußen würgte Karl und zitterte vor Schmerzen am ganzen Körper. Seine Wirbelsäule pochte.
Plötzlich
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