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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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Abschaum …«, flüsterte er und fürchtete und hoffte zugleich, sie könnten ihn hören, während er den Axtstiel so fest umklammert hielt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er wünschte, diese dreckigen Tiere hätten gleich ihm auch dieses heilende Werkzeug in den Händen, mit dem sie sich dann gegenseitig totschlagen könnten. Und ihr Tod wäre nicht einmal bedeutsam; der billige Wein und ihre stinkende Pisse würden ihre eigene Bedeutungslosigkeit in dieser Welt fortspülen.
    Er schloss leise die Tür und ging zurück, woher er gekommen war, in den Kinosaal. Die Axt ließ er wie einen Wachtposten am oberen Ende der Treppe zurück.
    »Sie dürfen jetzt die Augen aufmachen, Miss McCambridge«, sagte er mit einem gepressten Lächeln, das auf seinen dünnen Lippen wie hingekritzelt wirkte.
    Gehorsam schlug das junge Mädchen die Augen auf und staunte. »Ist … ist das … das gehört nicht Ihnen … das kann ja nicht sein … oder, Mister Hannah?«
    Aus seinem dünnen Lächeln wurde ein breites Grinsen. »Doch. Ist es nicht wunderschön?«
    Sie nickte mit offenem Mund, sagte aber nichts.
    »Lass mich dich ausziehen«, sagte er und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.
    »Hier?« Ihr Gesicht lief hellrot an. »Mitten im Kino?«
    »Filmtheater«
, verbesserte er sie mit schneidender Stimme. »Kinos sind etwas für Barbaren. Hier befinden wir uns in der Gegenwart von Göttern, Miss McCambridge. Und die sollen sich an Ihrer Schönheit laben. Wenn Sie die Götter zufriedenstellen, können Wunder geschehen. Wussten Sie das nicht?«
    Ihr Gesicht wurde noch röter. Sie lächelte verlegen, während er ihr den verdreckten Pullover auszog. Der Pullover fiel zu Boden, da bedeckte sie instinktiv den winzigen, schmutzigen Büstenhalter, den sie trug. Sie zitterte. Es war extrem warm in dem Kino.
    »Sie können mit Worten umgehen, Mister Hannah.«
    »Bob. Nenn mich Bob. Darf ich dich Judy nennen?« Er lächelte.
    Judy lächelte schüchtern. Ja … na klar … Bob.«
    »Sag mir, Judy, warum, um alles in der Welt, hast du dir das wunderschöne Haar abgeschnitten? Dadurch siehst du so knabenhaft aus – auf eine unglaublich sexy Weise, natürlich.«
    »Das … verhindert, dass sie mich wollen. Nachts, auf der Straße … Die beobachten mich immer und machen sich an mich ran, ohne dafür zu bezahlen. Sie sind nicht so, Mister … ich meine Bob. Sie sind ein anständiger Mann. Das weiß ich, weil Sie letzte Woche und heute so freundlich mit mir gesprochen und mir Hamburger und Zigaretten spendiert haben.«
    »Es warten noch viel mehr Überraschungen auf dich, Judy. Und jetzt zieh den BH aus. Die Götter können es kaum erwarten, zu sehen, was sich darunter befindet.«
    Nervös streifte sie den BH ab. Ihre Brüste waren Knospen. Mehr nicht.
    »Nein … nicht die Brüste bedecken«, sagte er. »Sie sind wunderschön und sollten gesehen werden.«
    Sie gehorchte und ließ langsam die Hände sinken.
    »Wie alt bist du, Judy?«
    »Vier … ich meine sechzehn. Nächste Woche werde ich siebzehn.«
    »Wirklich? Dann müssen wir eine
ganz spezielle
Party für dich veranstalten. Ich lade einige
sehr wichtige
Leute dazu ein. Das gefällt dir doch sicher, oder nicht?« Er fasste ihre Brüste an und glitt mit den Nägeln über die winzigen Brustwarzen. Ein angenehmes, aber beunruhigendes Gefühl überraschte ihn trotz des ausgeprägten Gestanks, der von ihrem ungewaschenen Körper ausging. Sie brauchte dringend ein Bad – höchstwahrscheinlich mehr als eines.
    »Zieh deine restlichen Sachen aus. Ich habe frische Sachen für dich. Eine Schönheit wie du darf nicht in solchen Lumpen herumlaufen.«
    Zögernd zog sie die abgewetzten Schuhe und völlig verdreckten Jeans aus; große Boxershorts kamen zum Vorschein, über deren Saum knochige Hüften ragten, wie winzig kleine Anker. Sie zog die Shorts aus und stand nackt vor ihm; die knochige Brust und die Rippen hatten in dem künstlichen Licht eine Farbe wie graue Kreide. Kleine Narben und rote Male überzogen ihre Oberarme.
    »Das hilft dir, dich zu entspannen, Judy«, sagte Hannah und brachte eine Spritze mit Nadel zum Vorschein.
    »Was … was ist das, Bob?«
    »Das nimmt dir Leid und Schmerz. Für immer.«

Kapitel Dreißig
    »They fuck you up, your mum and dad.
    They may not mean to, but they do.
    They fill you with the faults they had
    And add some extra, just for you.«
    Philip Larkin, This Be the Verse
    Es war Freitagnachmittag, Karl legte die Füße auf den Tisch, lehnte

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