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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Euphorie über die Einweisung war mittlerweile verflogen. Als Patient war mein Aktionsradius doch sehr eingeschränkt. Eigentlich blieb zum Herumschnüffeln nur die Nacht übrig, wenn die Personaldecke dünner war und kaum Gefahr bestand, dass sich andere Mitbewohner außerhalb ihrer Zimmer befanden.
    Um die bevorstehende Aufgabe ausgeruht angehen zu können, versuchte ich ein wenig zu schlafen. Kein Problem, da sich die Zimmergenossen in den Fernsehraum verzogen hatten.
    Gegen acht wurde ich unsanft von der Gutenachtspritze geweckt. Lück und Muschinski bildeten sich mit Groschenheftchen fort, Thorsten daddelte auf einem Gameboy herum. Als gegen neun das Licht gelöscht wurde, lauschten wir andächtig unseren Atemstößen, bevor ich erneut ins Land der Träume abglitt.
    Um Mitternacht ließ ich mich vom Handy via Vibration wecken und kleidete mich lautlos an.
    Wie erwartet war der Korridor so verlassen wie eine Würstchenbude im Vegetariercamp. Im Bett hatte ich im Geiste eine Münze geworfen, ob ich nach rechts (Zahl) oder links (Kopf) gehen sollte. Zahl hatte oben gelegen. Nach wenigen Schritten wurde schräg vor mir eine Tür aufgerissen. Ich hechtete hinter eines der Rollbetten, die in Massen herumstanden.
    Durch die Gitterstäbe des Fußendes konnte ich einen weißen Kittel erspähen, der ins Badezimmer verschwand.
    Meine große Chance. Aus einem Wandschrank klaubte ich ein Paket Mull und umwickelte meinen Kopf, Augen exklusive. Dann schnappte ich zwei weitere Pakete Verbandszeug und eine Rolle Klebeband und folgte dem Arzt.
    Die aus der Kabine dringenden Geräusche ließen auf ein großes Geschäft schließen. Flugs in die Nachbarbox geschlüpft und einen Striptease hingelegt; die Unterhose blieb selbstverständlich am Mann.
    Als die Spülung einsetzte und die Tür geöffnet wurde, sprang ich hervor und versetzte dem feinen Herrn einen Schlag vor den Hals. Dieser blickte mich den Bruchteil einer Sekunde erstaunt an, dann sackte er zusammen. Geschickt fing ich den erschlafften Körper auf, zog ihn in meine Kabine und verschloss die Tür.
    Schneller als die Morgentoilette einer Eintagsfliege tauschte ich unser Outfit.
    Nachdem ich den Arzt gefesselt und geknebelt hatte, kletterte ich in die Nachbarkabine und gelangte von dort ins Freie. Im Spiegel kontrollierte ich mein Äußeres und huschte auf den Gang. Das Namensschild an meiner Brust wies mich als Dr. Leonhardt aus.
    Ich hatte mir eine Erkundungsfrist von zwei Stunden gesetzt. Sollte reichen, denn schließlich brauchte ich in diesem kleinen Etablissement nur die Stelle zu finden, wo Hermanns Mörder sein Geständnis hinterlegt hatte.
    Drei Türen später erreichte ich das Ärztezimmer der Station C. Der Leiter war Dr. Grunwald, also genau derjenige, der mich gestern in der Notaufnahme untersucht hatte; ich war sein Assi. Mit der natürlichen Arroganz eines Gottes in Weiß verzichtete ich aufs Anklopfen und betrat energischen Schrittes den Raum.
    Ich war allein. Das einzig Lebendige hier war der Dampf, der von einer Kaffeetasse in Richtung Decke zog. Da die Brühe bis zur Rückkehr des echten Leonhardts eh kalt sein würde, genehmigte ich mir einen Schluck, dann machte ich mich an die Arbeit.
    Direkt vor mir befand sich ein überdimensionaler Aktenschrank, der abgeschlossen war; nicht weiter tragisch, da der zugehörige Schlüssel auf dem Schreibtisch lag. Kaum hatte ich die erste Schublade herausgezogen, vernahm ich Schritte auf dem Gang. Zeitgleich schrillte das Telefon. Mit der mir angeborenen Spritzigkeit hechtete ich ins winzige Nachbarzimmer, das mit einer abgewetzten Sitzgruppe, leeren Tassen und überquellenden Aschenbechern erschöpfend ausgestattet war.
    »Elisabeth-Krankenhaus, Dr. Müller am Apparat.« Ich lag hinter einem versifften Sessel und war ganz Ohr.
    »...«
    »Habe wieder ein paar Kisten für euch. Aber Beeilung, in einer Stunde werde ich abgelöst .«
    »... «
    »Okay, bis dann.«
    Der Hörer wurde auf die Gabel geworfen, und Müllers Schritte entfernten sich. Ich schlüpfte aus dem muffigen Raum und spähte auf den Gang, der Doc bog gerade um die Ecke. Über das Treppenhaus gelangten wir in den Keller. Falls er mich bemerkt haben sollte, ließ er sich nichts anmerken. Unsere Rallye endete in einem Lagerraum, in dem sich Unmengen an Kisten stapelten. Als Müller sich umdrehte, um eine Kippe anzustecken, huschte ich hinter einen Stapel Kartons, laut Aufschrift vollgestopft mit Mullbinden. Ich befand mich zwischen Eingang und Arzt und

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