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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Lieblingsfußballverein Bescheid wusste.
    Dafür gab es den zweiten Kuss. Diesmal verfehlte ich jedoch die Wange und traf genau ihren Mund. Irgendwie hatten wir eine seltsame Beziehung. Wir kannten uns seit meiner Ankunft in Buldern und fanden uns nicht unsympathisch. Genau genommen hatte ich ein absolutes Faible für die Biobäuerin, und ihre Eifersucht in Bezug auf Connie Lienen hatte gezeigt, dass auch ich ihr alles andere als gleichgültig war. Allerdings hatte das Schicksal uns stets einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jedes Mal, wenn wir uns annäherten, passierte ein Missgeschick, das alles wieder über den Haufen warf. Ich war schon richtig gespannt.
    »Ich sehe, du hast dich gut erholt«, drang eine andere weibliche Stimme an mein Ohr. Wusste ich’s doch.
    »Hallo, Cornelia. Die Medikamente, die ich mir verschrieben habe, wirken Wunder«, deutete ich auf die Camel-Schachtel und den leeren Becher. »Bald kann ich den Krankenhausmief wieder gegen frische Landluft eintauschen .«
    »Ich scheine überflüssig zu sein«, schabte Schumanns Kinnlade übers Linoleum.
    »Nein, bleiben Sie bitte. Ich bin Cornelia Lienen, Dieters Krankenschwester .«
    »Karin Schumann, zuständig für die Bewirtschaftung seines Hofes.« Sie blickte auf die Uhr. »Oh, so spät schon. Ich muss los, die Tiere versorgen. Auf Wiedersehen.«
    Bevor ich intervenieren konnte, hatte Karin den Aufenthaltsraum verlassen. Als Trost gab’s erst mal einen dicken Kuss. Wenn das so weiterging, würde mich niemand mehr hier wegkriegen, und wenn ich mein Leben lang deklinieren musste.
    »Erhalten alle Patienten diese Art von Behandlung ?« , hatte ich mich mit der neuen Situation glänzend arrangiert.
    »Maximal die Hälfte. Bist du weitergekommen ?«
    »Ja.«
    »Jetzt mal Butter bei die Fische, oder vertraust du mir nicht ?« , hatte Lienen offensichtlich eine ausführlichere Antwort erwartet.
    »Mit mangelndem Vertrauen hat das nichts zu tun. Ich muss das Ganze nur erst auf die Reihe bringen .«
    »Wie du willst. Gibt’s wenigstens einen Abschiedsschmatzer, außerhalb der Reihe ?«
    Diese Bitte konnte ich nicht abschlagen. Während wir die Mund-zu-Mund-Beatmung probten, fiel mir etwas ein: »Könntest du bei Gerhard Schulz in Dülmen anrufen und ihm mitteilen, dass ich zurzeit keine Sozialstunden ableisten kann ?«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin der gefürchtete Bulderner Hundekiller«, erläuterte ich in schillernden Farben mein Alter Ego und die tragischen Konsequenzen.
    »Wird erledigt«, zockelte sie ab, und ich konnte endlich wieder die Füße auf den Tisch legen. Nach einem weiteren Kaffee musste ich feststellen, dass sich Frauenbesuche negativ auf die Gehirnleistung auswirkten; ich war zu keinem vernünftigen Gedanken fähig.
    Eines war jedoch klar: Hier hielt mich nichts mehr. Ich hatte mit Müller einen veritablen Verdächtigen, und obendrein war nicht ausgeschlossen, dass Leonhardt mich trotz aller Vorsicht erkannt hatte.
    Ich puhlte weitere fünfzig Cent aus dem Portemonnaie und fütterte den Automaten. Kaum hatte ich mich wieder in der Wellness-Ecke niedergelassen, flog die Tür auf. Mein Bulderner Kumpel Stefan Jahnknecht. Der lebende Beweis für die Existenz von Menschen mit negativem IQ blickte mich mit treuen Augen an. Stefan war mein erster Kontakt mit den Einheimischen gewesen, als ich aus dem kochenden Ruhrpott ins kühle Münsterland gezogen war. Auch wenn er nicht fehlerfrei bis fünf zählen konnte, war mir der Dreißigjährige ans Herz gewachsen.
    »Karin hat mich gesagt, du sein in Krankenhaus«, hielt mir Bauer Steinmanns Knecht seine riesige Pranke hin, die ich gerne ergriff.
    »Danke, Stefan, aber mir geht’s schon wieder besser. Wahrscheinlich werde ich morgen auschecken .«
    Ich spendierte ihm einen heißen Kakao und erhielt das nächste Geschenk. Als ich das Diddl-Papier entfernt hatte, war ich noch gerührter als über Karins RWE-Bildband: ein Kaninchen, ein Schwein und eine Ziege von Schleich!
    »Danke, mein Freund«, umarmte ich den Zwei-Meter-Kerl mit dem falsch geknöpften Hemd und der löchrigen Cordhose.
    »Ich gedenkt haben, du sein traurig ohne dein Vieh, und haben drei Tiere von meinen Bauernhof eingepackt für dich als Geschenk«, ließ er unsichtbare Tränen meine Wange herunterlaufen. Denn mir war bewusst, dass Stefan den größten Schleich-Bauernhof der Welt sein Eigen nannte und ihn heiß und innig liebte. Da steckte Herzblut drin.
    Danach unterhielten wir uns eine knappe Stunde über alles Mögliche

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