Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
ich …?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
Ihre Vorstellung war Oscar-reif. Selbst der Arzt, den Shelly gerufen hatte, hielt es nicht für ausgeschlossen, dass ein Schlag auf den Kopf die Erinnerung an die letzten Stunden ausgelöscht hatte. Er empfahl Alice, sich eine Weile zu schonen. Sie kletterte auf die obere Pritsche des Stockbetts und stopfte sich ihr Kopfkissen – und das von Dalia – hinter den Rücken. Sie wirkte blass und schwach.
»Ich gehe runter in die Küche und treibe was zu essen auf«, sagte Shelly, nachdem der Arzt gegangen war. »Soll ich dir einen Burger bringen?«
Alice rümpfte die Nase. »Wenn du nichts Besseres hast.« Ihr normaler Tonfall kehrte zurück.
»Nein. Und für gewöhnlich biete ich keinen Zimmerservice an«, erwiderte Shelly und warf ihr einen scharfen Blick zu. »Friss oder stirb.«
Alice zuckte mit den Schultern. »Na schön«, lenkte sie ein, als würde sie Shelly einen Gefallen tun. »Und Dalia, Schätzchen, geh los und hol mein Foto ab. Es müsste mittlerweile fertig sein.«
»Ja, Miss Barton.«
Dalia stapfte zu der Hütte neben dem Turm, in der man Alice gewogen hatte. Vor dem Eingang stand eine Schautafel mit Fotos. Es waren die Aufnahmen, die eine Kamera auf einem Pfosten am Flussufer automatisch von allen Sprüngen machte. Dalia ließ den Blick suchend über die Bilderreihen schweifen, unvermittelt zuckte sie zusammen. Sie fuhr mit der Hand zum Mund, gewann ihre Fassung wieder, bezahlte das Foto und ging damit zurück ins Hostel.
»Es tut mir leid, Miss Barton«, erklärte Dalia und reichte ihr das Bild. »Es ist nicht sehr, äh, schmeichelhaft …«
Alice warf einen Blick auf das Foto, dann auf Dalia, die leise quiekte, während sie sich bemühte, keine Miene zu verziehen.
»Allerdings«, sagte die Assistentin, krampfhaft auf der Suche nach einer Nettigkeit, die sie sagen könnte, »sieht natürlich niemand aus wie bei einem Schönheitswettbewerb, wenn er mit aufgerissenem Mund und den Knien hinter den Ohren …«, weiter kam sie nicht, weil eine glucksende Lachsalve aus ihr heraussprudelte.
»Dalia, Schätzchen«, sagte Alice ruhig, »halt den Mund.« Sie war zwar in ihrem Stolz verletzt, aber auch erleichtert: Sie hatte den Beweis für ihren Sprung. »Schick Mr Grusich das Foto per E-Mail und finde heraus, was ich als Nächstes tun muss.«
Die Tür flog auf und Shelly erschien. Sie trug ein Tablett mit Burgern und Pommes. »Haut rein!« Sie reichte Alice grinsend einen Teller. »Gib acht, dass dir nichts auf deine hübsche weiße Hose fällt.«
»Wie schön, dass du so leicht zu erheitern bist«, entgegnete Alice, doch sie griff nach dem Teller. Mit einem Mal hatte sie einen Bärenhunger.
Sie war noch mit ihrem Burger beschäftigt, als Dalia vom Laptop aufsah.
»Mr Grusich hat Ihr Foto erhalten und als Beweis akzeptiert«, berichtete sie und machte eine kurze Pause. »Ähm, Shelly? Sagt dir zufälligerweise Tickler’s Turnpike etwas?«
»Tickler’s Turnpike?« Shelly lachte. »Verdammt, na klar! Also, das wird euch Pipi in die Augen treiben!«
Die Krieger hatten Wills Ratschlag befolgt und sich mit der Strömung treiben lassen. Die Ufer zu beiden Seiten rauschten als verschwommene grüne Streifen vorbei und schnell wurden die fünf flussabwärts von dem Turm weggetragen.
»AchduliebesGrasachduliebesGrasachmeinearmenarmenHufe …«, hatte Jasmine aufgeheult, als sie durch eine Reihe kleiner, seichter Stromschnellen gerissen wurde und ihre zierlichen Hufe über die Felsen unter Wasser schrammten.
Wenig später verengte sich der Fluss und wurde noch reißender.
»Vergesst die Strömung«, hatte Oxo gegurgelt bei dem Versuch, zu reden, ohne Wasser ins Maul zu bekommen. »Schwimmt!« Er drehte sich und paddelte, so kräftig er konnte.
Am näher gelegenen Flussufer hatte er eine kleine Bucht ausgemacht, in der sich das Wasser langsamer bewegte. Außerdem hatte er bemerkt, dass Will und Jasmine fast am Ende ihrer Kräfte waren. Er strampelte noch angestrengter, bis er plötzlich spürte, wie er seitlich aus der Strömung in das seichte Wasser der kleinen Bucht getragen wurde. Sally folgte, dann Linx. Aber Will und Jasmine waren zu klein und schwach, um die Strömung zu passieren. Sie wurden an der kleinen Bucht vorübergeschwemmt und trieben schon auf die nächsten Stromschnellen zu.
»Hört nicht auf zu paddeln!«, schrie Oxo ihnen zu. Dann warf er sich zurück in den reißenden Fluss und kämpfte sich zu den beiden strampelnden Lämmern durch
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