Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
»Lasst euch einfach treiben …«
Sie wurden erst in die Mitte des breiten Flusses gewirbelt und weiter in Richtung des anderen Ufers gegenüber dem Turm. Doch dann riss die Strömung sie flussabwärts, schneller und schneller. Einige besorgte Backpacker lösten sich aus der Zuschauergruppe neben dem Turm und rannten am Ufer entlang, um an der Seite der Schafe zu bleiben. Aber menschliche Beine waren chancenlos gegen eine rasende Strömung und nacheinander gaben sie auf.
Fix und fertig stolperte eine klatschnasse Alice aus dem Rettungsboot. Sie rechnete damit, dass man ihr einige sehr unangenehme Fragen stellen würde. Als sie sich das nasse Haar aus den Augen gestrichen hatte, sah sie die Sprungleiterin, ihre Assistentin und mehrere amtlich wirkende Leute auf sie zumarschieren. Schnell beschloss Alice, sich dumm zu stellen. Das fiel ihr nicht leicht.
Die Sprungleiterin erkundigte sich nicht einmal, ob sie verletzt war. »Kann ich bitte Ihren Ausweis sehen, Ma’am«, forderte sie direkt.
»Wie meinen Sie?«, fragte Alice und setzte ein – wie sie hoffte – verwirrtes Lächeln auf.
»Bitte weisen Sie sich aus. Ich glaube Ihnen nicht, dass Sie ›Beinahe menschlich‹ sind. Sie haben mich angelogen!«
»Sie angelogen …?« Alice schwankte. »Wann?« Sie fasste sich an den Hinterkopf und zuckte zusammen. »Oh … mein Kopf tut so weh. Ich muss ihn mir im Aufzug angestoßen haben …« Sie schwankte ein bisschen stärker.
»Ja, klar …« Das Gesicht der Sprungleiterin war jetzt ganz dicht vor ihr. »Ich will wissen, was Sie im Schilde führen, Lady!«
Alice schwankte beharrlich weiter. »Ich erinnere mich an Schafe … im Aufzug. Sie sind hereingestürmt und haben mich an die Wand gepresst …« Sie schloss die Augen und fing an, hektisch nach Luft zu ringen. »Und dann … und dann …« Sie blickte an sich hinunter. »Warum bin ich klatschnass? Oooh …« Und schon sank sie formvollendet in Ohnmacht.
Die Sprungleiterin und ihre Mitarbeiter starrten auf die am Boden liegende Alice.
»Eine Gehirnerschütterung?«, fragte einer.
»Wenn die eine Gehirnerschütterung hat, bin ich ein Kiwi«, erklärte die Sprungleiterin. Ihr Blick schweifte über die kleine Menschenmenge, die sich eingefunden hatte. »Kennt jemand diese Frau?«
Shelly drängte sich zwischen den Schaulustigen hindurch. »Ihr Name ist Alice Barton. Ich habe sie heute Morgen in Auckland abgeholt. Und das hier ist ihre Assistentin.« Gerade war Dalia atemlos eingetroffen. »Miss Barton? Miss Barton, geht es Ihnen gut?«
Sie ließ sich neben Alice auf die Knie fallen. »Oje, Miss Barton, was ist passiert?«
»Chaos, das ist passiert«, erwiderte die Sprungleiterin und knirschte mit den Zähnen. »Konfusion. Versuchter Schafsmord.«
»Schafsmord?« Dalia blickte erschrocken auf.
Einer der jungen Leute, die versucht hatten, am Ufer entlang neben den Schafen herzulaufen, stürmte auf die Gruppe zu, die sich um Alice versammelt hatte. »Sie sind aus dem Wasser geklettert! Ungefähr einen Kilometer weiter flussabwärts auf der anderen Seite«, stieß er atemlos hervor. »Ich habe sie gesehen. Alle fünf!« Alices Mund zuckte, als sie das hörte, aber sie biss sich auf die Zunge, um still und reglos liegen zu bleiben.
»Oh, Gott sei Dank!«, rief Dalia, obwohl sie keinen Schimmer hatte, was eigentlich vor sich ging.
»Na also«, sagte Shelly munter zur Sprungleiterin. »Nichts passiert. Lassen wir die Sache auf sich beruhen, ja?«
Sie ging in die Hocke und packte Alice unter den Armen. »Nimm ihre Füße, Dalia«, sagte sie.
Die Assistentin gehorchte und gemeinsam schleppten sie die tropfende Alice zum Hostel.
Shelly berichtete in knappen Worten, was geschehen war, oder jedenfalls das, was sie davon mitbekommen hatte.
»Ich habe versucht, ihr klarzumachen, dass das Outfit völlig ungeeignet ist«, fügte sie schnaufend hinzu und deutete mit dem Kinn auf Alices ruinierte Kleidung.
Im Hostel schleiften die beiden sie schließlich hinauf in den ersten Stock, ohne sich groß darum zu kümmern, dass Alices Hintern über sämtliche Stufen holperte. Die spürte jeden Stoß und hörte jedes einzelne Wort, aber sie biss die Zähne zusammen und verharrte stumm in ihrer schlaffen Haltung.
»Legen wir sie auf den Boden. Ich werde sie bestimmt nicht auf das obere Bett hieven«, sagte Shelly und ließ Alices Oberkörper fallen.
Sobald Alice sich sicher war, dass die Sprungleiterin nicht nachkam, schlug sie die Augen auf.
»Wo bin
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