Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
Roses gellende Stimme brachte die Wanduhr in Franks Küche zum Wackeln.
»Diese technischen Spielereien sind erstaunlich, was?«, sagte Frank.
»Fantastisch«, pflichtete Todd ihm bei. »Und ohrenbetäubend.«
»Wie geht es unseren Schafen?«, brüllte Ida. »Können wir sie heute endlich sehen?«
»Ja«, schwindelte Rose. »Ich bringe gleich den Laptop nach draußen auf die Weide.« Und vorsichtig trug sie das Gerät hinaus und stellte es so auf, dass die Webcam auf den Zaun zeigte. »Da sind wir. Seht ihr sie?«
Ida und Todd starrten erwartungsvoll auf den Bildschirm.
»Kannst du bitte die Kamera ein bisschen bewegen, Tante Rose«, sagte Todd. »Wir sehen nur Gras.«
»Ein Glück«, murmelte Rose leise. Sie verrückte den Laptop ein klein bisschen. »Ist es jetzt besser?«
Todd und Ida blickten wieder auf den Bildschirm. In der Ferne am Zaun konnten sie ein paar weißlich-braune Flecken ausmachen.
»Kannst du nicht ein bisschen näher rangehen, Rose?«, bat Ida. »Wir erkennen sie nur undeutlich.«
»Nein!«, wehrte Rose ab. »Sie bleiben nicht ruhig stehen, wenn ich ihnen zu nahe komme.« Sie wartete noch einige Sekunden, dann rief sie: »Das war’s. Ich gehe jetzt wieder ins Haus. Mir wird kalt. Hier hat es keine dreißig Grad, wisst ihr. Aber wir sprechen uns bald wieder. Auf Wiederhören!« Und der Laptop klappte zu.
»Na gut«, seufzte Ida, als der Bildschirm vor ihr schwarz wurde.
Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Todd … findest du nicht, dass die Schafe ein wenig … merkwürdig aussahen?«
Todd schüttelte den Kopf. »Nein, Oma.«
»Nein?«
»Nein. Sie sahen überhaupt nicht aus wie Schafe.«
Im frostigen Herbstwind von Murkton-on-Sea auf der anderen Seite der Erdkugel hastete Rose zum Weidezaun. Sie bückte sich und machte sich daran, die Schafe von den Drähten zu lösen. Das heißt die fünf ausgeschnittenen Papierschafe, die sie mit Filzstift und Strickwolle dekoriert hatte.
Rose stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie wollte Ida und Todd die Ferien nicht verderben. Aber war es richtig, ihnen die Wahrheit zu verschweigen?
»Zum Glück hat es nicht geregnet«, sagte sie zu den Papierschafen. »Lange halte ich diese Komödie allerdings nicht mehr durch. Ich muss ihnen die Wahrheit sagen.«
Während Ida ihre Eisschokolade schlürfte und rätselte, was mit Rose los war, machte Todd mit Onkel Frank einen Rundgang über das Gelände, um zu überprüfen, dass alle Tiere der Schutzstation sicher für die Nacht untergebracht waren.
Anschließend stand Todd im Hof und schaute zu dem herrlichen Sternenhimmel hinauf. Er senkte den Blick ein wenig und erstarrte. Er glaubte, ein gedämpftes Licht im obersten Fenster des Jungfernturms zu sehen. Es bewegte sich huschend wie der Lichtkegel einer Taschenlampe. Plötzlich erlosch es. Hatte er sich das nur eingebildet?
»Komm schon, Kumpel«, sagte Onkel Frank. »Es ist ein bisschen spät zum Sternegucken.«
Todd kam sich mit einem Mal dumm vor. Bestimmt war nur seine Fantasie mit ihm durchgegangen. Er folgte Onkel Frank zurück in die Küche, wo sich die Unterhaltung bald wieder um das Skype-Gespräch drehte.
»Rose war ja immer schon ein bisschen zerstreut«, sagte Frank, »aber nicht einmal sie ist in der Lage, eine ganze Schafherde zu verlieren. Also los, ihr beiden bekloppten Briten, ins Bett mit euch!«
Die fünf Krieger verbrachten die Nacht in tiefem Schlaf auf der Wiese am Rotapangi River und fühlten sich beim Aufwachen frisch und munter. Als die Sonne aufging, begann ihr Fell vollends zu trocknen und ihnen wurde wärmer und behaglich zumute.
»Sally, ich kapiere einfach immer noch nicht, warum du wie ein Vogel von diesem Turm gesprungen bist«, sagte Oxo.
»Ich dachte, Tuftella hätte gerufen«, erklärte Sally. »Aber ich fürchte, das waren nur Menschen.«
Jasmine war mit ihren Gedanken woanders. Sie betrachtete prüfend einen ihrer Hufe. »Schaut euch bloß diese Scharte an«, klagte sie verärgert. »Ich brauche dringend Huflack. Wo ist denn unsere Feedingsda, wenn ich sie brauche?«
Das wusste keiner. Als sie sie das letzte Mal gesehen hatten, wurde sie gerade am Ende eines Gummiseils in den Himmel katapultiert. Das alles war ziemlich mysteriös.
»Na ja«, ergriff Oxo wieder das Wort. »Wenn eine Feedingsda verloren geht, bleibt einem immer noch eins.«
»Was denn?«, fragten die anderen.
»Frühstücken.«
Während die Schafe sich daraufhin hinter dem Bootshaus hungrig über das saftige Gras hermachten,
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