Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
Grashalm. Aber das Eigenartigste überhaupt waren die blubbernden Teiche mit grauem Schlamm. Sie erzeugten die seltsamen Geräusche.
»Kommt nicht vom Weg ab«, warnte Will. »Der Schlamm scheint schrecklich heiß zu sein.«
»Aber wir sind auf dem richtigen Weg, Liebes«, rief Sally aufgeregt vom hinteren Ende des Trupps.
»Wisst ihr noch:
Durch schäumende Gewässer, elendes Buschland
führt er sie voran,
sie durchstehen Hunger, Durst,
modrige Sümpfe und Schlamm …«
»Mann, da hat jemand vergessen, zu erwähnen, dass der Schlamm siedend heiß ist«, murrte Linx.
»Und dass er stinkt«, fügte Oxo hinzu.
»Geht weiter und passt auf, wo ihr hintretet«, sagte Will.
Shelly erzählte Alice von der erstaunlichen Wirkung der Schlammbäder von Wanageeki und Alice hörte aufmerksam zu. Sie trug mittlerweile trockene Kleidung und saß mit den beiden anderen Frauen in Trevor am Tickler’s Turnpike. Die Sache mit den Schafen erschien ihr nach wie vor verdächtig, aber sie war zu dem Schluss gekommen, dass es lächerlich war, Dalia dafür verantwortlich zu machen. Gerade hatte sie sowieso andere Sorgen, denn ihr ganzer Körper war mit Prellungen überzogen und schmerzte. Aus diesem Grund erzählte Shelly ihr von den Schlammbädern. Offensichtlich waren sie »allererste Sahne« als Heil- und Pflegeprodukt und Alice sehnte sich nach einem kleinen Verwöhnprogramm.
»Also, was meinst du? Reicht die Zeit, um es mal auszuprobieren?«, fragte Shelly.
Wie aufs Stichwort verkündete ein Ping den Eingang einer E-Mail auf dem Laptop, den Dalia auf den Knien hielt. Die Assistentin öffnete die Nachricht.
»Sie ist von Mr Grusich«, sagte sie. »Er hat das Turnpike-Foto akzeptiert.«
»Wie großzügig von ihm«, schnaubte Alice.
»Und er schickt die Anweisungen für Ihre nächste Prüfung.« Dalia las schweigend. »Oh …«
»Muss ich zum Hai-Wrestling?«, erkundigte sich Alice.
»Nein … nichts dergleichen … vielleicht wird es sogar nett. Zuerst einmal müssen wir nach Australien weiterreisen«, berichtete Dalia. »Nach Brisbane.«
»Um was zu tun?«
Dalia drehte den Laptop, sodass Alice auf dem Bildschirm mitlesen konnte. »Die Einzelheiten teilt er uns am Donnerstag mit. Da müssen Sie sich in The Gabba einfinden.«
»Wo bitte?«, fragte Alice mit schneidender Stimme.
»The Gabba?«, mischte sich Shelly ein. »Das ist das Cricket-Stadion von Brisbane. Und Donnerstag ist der erste Tag des Matchs Australien gegen England.«
Während sie die wenigen Kilometer von Tickler’s Turnpike nach Wanageeki fuhren, erteilte Shelly Alice etwas Erdkundeunterricht. »Wanageeki ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo die Erdkruste so dünn ist, dass heißes Wasser oder Schlamm direkt durch Spalten im Boden austreten kann«, berichtete sie stolz. »Das ist ein Naturphänomen.«
Alice interessierte das nicht. Sie wollte einfach nur ankommen.
»Es gibt Hunderte von Becken«, fuhr Shelly fort. »Sie liegen über diesen Spalten. Manche sind so groß wie Schwimmbecken, andere so klein wie Badewannen. In einigen ist das Wasser kristallklar, in anderen von einem milchigen Gelb. Und am besten sind die, die nicht mit Wasser, sondern mit heißem blubberndem Schlamm gefüllt sind.«
Alice gähnte. »Also, wo bekomme ich die Eintrittskarte?«
Shelly parkte den Wagen neben dem Wanageeki-Kurbad. »Da drüben«, antwortete sie.
Am anderen Ende der Ortschaft hatten die Schafe endlich das Labyrinth an glucksenden Schlammlöchern durchquert, das direkt neben dem See lag. Der Boden unter ihren Hufen war stetig weicher geworden und die Farben hatten von leuchtendem Rot, Gelb und Schwarz zu reinem Grün gewechselt.
»Gras!«, schrie Oxo. »Und ich dachte schon, ich würde nie mehr welches sehen!«
Hungrig fraßen sie eine Weile.
»Mann, das schmeckt nach faulen Eiern«, murmelte Linx.
»Isch mir mleich«, mampfte Oxo. »Isch hab Mohldampf …«
»AchduliebesGras … Ich bekomme doch davon keinen Mundgeruch, oder?«, fragte Jasmine und blickte erschrocken auf. »Ich meine, man weiß ja nie, wen man so trifft, nicht wahr?«
»Nur unsere Feedingsda«, murrte Oxo so leise, dass Sally es nicht hören konnte. »Ihr werdet schon sehen. Kaum haben wir gerade mal einen halben Magen voll, taucht sie auf.«
Aber das tat sie nicht. Und als sogar Oxo genug gefressen hatte, wanderten die Schafe weiter.
Hie und da kamen sie an kreisförmigen, steinigen Stellen vorbei, auf denen kein Gras wuchs. Manche waren von einem niedrigen Zaun
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